Evangeliar Heinrichs des Löwen

Evangeliar Heinrichs des Löwen – Insel Verlag – Cod. Guelf. 105 Noviss. 2° – Herzog August Bibliothek (Wolfenbüttel, Deutschland)

Helmarshausen (Deutschland) — Um 1175–1188

Versteigert für 32,5 Millionen D-Mark und damit lange Zeit das teuerste Kunstwerk der Welt: Ein überreich illuminiertes Meisterwerk der deutschen Romanik, geschaffen für Herzog Heinrich den Löwen, dem großen Rivalen Kaiser Barbarossas

  1. Das größte Werk der romanischen Buchmalerei in Norddeutschland entstand zwischen 1175 und 1188

  2. Geschaffen von Mönchen der Abtei Helmarshausen im Auftrag von Herzog Heinrich des Löwen (1129/31–1195)

  3. Der Rivale von Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1122–90) war einer der größten Kunstförderer des 12. Jahrhunderts

Evangeliar Heinrichs des Löwen

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  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
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Beschreibung
Evangeliar Heinrichs des Löwen

Das Evangeliar Heinrichs des Löwen gilt als größtes Meisterwerk der romanischen Buchmalerei in Norddeutschland. Als eines der prachtvollsten und am reichsten gestalteten illuminierten Manuskripte des Mittelalters ist es bis heute außergewöhnlich. Es entstand im Auftrag von Herzog Heinrich dem Löwen zwischen 1175 und 1188 und wurde von den Mönchen der Benediktinerabtei Helmarshausen angefertigt. Der religiöse Herzog war einer der reichsten und mächtigsten Männer des 12. Jahrhunderts und als großer Förderer der Kunst und Literatur tätig. Die 452 Seiten umfassende Handschrift ist reich mit meisterhaften Miniaturen in kräftigen Farben und glänzendem Blattgold illuminiert. Ergänzt werden diese von den unzähligen kunstvoll gestalteten kleinen und großen Initialen, sodass das wunderschöne Evangeliar seit Jahrhunderten mit seinem erstaunlichen Buchschmuck beeindruckt. Neben den vier Evangelien und enthält das Manuskript die Heilsgeschichte des Christentums in bewegenden Miniaturen, die dem Betrachter einen Einblick in die Glaubenswelt der gotischen Herrscher bieten.

Das Evangeliar Heinrichs des Löwen

Eines der prachtvollsten und am reichsten gestalteten illuminierten Manuskripte des Mittelalters entstand im Zeitraum von ungefähr 1175 bis 1188 in der deutschen Benediktinerabtei Helmarshausen. Herzog Heinrich der Löwe gab den lese- und schreibkundigen Mönchen der Abtei den Auftrag, ein Evangeliar für den Marienaltar der Stiftskirche St. Blasius in Braunschweig anzufertigen. Dieses wunderschöne Werk gilt heute als das Hauptwerk der romanischen Buchmalerei des 12. Jahrhunderts in Norddeutschland. Das Evangeliar enthält die vier Evangelien und erzählt die Heilsgeschichte des Christentums in bewegenden Miniaturen. Insgesamt umfasst die Handschrift 226 Blätter mit 50 ganzseitigen Miniaturen, 17 Kanontafeln, vier Bildern der Evangelisten, neun Zierseiten und 20 Bilddarstellungen. Der Gesamttext enthält ca. 1.500 kleinere, 77 größere und sieben große, reich verzierte Initialen.

