Breviari d'Amor
Matfre Ermengaud, über dessen Leben Historiker bis heute kaum Informationen besitzen, lebte im 13. Jahrhundert als Mönch des Franziskanerordens. Der außergewöhnlich begabte und gebildete Mönch verfasste wahrscheinlich im Zeitraum von 1288 bis 1320 ein einzigartiges Manuskript, das christliche Theologie und historische Rechtslehre mit der Poesie mittelalterlicher Troubadourlyrik vereint. Das unvergleichliche Meisterwerk des Gelehrten trägt den Titel „Breviari d´Amour“ und gilt heute als ein absoluter Höhepunkt der okzitanischen Literatur des 12. und 13. Jahrhunderts. Hier liegt uns eine spanische Übersetzung des großen Klassikers der Literatur vor.
Breviari d´Amour – Matfre Ermengaud
Als Troubadouren bezeichnet man Dichter, Komponisten und Sänger der höfischen mittelalterlichen Poesie und des Gesanges. Die Troubadourdichtung erfreute sich im 12. und 13. Jahrhundert besonders im südlichen Frankreich großer Beliebtheit. Ein außergewöhnlich begabter Vertreter dieser Kunstform war der Franziskanermönch Matfre Ermengaud. Er verfasste ungefähr im Zeitraum von 1288 bis 1320 eine einflussreiche Schrift, die die Literaturgattung der Troubadourlyrik auf unvergleichliche Weise zitierte und neu interpretierte. Sein sogenanntes „Breviari d´Amour“, was man übersetzt als „Stundenbuch der Liebe“ bezeichnen kann, gilt heute als eines der wichtigsten Werke der okzitanischen Dichtkunst. Das Meisterwerk liegt uns hier in einer spanischen Übersetzung aus dem 15. Jahrhundert vor. Es ist illustriert mit atemberaubenden Miniaturen, die teilweise koloriert und mit kostbaren Blattgoldelementen verziert sind.
Der Gelehrte Matfre Ermengaud
Über das Leben des Matfre Ermengaud konnten Forscher bis heute nur sehr wenige Informationen sichern. Er kam etwa in der Mitte des 13. Jahrhunderts im südfranzösischen Ort Béziers zur Welt. Sein Leben widmete er der Rechtslehre und der Dichtkunst. Er legte besonders hohen Wert auf eine umfassende Bildung und war ein wahrer Rechtsexperte des Mittelalters. Er erwarb sogar einen Abschluss in den Rechtswissenschaften, welcher heute in etwa mit einem Masterabschluss im Fach Jura gleichzusetzen ist. Wann genau er in den Orden der Franziskanermönche eintrat, ist nicht bekannt. Möglicherweise begann er bereits mit der Arbeit an seinem „Breviari d´Amour“, bevor er sich zu einem Leben als Mönch entschied. Was dem Manuskript Ermengauds einen einzigartigen Status in der Geschichte der Literatur verleiht, ist die Tatsache, dass sein Text theologische Tradition mit der Lehre des Rechts verbindet. Es gibt keine weitere mittelalterliche Handschrift, die mit dem Werk des Matfre Ermengaud vergleichbar ist.
Literarisches Kulturgut
Das „Breviari d´Amour“ enthält in etwa 34.500 Verse und ist in achtsilbigen Reimpaaren verfasst. Es ist ein umfangreicher, vielseitiger und didaktischer Text, der mit einer Enzyklopädie gleichzusetzen ist. Die christliche Liebe zu Gott wurde hier in der Art und Weise der Liebesdichtung formuliert, wie sie von den Troubadourlyrikern vorgetragen wurde. Dabei zitierte Ermengaud literarische Vorbilder verschiedenster geschichtlicher Epochen. Zitate klassischer Troubadoure wie Aimeric de Peguilhan, Bernart de Ventadorn und Peire Vidal finden sich in seinem Manuskript besonders häufig. Ebenso vertreten sind Zitate aus einigen von Ermengauds früheren Schriften und auch aus Texten seines Bruders Piere. Daran wird deutlich, wie außergewöhnlich belesen und gebildet der Franziskanermönch war. Die spanische Ausgabe des literarischen Meisterwerkes wurde von Guillem de Copons angefertigt, welcher sich in seiner Übersetzung strikt an die Originalvorlage hielt.
