Benediktiner, Franziskaner, Dominikaner und viele mehr: Mönchsorden im Mittelalter
Unter einem Orden vesteht man eine Gemeinschaft von Männern oder Frauen, die nach bestimmten, festgelegten Regeln leben und sehr häufig ein Ordensgewand, den Habit, tragen. Zentral und für ihre spirituelle Ausrichtung entscheidend sind dabei drei Lebensprinzipien: Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam. Sie werden als Evangelische Räte bezeichnet, da sie für die Lebensweise Jesu charakteristisch sind, wie sie in den Evangelien beschrieben wird. Bewusst nennt man diese drei Prinzipien „Räte“ und nicht „Vorschriften“: Sie stellen nämlich keine zwingenden Verpflichtungen für alle Christen dar, sondern Empfehlungen (oder eben „Räte“), die jeder Christ in unterschiedlich intensiver Weise befolgen kann. Ordensleute haben sich für eine sehr intensive, um nicht zu sagen radikale Interpretation dieser Räte entschieden, da sie sich nach einer Zeit der Prüfung feierlich in der sogenannten Profess bis zum Ende ihres Lebens auf sie festlegen. Diese Selbstverpflichtung lässt sich als Versuch verstehen, der Lebensweise Jesu so nahe wie möglich zu kommen.
Die Vorläufer des Mönchtums in der Wüste
Doch wie kam es zu dieser besonderen Lebensform? Erste Vorläufer zu den Ordensgemeinschaften, wie wir sie heute kennen, finden sich schon in den ersten Jahrhunderten des Christentums in der ägyptischen und syrischen Wüste. Dorthin begaben sich Männer, die die Botschaft Jesu und sein Leben besonders ernst nehmen wollten und dafür eine radikale Ausdrucksweise fanden: Sie bemühten sich asketisch darum, von den eigenen Bedürfnissen möglichst frei zu werden, lebten zurückgezogen und sexuell enthaltsam in der Wüste und fasteten viel – nicht zuletzt, um auf die Begrenztheit alles Irdischen und alles Vergänglichen aufmerksam zu machen.
Lebten diese Männer komplett allein in der Wüste, werden sie als Eremiten (griech. eremos, Wüste) bezeichnet; manche schlossen sich dort mit anderen zusammen und tragen dann die Bezeichnung Koinobiten (griech. koinos, gemeinsam). Der Rückzug aus der Gesellschaft der insgesamt Anachoreten (griech. anachoreo, sich zurückziehen) genannten Männer enthält zugleich eine gesellschaftskritische Komponente. Sie stellten mit ihrer auch für damalige Verhältnisse ungewöhnlichen Lebensweise die in der Gesellschaft geltenden Regeln und Werte prinzipiell in Frage. Einer der berühmtesten und in der Kunst häufig dargestellten Anachoreten ist der hl. Antonius (ca. 251-356) (vgl. z. B. Isenheimer Altar).
Die Benediktiner
Beide Komponenten, der Rückzug aus der Gesellschaft wie auch das gemeinschaftliche Leben, finden sich in dem Orden, der als der älteste, traditionsreichste und wirkmächtigste des Christentums überhaupt gelten darf: die Benediktiner (Ordenskürzel OSB für Ordo Sancti Benedicti). Sie sind heute noch leicht an ihrem komplett schwarzen Ordensgewand erkennbar.
Die Geburtsstunde der Benediktiner und damit des Mönchtums, wie wir es heute kennen, liegt im Jahr 529. Kaiser Justinian schließt in Athen die Akademie Platons. Diese war über 900 Jahre lang der Inbegriff für Philosophie und pagane Bildung gewesen. Im gleichen Jahr gründet Benedikt von Nursia auf dem Monte Cassino bei Neapel das erste Benediktinerkloster. Damit legt er den Grundstein für eine weit mehr als tausendjährige Geschichte der Vermittlung christlicher Bildung durch die Klöster. Insofern symbolisiert dieses Jahr den nicht ganz konfliktfreien Übergang der heidnischen Bildung in christliche Hände.