Im Auftrag des Herzogs

Heinrich der Löwe war einer der bedeutendsten Herrscher aus dem Geschlecht der Welfen. Er war von 1142 bis 1180 Herzog von Sachsen sowie von 1156 bis 1180 Herzog von Bayern. Die Gründung der heutigen Landeshauptstadt München lässt sich auf Heinrich zurückführen. In seiner Rolle als Herzog von Sachsen nahm er entscheidend Anteil an der Königskrönung seines Vetters Friedrich Barbarossa. Beide verband ein gutes politisches Verhältnis, bis es im Jahre 1176 zu einem Bruch zwischen ihnen kam. Der Herzog weigerte sich, dem König seine militärische Unterstützung zuzusichern. Diese Tatsache führte dazu, dass Heinrich lange Zeit als wichtigster Protagonist des staufisch-welfischen Gegensatzes eingeschätzt wurde. Der religiöse Herzog war einer der reichsten und mächtigsten Männer des 12. Jahrhunderts und betätigte sich als großer Förderer der Kunst und Literatur. Unter seinen zahlreichen Stiftungen liturgischer Handschriften an Kirchen und Klöster ist das Evangeliar für die Kirche von St. Blasius die vornehmste und berühmteste.

Eine aufregende Geschichte

Die verschlungene, in vielen Einzelheiten noch immer ungeklärte Geschichte des Evangeliars führt von Braunschweig nach Prag, wo es jahrhundertelang in der Bibliothek des Veitsdomes lag. Im Jahr 1861 gelang es, die Handschrift im Auftrag König Georgs V. von Hannover aus Prag nach Niedersachsen zurückzuholen. Doch schon 1866 ging sie mit den entmachteten Welfen ins österreichische Exil. Von 1933 bis 1983 war der Verbleib der Handschrift ungewiss. Erst anlässlich einer Auktion in London im Jahre 1983 geriet sie erneut in den Blick der Öffentlichkeit. Seither ist das Interesse am Evangeliar ungebrochen. Einer der Schöpfer des Werkes hat sich am Anfang des Buches selbst verewigt: liber labor est Herimanni - Mönch Hermann hat dieses Buch gemacht.

Fantastischer Bilderschmuck

Das wunderschöne, spannende Evangeliar beeindruckt seine Betrachter seit vielen Jahrhunderten mit seinem erstaunlichen Buchschmuck. Die vielen kostbaren Bilder zeigen eine große Auswahl intensiver Farben und wurden geradezu opulent mit Gold besetzt. Die von Hand gestalteten Szenen, die jeden Leser in ihren Bann ziehen, gehören zur hochwertigsten Buchmalerei des gesamten Mittelalters. Neben Darstellungen der christlichen Heilsgeschichte finden sich auch Szenen, die dem Auftraggeber der wertvollen Schrift gewidmet sind. Ein besonders aufregend gestaltetes, ganzseitiges Bild stellt die Krönungsszene Heinrichs und seiner Frau Mathilde, einer Tochter von König Heinrich II. von England dar. In einer anderen Bildszene wird das Herrscherpaar zu einer thronenden Maria geführt und Heinrich bietet Maria das Evangeliar dar. Die bewegenden Bilder versetzen ihr Publikum ins Träumen und laden ein zu einer Reise in die Glaubenswelt der großen Herrscher der Gotik.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Gospels of Henry the Lion
Evangeliarium Heinrici Leonis
Umfang / Format
532 Seiten / 34,0 × 25,5 cm
Herkunft
Deutschland
Datum
Um 1175–1188
Stil
Sprache
Buchschmuck
50 ganzseitige Miniaturen, 84 große und etwa 1500 kleinere Initialen
Auftraggeber
Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern (reg. 1142–1180) und seine Gemahlin Matilda, Tochter von König Heinrich II. von England
Künstler / Schule
Vorbesitzer
Kaiser Karl V. (1347–1378)
König Gerog V. von Hannover (regierte 1819–1878)
Familie der Welfen

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Evangeliar Heinrichs des Löwen – Insel Verlag – Cod. Guelf. 105 Noviss. 2° – Herzog August Bibliothek (Wolfenbüttel, Deutschland)
Insel Verlag – Frankfurt, 1988
Limitierung: 850 Exemplare