Ein einmaliges Buchkunstwerk
Das Werk wurde in mehrere Teile strukturiert. Es beginnt mit einem theologischen Abschnitt, der übersetzt den Titel „Studien zu Gott und der Erschaffung der Welt“ trägt. Dieser Abschnitt behandelt die göttliche Dreieinigkeit, Engel, Dämonen, die Zeichen des Tierkreises und die zu jener Zeit bekannten Sterne und Planeten. Darauf folgt ein Abschnitt mit dem Titel „Studien zur Natur und dem Naturgesetz“, in welchem die richtigen Modi der Gottesverehrung diskutiert werden, die Versuchungen der Welt besprochen werden und die Süden genannt werden, die gute Christen um jeden Preis vermeiden sollten. Im letzten Abschnitt, „Die Liebe zu Gott“, wird das Glaubensbekenntnis zusammengefasst und einige Heiligenlegenden werden geschildert. Sagenhafte Miniaturen in verschiedenen Größen, welche meist skizzenhaft vorliegen, teils jedoch mit bunten Farben und schimmernden Goldelementen ausgestattet wurden, illustrieren das umfassende Werk und verdeutlichen die Schilderungen Ermengauds.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Liebes-Brevier
Love Breviary - Umfang / Format
- 320 Seiten / 40,0 × 28,0 cm
- Herkunft
- Spanien
- Datum
- 15. Jahrhundert
- Stil
- Genre
- Buchschmuck
- Mehr als 150 Miniaturen in verschiedenen Größen in Grisaille, teils jedoch mit bunten Farben und schimmernden Goldelementen
- Inhalt
- Enzyklopädisches Werk in Versform mit einem besonderen Augenmerk auf der Liebe zu Gott
- Künstler / Schule
- Matfre Ermengaud (Autor)
Guillem de Copons (Übersetzer) - Vorbesitzer
- Bibliothek des Grafs und Herzogs von Olivares
Biblioteca Real
Gaspar Galcerán, Graf von Guimerá
Breviari d'Amor
Personifizierte Darstellung des Februars
Im Text heißt es, dass der Februar ein sehr bedrückender und regnerischer Monat ist. Deshalb wird er von einem alten Mann mit Mantel und Kapuze dargestellt, der seine Füße am Feuer wärmt, dem einzigen farbigen Element dieser Miniatur. Weiter heißt es, dass der Februar der kürzeste Monat des Jahres ist und daher gelegentlich um einen zusätzlichen Tag verlängert wird, um die zeitliche Verschiebung mit einem Schaltjahr auszugleichen. Abschließend stellt der Text fest, dass in diesem Monat ein „Hüttenkoller“ droht, weil der Tag zehn Stunden und die Nacht vierzehn Stunden hat.
Breviari d'Amor
Baum der Liebe
Die Liebe, ihre Formen, die Tugenden, die sie erfordert, und die Wurzeln, die sie nähren und erhalten, werden durch den sogenannten Baum der Liebe dargestellt. Die Natur, die von Gott zur Lenkung der Lebewesen geschaffen wurde, ist zwischen dem Naturrecht auf der linken Seite und dem Recht der Völker auf der rechten Seite aufgeteilt. Die Figuren, die den Baum mit Äxten fällen, stehen für Stolz und andere Sünden, die der Liebe zuwiderlaufen.
Die große Dame, die vom Heiligen Geist gekrönt wird, verkörpert die vier Formen der Liebe. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten ist die höchste Form der Liebe und steht als solche auf ihrer Krone. Die Liebe zu den eigenen Kindern ist die wärmste Form der Liebe, und deshalb liegt sie ihr am Herzen. Danach kommt die romantische Liebe, die oft von Lust getrieben ist, und zu ihren Füßen schließlich die Liebe zu den zeitlichen Gütern.
#1 Breviari d'Amor
Details zur Faksimile-Edition:
Sprachen: Spanisch, Valencian
(1.000€ - 3.000€)
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