Dennoch war es keineswegs Benedikts Ziel, eine Bildungseinrichtung zu schaffen. Er wollte vielmehr eine Gemeinschaft von Männern formen, die nach den Grundsätzen des Evangeliums lebten, die er in seiner berühmten Ordensregel (der Regula Sancti Benedicti) für das tägliche Zusammenleben konkretisierte. Sie wurde nicht nur die Grundlage für sehr viele spätere Orden und gilt im Benediktinerorden unverändert bis heute noch, sondern zeigt zugleich seine umfassende Klugheit und Menschenkenntnis.
Auch der gesellschaftskritische Aspekt der Wüstenväter bleibt bei ihm erhalten: So ordnet er die Rangfolge der neuen Gemeinschaft (etwa beim Essen oder im Gottesdienst) nach dem Eintrittsalter des jeweiligen Mönches an – die das Mittelalter so sehr prägenden Standesunterschiede spielen in Benedikts Regel keine Rolle.
Der berühmte Grundsatz „Bete und arbeite!“ (Ora et labora!) stammt in dieser Formulierung zwar nicht von Benedikt selbst. Er macht dennoch zutreffend deutlich, dass Benediktinermönche kontemplativ leben, d. h. sich beschaulich und von der Welt zurückgezogen dem Gebet hingeben; zugleich aber muss sich ein jedes Kloster wirtschaftlich selbst tragen, indem die Mönche ihren Lebensunterhalt selbst verdienen.
Der zwischen den ursprünglich 7 Gebetszeiten genau aufgeteilte regelmäßige Tageslauf ermöglichte viel produktive Tätigkeit, weshalb Klöster für die Rodung und Urbarmachung des Landes in der Geschichte genauso wie später als Bildungseinrichtung eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben. Nicht zuletzt verdanken wir die Mehrzahl der mittelalterlichen Manuskripte den ausdauernden und begabten Händen fleißiger Mönche.
Der zwischen den ursprünglich 7 Gebetszeiten genau aufgeteilte regelmäßige Tageslauf ermöglichte viel produktive Tätigkeit, weshalb Klöster für die Rodung und Urbarmachung des Landes in der Geschichte genauso wie später als Bildungseinrichtung eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben. Nicht zuletzt verdanken wir die Mehrzahl der mittelalterlichen Manuskripte den ausdauernden und begabten Händen fleißiger Mönche.
Misstände und Reformbewegungen
Doch im Laufe der Jahrhunderte geriet die radikale Ausrichtung an der Lebensweise Jesu auch im Mönchtum immer wieder in Vergessenheit und es kam zu einer häufig problematischen Beziehung zu den weltlichen Herrschern, die sich nicht nur als Stifter eines Klosters betätigten, sondern nicht selten auch im weiteren Verlauf massiv in die Geschicke des Klosters im eigenen Interesse eingriffen, z. B. bei der Bestimmung des Abtes. Auch die Mönche selbst wurden in ihrer Lebensweise lax, lebten zum Teil nicht mehr von ihrer Hände Arbeit, sondern von Spenden und Zustiftungen und frönten einer ausschweifenden Lebensweise, die nichts mehr mit der ursprünglichen Gründungsidee Benedikts von Nursias zu tun hatte.
Auf diese Entwicklungen innerhalb des Mönchtums reagierten immer wieder neu verschiedene Reformbewegungen, von denen die von Cluny eine der wichtigsten ist. Strukturell begünstigt wurde sie dadurch, dass der Gründer des Klosters, Wilhlem I. von Aquitanien (gest. 918), es nach seiner Gründung im Jahr 910 direkt dem Papst unterstellte. Damit betonte Cluny und alle seine etwa 1200 in ganz Europa mit ihm verbundenen Klöster (darunter auch das deutsche Kloster Hirsau) ihre Unabhängigkeit von weltlichen Herrschern. Das machte sich die Reformbewegung zunutze, indem sie die strenge Beachtung der Benediktsregel in allen Klöstern anmahnte, Ausschweifungen (auch liturgischer Art) unterband und wieder mehr die Begrenztheit aller irdischen Güter in Erinnerung rief.
