Islam
Islamische Handschriften sind wie ihre christlichen und jüdischen Pendants thematisch breit gefächert. So reichen ihre Inhalte von streng religiös über weltlich bis hin zu blasphemisch. Als Folge des Bilderverbots, das figürliche Darstellungen in religiösen Werken untersagte, entwickelte sich in der islamischen Kunst eine besondere Ästhetik. Besonderes Charakteristikum sind die höchst filigranen, geometrisch konstruierten Muster, florale Ornamente und Arabesken sowie die meisterliche Kunst der Kalligraphie, wie sie etwa der berühmte Goldkoran zum Ausdruck bringt.
In der islamischen Welt blühte im Mittelalter die Wissenschaft. Hier wurden die griechischen und lateinischen Schriften der Antike ins Arabische übersetzt und auf diesem Wege für den abendländischen Westen bewahrt, wo sie längst verloren oder lediglich als Fragmente erhalten waren. Ab dem 11. Jahrhundert gelangten die auch als Graeco-Arabica bezeichneten Werke über das maurische Spanien und Sizilien wieder zurück nach Europa, wurden dort von europäischen Gelehrten ins Griechische und Lateinische rückübersetzt und anschließend in die entsprechenden Volkssprachen übertragen.
Die arabischen Gelehrten verfügten über herausragende Kenntnisse in der Philosophie, Mathematik, Astronomie, Alchemie, Kartographie und besonders in der Medizin. Fernerhin leisteten arabische Buchmacher Pionierarbeit in der Papiererzeugung aus Leinen und schufen damit ein Produkt, das kostengünstiger als Pergament, aber stabiler als mittels organischer Materialien erzeugtes Papier war. Die Erforschung islamischer Manuskripte stellt ein unermessliches Forschungsfeld dar, das weitgehend noch unerschlossen ist, auch wenn einige Manuskripte bereits die Wertschätzung und wissenschaftliche Aufmerksamkeit erhalten, die ihnen gebührt.