Legenda Aurea - Goldenes Legendarium
Ein gotisches Meisterwerk eines italienischen Meisters, geschaffen am ungarischen Königshof: Die Legenda Aurea aus Ungarn entstand um 1330 und wurde vom ungarischen König Karl I. (Karl Robert) als Geschenk an seinen Sohn in Auftrag gegeben. Die Handschrift enthält 105 ganzseitige, lebendige Miniaturen, die immer vor einem schimmernden Goldhintergrund stehen und Szenen aus dem Leben bedeutender Heiliger in leuchtenden Farben darstellen. Sie ist eine Erweiterung des gleichnamigen Werks von Jacobus de Vorraigne und konzentriert sich insbesondere auf Heilige, die mit der Familie Anjou in Verbindung stehen, sowie auf hohe Kirchenvertreter aus Ungarn und Polen. Jede Miniaturseite ist in vier Szenen unterteilt, die durch kunstvolle Rahmen voneinander abgegrenzt werden. Einige stilistische Feinheiten des gotischen Werks deuten bereits die aufkommende Renaissance an.
Legenda Aurea – Goldenes Legendarium
Etwa 1330 gab König Karl I. Robert von Ungarn aus dem Hause Anjou eine Handschrift in Auftrag, die er seinem dreijährigen Sohn Andreas schenkte. Die Handschrift war eine Erweiterung zur berühmten Legenda Aurea des Dominikanermönches Jacobus de Vorragine. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Lebensgeschichten Heiliger und Heiligenlegenden. Das ungarische Legendarium rückt dabei besonders die Personen in den Vordergrund, die für die Familie von Anjou eine besondere Bedeutung hatten. Ein prachtvoller Bilderzyklus von 105 meist ganzseitigen Miniaturen auf goldenem Grund illustriert die kostbare Handschrift.
Ein Bilderbuch für den Prinzen
Das Goldene Legendarium ist ein für Kinder gedachtes Bilderbuch, in dem kurze Texte die im Bild dargestellten Szenen beschreiben. König Karl von Ungarn wollte seinen Sohn schon früh mit den Legenden der Heiligen vertraut machen, die mit der Familie von Anjou verbunden waren. Dargestellt sind Szenen aus dem Leben wichtiger biblischer Personen aus verschiedensten Epochen. Darunter befinden sich Apostel und Märtyrer, Mönche, die Heilige Jungfrau Maria aber auch hohe kirchliche Würdenträger aus Ungarn und Polen.
Meisterwerke der Gotik
Die qualitativ hochwertigen Miniaturen stammen wohl aus einer wichtigen Schreibstube der späten Gotik. Die seitenfüllenden Bilder sind aufgeteilt in jeweils vier Szenen, die von aufregend gemusterten Bordüren umrahmt sind. Die dramatischen und eleganten Miniaturen auf goldenem Hintergrund strahlen in einer lebendigen Vielfalt von leuchtenden Farben. Wer genau den Codex illustrierte, ist heute nicht nachvollziehbar. Allerdings stammten die Meister wohl aus Bologna, der Schule der Malerei des sogenannten Trecento. Als Trecento wird der Stil der Kunst und Architektur bezeichnet, der der Renaissance vorangeht. Die Miniaturen des ungarischen Legendariums zeigen Stilelemente der naiven Gotikmalerei und sind bereits von stilverändernden Einflüssen der Renaissance geprägt.
Ein weltweit bekannter Buchschatz
Das Goldene Legendarium aus Ungarn mit seinen farbenprächtigen Miniaturen, die mit teils aufwendig bearbeiteten Goldgründen hinterlegt sind, ist ein Prachtexemplar gotischer Buchkunst. Das Werk wurde in mehrere Stücke aufgeteilt und befindet sich heute in einigen der renommiertesten Bibliotheken weltweit. Der Hauptteil des Manuskripts wird in der Vatikanischen Bibliothek aufbewahrt. 20 Miniaturseiten wurden von der Morgan Library in New York erstanden. Fünf weitere Blätter befinden sich in der Eremitage in St. Petersburg.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Heiligenleben
Legendarium der ungarischen Anjou
Ungarisches Legendarium
Anjou Legendarium - Golden Legend
Vitae Sanctorum
Hungarian Angevin Legendary
Legendario Angioino Ungherese
Legendar der Anjou
Vite dei Santi - Umfang / Format
- 212 Seiten / 28,0 × 21,5 cm
- Herkunft
- Ungarn
- Datum
- Um 1330–1340
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Gotisch
- Buchschmuck
- 105 meist ganzseitigen Miniaturen (jede Seite mit 4 Szenen) mit reichem Goldgrund
- Inhalt
- Szenen aus dem Leben bedeutender Heiliger auf Grundlage der Legenda Aurea
- Auftraggeber
- König Karl I. von Ungarn (1288–1342)
- Künstler / Schule
- Meister des Ungarischen Legendariums
Bologneser Schule - Vorbesitzer
- Karls Sohn Prinz Andreas, Herzog von Kalabrien (1327–1345)
Gian Battista Saluzzo
Legenda Aurea - Goldenes Legendarium
Der heilige Ladislaus in der Schlacht
Ladislaus I. von Ungarn war ein ritterlicher König aus dem 11. Jahrhundert, der in Siebenbürgen mehrere Schlachten gegen die Petschenegen und Kumanen schlug – nomadische türkische Reiterbogenschützen aus der Steppe. Der heiliggesprochene König, der zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert ein beliebtes Motiv in ungarischen Wandgemälden und Manuskripten war, wird hier im Kampf gegen die eindringenden Heiden dargestellt. Während Pfeile durch die Luft fliegen, stürzt sich der heilige Ladislaus kopfüber auf seine Feinde, die durch orientalische Schwerter, Kopfbedeckungen und Gesichtsbehaarung gekennzeichnet sind.
Legenda Aurea - Goldenes Legendarium
Martyrium des Heiligen Petrus
Der Papst wird oft als „Nachfolger des heiligen Petrus“ bezeichnet, eines Apostels, der im Jahr 64 in Rom den Märtyrertod erlitt. Die Ursache seines Todes ist umstritten: Einige behaupten, es sei im Rahmen von Beschuldigungen gegen Christen geschehen, die für den großen Brand Roms verantwortlich gemacht wurden, andere meinen, es sei einfach eine Form der Christenverfolgung aus Glaubensgründen gewesen.
Petrus ist in dieser wunderschönen, reich vergoldeten Miniatur mit seinem kurzgeschnittenen Bart und dem kahlen Kopf abgebildet. Kaiser Nero, als bärtiger mittelalterlicher König dargestellt, lässt ihn verhaften und kreuzigen. Dies geschah der Legende nach mit dem Kopf nach unten – und zwar auf seinen eigenen Wunsch hin, weil sich Petrus unwürdig fühlte, auf die gleiche Weise zu sterben wie sein Meister. Die letzte Szene, in der sein Körper bestattet wird, zeigt eine Figur mit Mitra, möglicherweise schon eine Anspielung auf das Papsttum.
#1 Heiligenleben - Legendarium der ungarischen Anjou
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