Die Stärkung des Papsttums im Investiturstreit und in den Auseinandersetzungen mit dem römischen Stadtadel wurde ebenfalls ein Anliegen der cluniazensischen Reform und zeigt ihre gesamtkirchliche Bedeutung. Im weiteren Verlauf der Jahrhunderte griffen aber auch in Cluny wiederum ähnlich ausschweifende Tendenzen um sich, gegen die die Reformbewegung ursprünglich selbst zu Felde gezogen war. Das zeigte sich zum Beispiel am Bau der heute als Cluny III bekannten Kirche: Sie sollte bis zur Weihe des Petersdoms 1626 in Rom die größte Kirche der Christenheit bleiben!
Die Zisterzienser
Die Ausschweifungen in Cluny bezüglich Lebensweise, Kirchen- und Klosterbau waren ein Auslöser für die Gründung eines weiteren Reformordens, der in Kirche und Gesellschaft Maßstäbe gesetzt hat: die Zisterzienser (OCist). 1098 legte Robert von Molesme den Grundstein für diesen Orden und Stephan Harding gab ihm wenig später seine Verfassung. Doch ohne den hl. Bernhard von Clairvaux (1090-1153) hätte diese Neugründung (erkennbar an ihrem weißen Untergewand mit dem schwarzen Skapulier darüber) höchstwahrscheinlich allein personell die Anfangsjahre nicht überstanden.
Denn mit seiner fessselnden, charismatischen Art brachte Bernhard nicht nur bereits bei seinem Eintritt knapp 30 Verwandte und Freunde mit in den Orden, sondern gründete im Laufe seines Lebens 165 Filiationen, was die Hälfte aller damals bestehenden Zisterzen ausmachte. Seine Fähigkeit, die Massen mitzureißen, die etwa bei seinen Predigten für den 2. Kreuzzug (1147-1149) spürbar wurde, erklärt sich u. a. aus Bernhards radikaler Art: Er übertrieb es am Anfang seines Klosterlebens derart mit der Askese, dass er sich ein gravierendes, lebenslanges Magenleiden zuzog.
Gleichzeitig war es genau diese Kompromisslosigkeit, die viele Mönche und Nonnen dazu bewog, wieder bewusst an die radikale Nachfolge Jesu aus dem frühen Mönchtum anzuknüpfen. Obwohl selbst von streng kontemplativer Ausrichtung, engagierte sich der Ordensmann in politischen, gesellschaftlichen und weltkirchlichen Angelegenheiten außerhalb des Klosters nicht weniger leidenschaftlich. Des dadurch entstandenen Rollenkonflikts war er sich wohl bewusst. Er bezeichnete sich in einem Brief einmal als „Chimäre meiner Generation“, also als Mischwesen, da er aufgrund seines Habits kein Laie, aufgrund seiner Lebenweise aber auch nicht mehr richtig Mönch sei.
Alle bisher erwähnten Orden gehören zu den so genannten Mönchsorden, man sagt auch zur monastischen Lebensform unter den Ordensgemeinschaften. Sie zeichnet aus, dass sie in Klausur, also einem Kloster leben, das sie im Prinzip nicht oder nur nötigenfalls verlassen, und sich neben der für das Überleben erforderlichen Arbeit ganz auf die Kontemplation und das gemeinesame Stundengebet konzentrieren.
Im Unterschied zum Mönchtum im engeren Sinn entstand im 11. Jahrhundert eine andere Form des gemeinschaftlichen Zusammenlebens, das sich zwar am gemeinschaftlichen Leben des Mönchstum orientiert, aber dabei doch so eigene Akzente setzt, dass diese Ordensgemeinschaften nicht mehr den klassischen Mönchen zugerechnet werden: u. a. die Augustiner Chorherren.
Die Augustiner Chorherren
Die Augustiner Chorherren entstanden aus Kanonikern, d. h. geweihten Männern der katholischen Kirche, die an einer Kathedrale, Basilika oder Ordenskirche ihren liturgischen Dienst tun und sich nicht nur zur Feier der Eucharistie, sondern auch zu den so genannten kanonischen Stunden, dem Stundengebet, versammeln. Die Augustiner Chorherren zählen dabei zu den Regularkanonikern, weil sie sich in ihrem Zusammenleben an der Regel (regula) des hl. Augustinus (354-430) orientieren und daher, wie die Mönche auch, ganz auf Privateigentum verzichten.
