Losbuch in deutschen Reimpaaren

Losbuch in deutschen Reimpaaren

Gereimte Bücher enthielten im Mittelalter oft eine kuriose Kombination von Texten, die sowohl der moralischen Erbauung als auch der einfachen Unterhaltung dienten. Das Losbuch in deutschen Reimpaaren gehört zu den ältesten und umfangreichsten Reimbüchern, die vollständig in deutscher Sprache verfasst wurden. Reimbücher sind Sammlungen von Orakelsprüchen zur moralischen Ermahnung oder geselligen Unterhaltung, aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzt wurden. Als Ausgangspunkt des Losbuchs gelten die Sprüchesammlungen, die im antiken Griechenland bei zeremoniellen Ritualen verwendet wurden. Nach der Eroberung des Nahen Ostens durch die Griechen wurde die Bestimmung des individuellen Schicksals weiterentwickelt.

Teil einer Welle von Arabisch-Übersetzungen

Die Übersetzung vieler arabischer Werke ins Lateinische im 12. Jahrhundert weckte im Westen das Interesse an der weiteren Auseinandersetzung mit den Sprüchen. In Deutschland setzte schon früh, gegen Ende des 14. Jahrhunderts, ein Wandel in der Funktion des Genres ein: weg vom reinen Wahrsagetext, hin zu einem Text mit Unterhaltungswert. Die Entstehung unserer Handschrift fällt in diese Übergangszeit. Die Formulierung ihrer Fragen und Antworten bewegt sich im Bereich zwischen ernsthaftem Glauben und Lebensangst auf der einen und spöttischer Belustigung auf der anderen Seite. Mit dem festen Fragenkatalog, den fertigen Antworten und der einfachen Bedienung war es zudem auch dem Laien möglich, Losbefragungen durchzuführen und damit einen mystischen Blick in die eigene Zukunft zu werfen.