Das Große Buch der Liebe

Das Große Buch der Liebe – AyN Ediciones – Ms. Prov. F. V. XIV.1 – Russische Nationalbibliothek (St. Petersburg, Russland)

Lleida (Spanien) oder Frankreich — Um 1320

Dichtung ĂŒber die Liebe zu Gott, die die Liebe zwischen Mann und Frau und die NĂ€chstenliebe: Die Lyrik der Troubadoure in goldenen Miniaturen des 14. Jahrhunderts

  1. Einzigartige Handschrift, die christliche Theologie, historische Rechtslehre und die Troubadour-Poesie vereint

  2. Verfasst von Matfre Ermengaud (gest. 1322), Dichter, Rechtsgelehrter und einer der meistgelesenen Autoren seiner Zeit

  3. Meisterliche Dichtung ĂŒber die Liebe zu Gott, die Liebe zwischen Mann und Frau und die NĂ€chstenliebe

Das Große Buch der Liebe

  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Das Große Buch der Liebe

Matfre Ermengaud, ĂŒber dessen Leben Historiker bis heute kaum Informationen besitzen, lebte im 13. Jahrhundert als Mönch des Franziskanerordens. Der außergewöhnlich begabte und gebildete Mönch verfasste wahrscheinlich im Zeitraum von 1288 bis 1320 ein einzigartiges Manuskript, das christliche Theologie und historische Rechtslehre mit der Poesie mittelalterlicher Troubadourlyrik vereint. Das unvergleichliche Meisterwerk des Gelehrten trĂ€gt den Titel „Breviari dÂŽAmour“ und gilt heute als ein absoluter Höhepunkt der okzitanischen Literatur des 12. und 13. Jahrhunderts.

Breviari d®Amour – Matfre Ermengaud

Als Troubadouren bezeichnet man Dichter, Komponisten und SĂ€nger der höfischen mittelalterlichen Poesie und des Gesanges. Die Troubadourdichtung erfreute sich im 12. und 13. Jahrhundert besonders im sĂŒdlichen Frankreich großer Beliebtheit. Ein außergewöhnlich begabter Vertreter dieser Kunstform war der Franziskanermönch Matfre Ermengaud. Er verfasste ungefĂ€hr im Zeitraum von 1288 bis 1320 eine einflussreiche Schrift, die die Literaturgattung der Troubadourlyrik auf unvergleichliche Weise zitierte und neu interpretierte. Sein sogenanntes „Breviari dÂŽAmour“, was man ĂŒbersetzt als „Stundenbuch der Liebe“ bezeichnen kann, gilt heute als eines der wichtigsten Werke der okzitanischen Dichtkunst. Es ist bezaubernd illustriert mit 29 ganzseitigen und 192 kleinformatigen Miniaturen.

Der Gelehrte Matfre Ermengaud

Über das Leben des Matfre Ermengaud konnten Forscher bis heute nur sehr wenige Informationen sichern. Er kam etwa in der Mitte des 13. Jahrhunderts im sĂŒdfranzösischen Ort BĂ©ziers zur Welt. Sein Leben widmete er der Rechtslehre und der Dichtkunst. Er legte besonders hohen Wert auf eine umfassende Bildung und war ein wahrer Rechtsexperte des Mittelalters. Er erwarb sogar einen Abschluss in den Rechtswissenschaften, welcher heute in etwa mit einem Masterabschluss im Fach Jura gleichzusetzen ist. Wann genau er in den Orden der Franziskanermönche eintrat, ist nicht bekannt. Möglicherweise begann er bereits mit der Arbeit an seinem „Breviari dÂŽAmour“, bevor er sich zu einem Leben als Mönch entschied. Was dem Manuskript Ermengauds einen einzigartigen Status in der Geschichte der Literatur verleiht, ist die Tatsache, dass sein Text theologische Tradition mit der Lehre des Rechts verbindet. Es gibt keine weitere mittelalterliche Handschrift, die mit dem Werk des Matfre Ermengaud vergleichbar ist.

Literarisches Kulturgut

Das „Breviari dÂŽAmour“ enthĂ€lt in etwa 34.500 Verse und ist in achtsilbigen Reimpaaren verfasst. Es ist ein umfangreicher, vielseitiger und didaktischer Text, der mit einer EnzyklopĂ€die gleichzusetzen ist. Die christliche Liebe zu Gott wurde hier in der Art und Weise der Liebesdichtung formuliert, wie sie von den Troubadourlyrikern vorgetragen wurde. Dabei zitierte Ermengaud literarische Vorbilder verschiedenster geschichtlicher Epochen. Zitate klassischer Troubadoure wie Aimeric de Peguilhan, Bernart de Ventadorn und Peire Vidal finden sich in seinem Manuskript besonders hĂ€ufig. Ebenso vertreten sind Zitate aus einigen von Ermengauds frĂŒheren Schriften und auch aus Texten seines Bruders Piere. Daran wird deutlich, wie außergewöhnlich belesen und gebildet der Franziskanermönch war.