Der bleibende Unterschied zu Mönchen besteht jedoch darin, dass sie nicht von ihrer Hände Arbeit leben, sondern sich ganz der Seelsorge und Bildung verschreiben, was bei klassischen Mönchsorden kaum zum Profil gehört. Nach der Regel des hl. Augustinus lebten auch Frauen in Stiften zusammen, sie werden dann als Augustiner Chorfrauen bezeichnet (vgl. den Codex Guta-Sintram).
Die Prämonstratenser
Auch die Prämonstratenser sind keine Mönche im ursprünglichen Sinn, sondern Chorherren, wurden als Ordensgemeinschaft im Jahr 1120 von Norbert von Xanten (1085-1134) gegründet und leben ebenfalls nach der Augustinus-Regel. Sie sind an ihrem schneeweißen Habit zu erkennen. Eine Besonderheit der Ordensgründung ist, dass ursprünglich Männer und Frauen in so genannten Doppelklöstern zusammenlebten.
Doch noch im 12. Jahrhundert wurde diese Doppelstruktur wieder aufgelöst, indem man sich für eigenständige Männer- oder Frauenklöster entschied. Außerdem gab es in diesem Orden neben den geweihten Kanonikern (canonici) auch so genannte Laienbrüder (conversi), die durch ihre Handarbeit wesentlich zu den bemerkenswerten landwirtschaftlichen Erfolgen beigetragen haben, insbesondere bei der Christianisierung Norddeutschlands.
Die Bettelorden
Die bekanntesten Orden, die nicht mehr wie z.B. Benediktiner und Zisterzienser als Mönche bezeichnet werden, sind die so genannten Bettelorden. Zu ihnen zählen die Franziskaner, die Dominikaner, die Karmeliten und die Augustiner-Eremiten. Anlass für ihre Gründungen waren im 13. Jahrhundert einmal mehr Missstände, Fehlentwicklungen und Tendenzen der Verweltlichung in der Kirche, insbesondere was die Fragen nach Besitz und Reichtum betraf.
Gegen z. T. ausschweifenden Reichtum und weitreichenden Besitz vieler Klöster und Bistümer hoben die Bettelorden wieder radikal den Evangelischen Rat der Armut hervor und wollten deshalb, jedenfalls am Beginn ihrer Gründungen, ganz von Almosen und Spenden leben. Dieses Merkmal verflüchtigte sich jedoch relativ schnell und auch innerhalb der neuen Ordensgemeinschaften gab es immer wieder Streit etwa um die Frage, ob die Klostergemeinschaft als Ganze Besitz haben darf und wie denn der Rat der Armut genau zu verstehen sei.
Die Franziskaner
Die Franziskaner fanden zunächst radikale Antworten auf diese Fragen. In der Person ihres Gründers, des hl. Franziskus von Assisi (1181-1226), verband sich das Bemühen um eine intensive Beziehung zu Gott in paradigmatischer Weise mit dem Versuch, in strikter Armut zu leben. Nachdem er etwa 1205 in der Kirche San Damiano vor dem heute noch bekannten Kreuz einen Auftrag Jesu vernommen hatte, kam es auf Grund seiner anstößigen Lebensweise in völliger Armut zu schweren Auseinandersetzungen mit seiner schwerreichen Herkunftsfamilie und schließlich zum Bruch mit ihr.
Seine neue Heimat fand er in zahlreichen Anhängern und Freunden, die sich seiner ungewöhnlichen Lebensweise anschlossen, um ganz nach dem Evangelium zu leben. Im Zusammenwirken mit der hl. Klara (1194-1153), die für den weiblichen Zweig eine eigene Regel verfasste, entstand daraus der neue Orden der Franziskaner, die sich zunächst als Ausdruck ihrer Bescheidenheit als fratres minores bezeichneten, als Minderbrüder.
Im Laufe der Jahrhunderte kam es zu Differenzierungen und Aufspaltungen, sodass heute als Minoriten im speziellen ein Ordenszweig gilt, dessen Brüdern gemeinschaftlicher Besitz erlaubt ist und die an ihrem schwarzen Habit zu erkennen sind. Umgangssprachlich werden sie deshalb als schwarze Franziskaner bezeichnet werden, das Ordenskürzel ist OFMConv. Dagegen tragen die als Observanten bezeichneten Brüder (mit dem Ordenskürzel OFM) einen braunen Habit und bemühen sich um eine besonders strenge Auslegung der Franziskus-Regel. Von ihnen spalteteten sich 1528 die Kapuziner ab, was sie auch an der veränderten Form ihres ebenfalls braunen Habits deutlich machten.