Evangeliar Heinrichs des Löwen – Bibliotheca Rara – Cod. Guelf. 105 Noviss. 2° – Herzog August Bibliothek (Wolfenbüttel, Deutschland)
Bibliotheca Rara – Münster, 1988
Limitierung: 850 Exemplare (100 Exemplare: Kunstledereinband)
Detailbild

Evangeliar Heinrichs des Löwen

Christus in seiner Herrlichkeit

Die sogenannte Maiestas Domini ist eines der populärsten Bilder in der christlichen Kunst des Westens. Nach dem Vorbild von Darstellungen römischer Kaiser wird Christus stets thronend dargestellt und von einer Mandorla eingerahmt. Im Italienischen bedeutet Mandorla "Mandel" und ist in der Kunst ein mandelförmiger Rahmen, in dem Christus dargestellt wird, meist umgeben von anderen religiösen Figuren oder Zeichen. Christus wird vor einem blauen Himmel voller Sterne gezeigt, er sitzt auf dem unteren Band der Mandorla, während er mit dem Rücken gegen das obere Band gelehnt ist.

Evangeliar Heinrichs des Löwen – Insel Verlag – Cod. Guelf. 105 Noviss. 2° – Herzog August Bibliothek (Wolfenbüttel, Deutschland)
Einzelseite

Evangeliar Heinrichs des Löwen

Widmungsbild

Im unteren Register werden Heinrich der Löwe (1129–1195) und seine Frau Mathilde von England mit zwei Heiligen, Blasius und Aegidius, abgebildet. Heinrich überreicht das vorliegende Manuskript dem hl. Blasius, der es an die im oberen Register als thronende Himmelskönigin dargestellte Jungfrau Maria weiterreichen soll. Sie wird von Johannes dem Täufer und dem hl. Bartholomäus flankiert. Dieses Meisterwerk wurde von den Mönchen der Abtei Helmershausen im Auftrag Heinrichs als Geschenk für den Braunschweiger Dom geschaffen, der dem hl. Blasius geweiht ist. Mit dem Manuskript sollte die Einweihung eines neuen Altars zu Ehren der Jungfrau Maria gefeiert werden.

Diese Seite ist nicht nur informativ, sondern auch ein beispielhaftes Exemplar der spätromanischen Kunst, die überall in diesem herrlichen Manuskript zu finden ist. Es zeichnet sich durch seine intensiven deckenden Grundfarben aus, die durch gekonnt aufgetragenes Gold und Silber und filigrane Hintergründe hervorgehoben werden.

Evangeliar Heinrichs des Löwen – Insel Verlag – Cod. Guelf. 105 Noviss. 2° – Herzog August Bibliothek (Wolfenbüttel, Deutschland)
Faksimile-Editionen

#1 Evangeliar Heinrichs des Löwen (Leder-Ausgabe)

Insel Verlag – Frankfurt, 1988

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Insel Verlag – Frankfurt, 1988
Limitierung: 850 Exemplare
Einband: Kostbarer roter Echtleder-Einband mit 2 Buchschließen Mit Brokatstoff bezogenen repräsentative Schmuckkassette mit vergoldeter Metallarbeit auf dem Deckel
Kommentar: 1 Band (335 Seiten) von Dietrich Kötzsche, Otto Oexle, Peter Ganz, Elisabeth Klemm, Peter Rück, Paul Schmidt, Renate Kroos, Ranier Kahsnitz, Otto Mazal, Lorenz Seelig und Klaus Jaitner
Sprachen: Deutsch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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#2 Evangeliar Heinrichs des Löwen

Bibliotheca Rara – Münster, 1988

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Bibliotheca Rara – Münster, 1988
Limitierung: 850 Exemplare (100 Exemplare: Kunstledereinband)
Einband: Dunkler Kunstledereinband mit Prägung
Kommentar: 1 Band (335 Seiten) von Dietrich Kötzsche und Elisabeth Klemm
Sprachen: Deutsch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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