Rosenroman des Berthaud d’Achy
Der Rosenroman des Berthaud d’Achy, der von Guillaume de Lorris um 1235 begonnen und von Jean de Meung um 1280 in Paris vollendet wurde, war bis in die Renaissance eines der meistgelesenen Werke in Frankreich. Nicht nur die Verwendung der Ich-Perspektive war bahnbrechend, sondern auch die allegorischen Figuren und die Darstellung der gesamten Erzählung in Form eines Traums. Das in Altfranzösisch verfasste Werk war zu seiner Zeit sowohl populär als auch umstritten und provozierte vor allem durch seine sinnlichen Sprache und Frauenfeindlichkeit. Damit wurde es unter anderem heftig von Christine de Pizan kritisiert. Diese prächtige gotische Handschrift von Berthaud d'Achy, der sowohl als Schreiber als auch als Buchmaler fungierte, präsentiert das berühmte Werk mit 93 Miniaturen und insgesamt 624 Zierinitialen in einer von Rot, Blau und Gold dominierten Farbpalette. Es handelt sich um ein künstlerisches Meisterwerk, das wohl das schönste und am reichsten verzierte der rund 300 erhaltenen Manuskripte des allegorischen Werks ist.
Der Rosenroman des Berthaud D´Achy
Der Rosenroman ist ein im 13. Jahrhundert verfasster Liebesroman in Versen. Er gilt als das erfolgreichste und einflussreichste Werk der mittelalterlichen französischen Literatur. Der allegorische Roman schildert die Erlebnisse eines langen Traumes. Der Protagonist berichtet,** wie er sich im Traum in eine Rose verliebt und diese nach der Überwindung vieler Schwierigkeiten für sich gewinnen kann**. Die Rose symbolisiert dabei die Frau. Der Roman besteht aus zwei Teilen, die die Literatur des Mittelalters völlig veränderten. Das Manuskript des Berthaud D´Achy ist die wohl schönste Edition des Romans. Es enthält 93 goldene Miniaturen und zahlreiche farbige Initialen in gotischem Stil.
Mittelalterliche Weltliteratur
Der Rosenroman ist ein stilistisches Meisterwerk, das die Literatur bis in unser heutiges Zeitalter prägte. Völlig neue Ideen der Erzähltechnik wurden hier verwendet und miteinander kombiniert. Nie zuvor gab es einen französischen Roman, der aus der Sicht eines Ich-Erzählers verfasst wurde. Auch die Verwendung allegorischer Figuren als handelnde Romanpersonen und die Darstellung einer ganzen Romanhandlung als Traumbericht sind bahnbrechend. Die handelnden Figuren sind nämlich, außer dem Erzähler, keine real vorstellbaren Personen. Es handelt sich um Allegorien, beispielsweise auf die Vernunft oder auf mythologische Figuren wie Amor. Der Rosenroman revolutionierte die Literatur des Mittelalters.
Zwei unterschiedliche Autoren
Der Roman wurde um 1235 von Guillaume de Lorris begonnen. Guillaumes Text brach jedoch als Fragment bei Vers 4068 ab. Möglicherweise starb der Autor, bevor er den Text vollenden konnte. Allerdings hatte er irgendwo mitten in der Erzählung den liebenden Protagonisten bemerken lassen, er werde später den tieferen Sinn des Werkes erklären. Vor allem hatte er ihn andeuten lassen, er werde die Rose am Ende einer langen Schlacht erlangen. Offenbar brachten diese Bemerkungen den Schriftsteller Jean de Meung aufdie Idee einer Fortsetzung. Diese wurde zwischen 1275 und 1280 geschrieben. Die beiden Teile der Erzählung unterscheiden sich stark voneinander. Der erste Teil aus der Feder des Adligen de Lorris´ steht in der Tradition der höfischen Dichtung seiner Zeit, sein Bild der Liebe entspricht dem höfischen Minne-Ideal. De Meung hingegen war Städter und stand in einer ironischen Distanz zur höfischen Denkart seines Vorgängers. Er vertritt insgesamt rationale und skeptische, fast materialistische Vorstellungen.
Kostbarer Buchschmuck
Die Vershandschrift ist mit unzähligen farbigen und goldenen Dekorationen verziert. Die Handlung wird von insgesamt 93 Miniaturen illustriert. Die Bilder erstrahlen in leuchtenden Farben und sind mit wertvollem Blattgold besetzt. Die schimmernden Szenen versetzen ihre Betrachter in den Liebestraum des Protagonisten. Neben den reizvollen Miniaturen enthält das Werk unzählige weitere Schmuckelemente. Der Text ist von insgesamt 624 farbigen und aufwendig dekorierten gotischen Initialen geschmückt. Einige historisierte Rahmungen beleben die Handschrift zusätzlich. Der Rosenroman des Berthaud d´Achy ist ein wahres Feuerwerk der mittelalterlichen Buchkunst.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Romance of the Rose of Berthaud d'Achy
- Umfang / Format
- 260 Seiten / 32,5 × 24,0 cm
- Herkunft
- Frankreich
- Datum
- Um 1280
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Gotisch
- Buchschmuck
- 93 goldene Miniaturen und 624 farbigen Initialen
- Inhalt
- Liebesgeschichte in Gedichtform
- Künstler / Schule
- Guillaume de Lorris (um 1200 – um 1240) (Autor)
Jean de Meung (um 1240 – um 1305) (Autor)
Berthaud d’Achy (Schreiber und Buchmaler) - Vorbesitzer
- Federico da Montefeltro (1422–82)
Rosenroman des Berthaud d'Achy
Ein zügelloser Kleriker
Diese populäre und umstrittene Geschichte ist nicht nur der Kunst der romantischen Liebe gewidmet, sondern übt auch scharfe Kritik an der Gesellschaft des Hochmittelalters. Eine der zentralen Zielscheiben dieses Gesellschaftskommentars sind die Geistlichen, die für ihre ungeheure Scheinheiligkeit angeprangert werden. Üblicherweise wurde dies durch die Darstellung des großen Reichtums des Klerus in Gegenüberstellung zu seiner vermeintlichen Demut zum Ausdruck gebracht. Hier wird nun ein Mönch gezeigt, der beim Begrapschen einer Frau erwischt wird, die dessen Hand abzuwehren versucht.
Rosenroman des Berthaud d'Achy
Der Eintritt in den ummauerten Garten
Der Erzähler, ein 25 Jahre alter Mann, berichtet von einem Traum, der mit seiner Reise in einen ummauerten Garten voller Rosenbüsche und allegorischer Figuren beginnt, die hier in der Miniatur links abgebildet sind. Als er sich aufmacht, um sich seine eigene besondere Blüte zu pflücken, wird der junge Liebhaber vom Gott der Liebe mit einem Pfeil beschossen. Daraufhin entflammt die Liebe zu dieser einen Rose (die eine Frau symbolisiert), von der die fortlaufende Geschichte erzählt.
Die beiden Miniaturen werden in kunstvoll gestalteten Rahmen präsentiert und in den fein säuberlich geschriebenen, zweispaltigen französischen Text eingebettet. Begleitet werden sie von aufwändigen Zierinitialen in Rot, Blau und Gold. Berthaud d'Achy schuf elegante Figuren im gotischen Stil mit ausdrucksstarken Handgesten und langen, fließenden Gewändern.
#1 Rosenroman des Berthaud d’Achy (Leder-Ausgabe)
Details zur Faksimile-Edition:
Sprache: Deutsch
#2 Rosenroman des Berthaud d’Achy (Leinen-Ausgabe)
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(3.000€ - 7.000€)
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