Die Dominikaner
Eine fast zeitgleich zu den Franziskanern entstandene Ordensgemeinschaft sind die von dem Spanier Dominikus (1170-1221) gegründeten Dominikaner. Dominikus fiel durch den Kontakt mit der vor allem in Südfrankreich verbreiteten Bewegung der Katharer auf, wie notwendig sowohl eine gute theologische Ausbildung als auch eine authentische Lebensweise waren, um den extremistischen Strömungen dieser Zeit Einhalt zu gebieten. Deshalb verzichtete er bei seinen Predigtreisen auf ein Pferd als Reittier und lebte zunächst vom Betteln, was wegen der befürchteten Nähe zur Lebensweise der Häretiker nicht ungefährlich war.
Dominikus gelang jedoch die päpstliche Anerkennung und der Orden fand seine hauptsächliche Bestimmung in Seelsorge und Predigt. Dies drückt auch die Selbstbezeichnung als Ordo praedicatorum aus, also als Orden der Prediger(brüder). Die für eine gute Predigt unabdingbare profunde theologische Ausbildung brachte eigene Ordenshochschulen und vor allem mehrere glänzende Theologen hervor, unter vielen anderen den bedeutendsten Theologen des Mittelalters, Thomas von Aquin (1225-1274). Dabei kam es auch immer wieder zu gelehrten Streitigkeiten zwischen Mitgliedern des Franziskaner- und des Dominikanerordens. Erkennbar sind Dominikaner an ihrem weißen Habit mit weißem Zingulum; der Chormantel für die Liturgie ist schwarz.
Die Karmeliten
Die Karmeliten weisen in ihrem Ursprung die Besonderheit weniger Orden auf, dass sie sich nämlich nicht auf eine einzelne Gründerpersönlichkeit zurückführen lassen. Vielmehr sind sie aus Kreuzfahrern und Pilgern entstanden, die sich in der Mitte des 12. Jahrhunderts auf dem Berg Karmel in Palästina zuächst als Eremiten niedergelassen und in einem lockeren Verbund zu einem streng kontemplativen Leben zusammengeschlossen hatten. Als sie im 13. Jahrhundert wegen der zunehmenden Bedrohung durch Sarazenen nach Europa fliehen mussten, wandelte sich auch ihre Lebensweise und sie nahmen dort die Lebensform der Bettelorden an. Ihr Habit ist braun und an Festtagen weiß.
Im 15. Jahrhundert kam ein weiblicher Zweig zur Ordensgemeinschaft hinzu, die Karmelitinnen. Theresa von Avila (1515-1582) unternahm dann mit Johannes von Kreuz (1542-1591) wichtige Reformbewegungen, die nicht nur zu einer wieder mehr an den Ursprüngen orientierten radikaleren kontemplativen Ausrichtung, sondern nach ihrem Tod auch zu einer Spaltung in die beschuhten und unbeschuhten Karmeliten und Karmelitinnen führte: Letztere tragen bis heute tatsächlich keine Schuhe, sondern Sandalen als Schuhe der armen Leute und sind einer der strengsten Frauenorden, die es gibt. Sie leben in kompletter Isolation im Kloster, das die Nonnen tatsächlich nicht verlassen und nur Ärzte und Handwerker betreten können. Das Sprechzimmer mit einem Gitter symbolisiert diese radikale Abwendung von der Welt.
Die Augustiner-Eremiten
Der letzte Orden, der zu den Bettelorden zählt, sind die Augustiner-Eremiten. Von ihrer Gründung her betrachtet, ist die Beziehung zum hl. Augustinus jedoch eher lose: Vielmehr ging es im 13. Jahrhundert darum, beim Zusammenschluss mehrerer lose verbundener Gruppen von Eremiten eine bereits anerkannte Regel zu finden, da das IV. Laterankonzil 1215 die Gründung neuer Orden eigentlich untersagt hatte.
