Medizin und Heilkunde
Die Medizin des Mittelalters steht heutzutage leider oft in keinem guten Ruf. Ihr Ansehen leidet sowohl an den negativen Konnotationen des Wortes „mittelalterlich“ als auch an den Vorurteilen moderner Ärzte, die dazu neigen, das hart erarbeitete Wissen ihrer Vorgänger oder generell alles, was nicht den Standards moderner westlicher Medizin entspricht, zu ignorieren.
Neuere Trends in der westlichen Medizin, wie etwa die Akzeptanz der ganzheitlichen Medizin und die Entdeckung nützlicher pflanzlicher Heilmittel in mittelalterlichen Schriften, haben jedoch einen Wandel dieser Wahrnehmung angestoßen. Moderne Forscher betrachten das Mittelalter zunehmend als eine Zeit, in der neben mancher Quacksalberei durchaus ernsthafte Heiler dem Fortschritt den Weg ebneten und dabei auf den Traditionen der Antike aufbauten, insbesondere auf der Arbeit des Pedanios Dioskurides, einem griechischen Arzt in der römischen Armee.
Auch in medizinischen Fakultäten setzt man immer mehr darauf, die Methoden von Ärzten aus vergangenen Jahrhunderten wie Abu al-Qasim al-Zahrawi oder Avicenna ins Studium einzubeziehen. Ganz abgesehen von ihrer Nützlichkeit enthalten diese medizinischen Schriften wunderschöne Miniaturmalereien mit Darstellungen von Pflanzen, Tieren und vom menschlichen Körper, und bieten wertvolle Einblicke in das tägliche Leben im Mittelalter. Einige dieser Werke, beispielsweise die Medikamenten-Lehre Friedrichs II., wurden sogar im persönlichen Auftrag von gesundheitsbewussten Königen und Herrschern angefertigt.