Ein einmaliges Buchkunstwerk

Das Werk wurde in mehrere Teile strukturiert. Es beginnt mit einem theologischen Abschnitt, der ĂŒbersetzt den Titel „Studien zu Gott und der Erschaffung der Welt“ trĂ€gt. Dieser Abschnitt behandelt die göttliche Dreieinigkeit, Engel, DĂ€monen, die Zeichen des Tierkreises und die zu jener Zeit bekannten Sterne und Planeten. Darauf folgt ein Abschnitt mit dem Titel „Studien zur Natur und dem Naturgesetz“, in welchem die richtigen Modi der Gottesverehrung diskutiert werden, die Versuchungen der Welt besprochen werden und die SĂŒden genannt werden, die gute Christen um jeden Preis vermeiden sollten. Im letzten Abschnitt, „Die Liebe zu Gott“, wird das Glaubensbekenntnis zusammengefasst und einige Heiligenlegenden werden geschildert. Sagenhafte Miniaturen in verschiedenen GrĂ¶ĂŸen, in bunten Farben und vor schimmernden GoldgrĂŒnden illustrieren das umfassende Werk und verdeutlichen die Schilderungen Ermengauds. ZusĂ€tzlich ist der Text mit wunderschönem und einfallsreichem BordĂŒrenschmuck aus Blumen- und Pflanzenranken versehen.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Breviari d'Amor de Matfre Ermengaud
The Great Book of Love
Umfang / Format
504 Seiten / 35,0 × 24,5 cm
Herkunft
Spanien
Datum
Um 1320
Stil
Buchschmuck
29 ganzseitige und 192 kleinere Miniaturen
KĂŒnstler / Schule

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Das Große Buch der Liebe – AyN Ediciones – Ms. Prov. F. V. XIV.1 – Russische Nationalbibliothek (St. Petersburg, Russland)
AyN Ediciones – Madrid, 2003
Limitierung: 995 Exemplare
Detailbild

Breviari d'Amor de Matfre Ermengaud

Drolleries und andere Marginalien

Neben ihren feinen Miniaturen weist diese Handschrift auch herausragende Randdekorationen auf, meist in Form von bunten Ranken. Hier schaut ein lĂ€chelnder Löwe den Betrachter an. Das Medaillon mit einem gemusterten roten Hintergrund enthĂ€lt eine Drolerie mit dem Oberkörper und dem Gesicht eines kahlköpfigen Mannes mit weißem Bart, aber mit dem Körper eines Hundes. Zwischen dieser Drolerie und einer Frau, die vor einem gemusterten blau-goldenen Hintergrund liest, befindet sich ein kniender Engel mit einem Spruchband.

Das Große Buch der Liebe – AyN Ediciones – Ms. Prov. F. V. XIV.1 – Russische Nationalbibliothek (St. Petersburg, Russland)
Einzelseite

Das Große Buch der Liebe

Die Klauen der Hölle / Verlockungen der Laster / moralischer Schiffbruch

Man ist sofort von der Kakophonie der Bilder auf dieser Seite beeindruckt, die zugleich meisterhaft in den feinsten QualitĂ€tsmaterialien, einschließlich viel Blattgold, wiedergegeben ist. Diese Seite stammt aus einem Abschnitt mit dem Titel "Studien ĂŒber die Natur und das Naturrecht" und behandelt unter anderem die Versuchungen der Welt und der SĂŒnden, die Christen vermeiden sollten.

Oben auf der Seite sehen wir den sofort erkennbaren Höllenschlund, eines der berĂŒhmtesten und schrecklichsten Bilder der christlichen Kunst und Ikonographie. Die kleineren Szenen zeigen verschiedene Laster: Haarige DĂ€monen mit abscheulichen Fratzen verfĂŒhren Menschen zu Handlungen der Lust, Gier und Gewalt. Unten rechts wird ein Schiffbruch als Allegorie fĂŒr ein steuerloses Leben ohne christliche Moral und Gesetz verwendet.

Das Große Buch der Liebe – AyN Ediciones – Ms. Prov. F. V. XIV.1 – Russische Nationalbibliothek (St. Petersburg, Russland)
Faksimile-Editionen

#1 Breviari d'Amor de Matfre Ermengaud

AyN Ediciones – Madrid, 2003

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: AyN Ediciones – Madrid, 2003
Limitierung: 995 Exemplare
Einband: Schwere Metalldeckel mit 4 weißen Ecksteinen und einem großen ovalem Rosenquarz; geliefert in exquisiter Presentationskassette mit Arcylglashaube (leichte Kratzer)
Kommentar: 1 Band von Antoni Ferrando, Liudmila Kisseleva und Vicent Martines
Sprache: Spanisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfĂŒgbar!
Preis bitte anfragen!
Das könnte Sie auch interessieren:
Losbuch in deutschen Reimpaaren – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. S. N. 2652 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)
Losbuch in deutschen Reimpaaren
Limburg (Deutschland) – Letztes Viertel des 14. Jahrhunderts

Von ernstem Glauben bis zu spöttischer Belustigung: Lang tradierte prophetische SprĂŒche aus dem alten Griechenland in einem der Ă€ltesten erhaltenen ReimbĂŒcher in deutscher Sprache, schmuckvoll illuminiert auf fast jeder Seite

Erfahren Sie mehr
Tuti-Nama – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Museum of Art (Cleveland, USA)
Tuti-Nama
Indien – 1560–1568

Wie ein Papagei eine junge Dame vom Ehebruch abhĂ€lt: Das weit verbreitete moralisierende Werk des persischen Autors Ziya' al-Din Nakhshabi, illuminiert mit ĂŒber 200 gewagten Miniaturen aus der Mogul-Zeit

Erfahren Sie mehr
Lesenswerte Blog-Artikel
Filterauswahl
Verlag