Da die Augustinus-Regel viele Dinge offenließ, eignete sie sich dafür gut. Die eremitische Lebensweise war ebenfalls bald keine tatsächliche Eigenschaft des Ordens mehr, sodass 1963 das Wort „Eremiten“ aus der Selbstbezeichnung gestrichen wurde und der Orden heute noch als Ordo Sancti Augustini (OSA) bekannt ist. Der bekannteste Augustiner-Eremit der Geschichte dürfte Martin Luther (1483-1546) sein.
Beginen und Inklusen
Eine besondere Mischform zwischen dem Leben von Ordensleuten und Laien stammt aus den Niederlanden und fand ab dem 13. Jahrhundert einige Ausläufer in Deutschland. Vor allem eine Bewegung von und für Frauen, lebten die so genannten Beginen (oder – seltener – bei Männern: Begarden) ohne Ordensgelübde und Klausur, aber sehr wohl oft in einer Gemeinschaft zusammen, dem Beginenhof. Dort widmeten sie sich dem Gebet und der tätigen Nächstenliebe, indem sie auch caritative Aufgaben übernahmen.
Manche entschieden sich auch für ein Leben in einer Klause (oder einem Inklusorium), also einem gänzlich abgeschiedenen kleinen Raum, von dem aus sie auf den Altar einer Kirche blicken konnten. Der berühmteste Heilige aus einer Klause ist sicherlich Niklaus von Flüe (1417-1487). Sein Beispiel zeigt, wie ein völlig zurückgezogenes Leben in die Klause der Ranftkapelle und eine aktive Mitgestaltung der politischen und kirchlichen Umwelt keinen Widerspruch darstellen müssen.
Die Jesuiten
Zeitgenössische Spötter meinten, die von Ignatius von Loyola (1491-1556) unter der Bezeichnung Societas Iesu (SJ) gegründete Ordensgemeinschaft der Jesuiten sei gar kein richtiger Orden: Dazu fehle ihnen das Ordensgewand, richtige Klöster und das gemeinsame Stundengebet. Diese Dinge gab Ignatius seinem Lebenswerk tatsächlich nicht mit auf seine mittlerweile bald 500 jährige Geschichte. Dennoch hat der größte Männerorden der katholischen Kirche in unvergleichlicher Weise die Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft beeinflusst.
Ignatius gründete den Orden zwar nicht als Werk der Gegenreformation, sondern wollte sich ursprünglich mit Freunden im Heiligen Land niederlassen. Doch als aus diesen Plänen nichts wurde, stellten sich die Freunde direkt Papst Paul III. zur Verfügung (daher das zusätzliche besondere Gehorsamsversprechen gegenüber dem Papst, das alle Mitglieder des Ordens ablegen).
Der setzte den Orden dann nicht nur tatsächlich für die Gegenreformation ein, sondern musste auch damit rechnen, dass manche Ordensmitglieder eine besonders kritische und zugleich loyale Haltung zur katholischen Kirche einnahmen: Ohne den Einspruch Friedrich Spees hätten die Hexenverfolgungen in Europa einen anderen Verlauf genommen, in Südamerika zeigten die so genannten Jesuitenreduktionen, zu welchen Blüten ein menschenwürdiger Umgang mit der scheinbar so wilden Urbevölkerung führen konnte und das Bildungswesen wäre für Schüler und Studenten ohne die heute noch renommierten Kollegien und Ordenshochschulen der Jesuiten ein ganz anderes.
Sein Einfluss war den Kritikern des Ordens häufig zu groß und man unterstellte den Jesuiten elitäre Arroganz. Tatsächlich legt der Orden noch heute größten Wert auf eine fundierte, auch philosophische Ausbildung und viele Ordensmitglieder betätigen sich in außertheologischen Berufen (wie etwa in naturwissenschaftlicher Forschung). Der mit Sicherheit berühmteste Jesuit unserer Tage ist Jorge Mario Bergoglio, der 2013 nach seiner Papstwahl aber mit der Wahl des Namens Franziskus bewusst an den hl. Franz von Assisi anknüpfte – und nicht an Franz Xaver (1506-1552), einem Zeitgenossen des Ignatius und Gründungsmitglied des Ordens.