Codex Millenarius
„Ein Jahrtausend-Codex!“, soll der Wiener Apostolische Nuntius Garampi ausgerufen haben, als er anlässlich des Gründungsjubiläums von Kremsmünster 1771 den Codex millenarius das erste Mal sah. Tatsächlich war seine Begeisterung nicht übertrieben: Der Codex wurde bereits um das Jahr 800 geschrieben (entweder in Kremsmünster selbst oder im Mutterkloster Mondsee) und lässt sich als Plenarium einordnen, da er alle 4 Evangelien komplett enthält. Kalligraphisch muss man ihn in seiner sehr gut lesbaren, feierlichen Unziale als Meisterwerk betrachten und seine bildlichen Darstellungen weisen viele Besonderheiten auf: Den Personen der Evangelisten werden auf der gegenüberliegenden Seite ihre Symbole in gleicher Größe beigesellt und die acht Abbildungen jeweils in eine Bogenarchitektur eingefügt. Schließlich ist er das einzige gut erhaltene Exemplar einer inzwischen verlorenen bayerisch-österreichischen Form der Vulgata. Eben ein Jahrtausend-Codex!
Codex Millenarius
Der Codex Millenarius, der alle vier Evangelien in lateinischer Übersetzung enthält, gehört zu jenen drei kostbaren Heiligtümern des Klosters Kremsmünster, die von überragendem sakralen und kulturhistorischen Wert sind. Neben dem Tassilokelch und den Tassiloleuchtern ist auch der Codex Millenarius heute noch in feierlicher Verwendung.
Sein unschätzbarer Wert bestimmt sich durch sein hohes Alter, durch die Schönheit seiner Schrift und durch seinen hervorragenden Buchschmuck. Zudem ist mit seinem Text der einzige gut erhaltene Zeuge einer verschwundenen bayrisch-österreichischen Form der Vulgata erhalten. Der Codex Millenarius ist um 800 im Skriptorium von Mondsee, dem Mutterkloster von Kremsmünster, oder vielleicht in Kremsmünster selbst entstanden. Seit seiner Entstehung dürfte er in Kremsmünster gewesen sein.
Der Buchschmuck aus der karolingischen Zeit besteht aus insgesamt acht Vollbildern mit der Darstellung der vier Evangelisten und ihrer Symbole, aus den dazugehörigen vier Prunkinitialen am Beginn der Evangelientexte und aus geringen Resten der Kanonestafeln. Zusammen mit dem bildlichen Schmuck macht eine feierliche karolingische Schrift (Unziale) den heiligen Text zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk.
Eine „tausendjährige“ Kostbarkeit
Seinen Namen hat der Codex Millenarius seit der Tausendjahrfeier des ehrwürdigen Stiftes von Kremsmünster im Jahre 1777. Als damals der Wiener Apostolische Nuntius Garampi, der früher Präfekt des Vatikanischen Archivs gewesen war, das Evangeliar sah, rief er aus: „Vere hicce millenarius codex est“ („Dieser da ist wahrhaftig ein tausendjähriger Codex“).
Der künstlerische Schmuck
Es gibt nur ganz wenige vergleichbare Handschriften, in denen den Evangelisten die Symbole gleichwertig und in gleich großen Vollbildern gegenübergestellt sind. Der Millenarius ist die älteste erhaltene Handschrift, in der diese Doppelbilder erhalten geblieben sind.
Eine weitere Besonderheit des Millenarius ist die regelmäßige Einfügung aller acht Bilder in große rundbogige Arkaden. Diese sind abwechselnd in Gold und Silber gerahmt und mit Flechtbandornamenten versehen. Die Darstellungen der Evangelisten und ihrer Symbole beeindrucken durch ihre Dynamik und durch die Liebe zum Detail. Besonders wertvoll sind hierbei die aufgeschlagenen Bücher in den Evangelistenbildern, die eine äußerst feine Minuskelschrift zeigen.
Ein kalligraphisches Meisterwerk
Der einzigartige Wert des Millenarius wird nicht zuletzt durch die gleichmäßige Schönheit seiner Schrift bestimmt. Durch eine feierliche, sehr normierte Unziale aus der karolingischen Zeit wird der heilige Text besonders hervorgehoben. Jedes einzelne Blatt bietet somit ein graphisches Meisterwerk, welches vermutlich von einem einzigen Schreibkünstler geschaffen wurde.
Ein einzigartiger Textzeuge
Der Codex Millenarius ist ein Plenarium, d. h. er enthält vollständig alle vier Evangelien, Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Der Text stellt eine Vulgataversion dar, allerdings mit starker Beimischung von Vetus Latina, sodass man fast versucht ist anzunehmen, ein „Vorfahre“ sei aus Vetus Latina in Vulgata verbessert worden.
Von diesem Typus sind insgesamt nur mehr drei Handschriften überliefert, von denen der Codex Millenarius den am besten erhaltenen Zeugen darstellt. Dieser bayrisch-österreichische Typus, der in der Salzburger Kirchenprovinz vor Alkuin beheimatet war, stammt in seiner textlichen Gestalt aus Oberitalien.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Codex Millenarius maior
- Umfang / Format
- 700 Seiten / 34,0 × 23,0 cm
- Herkunft
- Österreich
- Datum
- Um 800
- Epoche
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Unzialis Capitalis Rustica Minuskelschrift
- Buchschmuck
- 8 ganzseitige Miniaturen, 4 große Zierinitialen
- Inhalt
- Die vier Evangelien in ihrer Gesamtheit
Codex Millenarius
Der Evangelist Matthäus als Engel
Der Evangelist Matthäus wird hier als Engel in einem fließenden blauen Umhang dargestellt, wie er sein Evangelium mit ruhigem Gesichtsausdruck trägt. Die Federn seiner Flügel sind sehr detailliert gemalt und das Gesicht ist dank der großen Augen, der breiten Nase und der vollen Lippen, die der Künstler dem Matthäus gegeben hat, bemerkenswert ausdrucksstark. Blattgold wurde verwendet, um seine Kleidung sowie den Rahmen der Miniatur hervorzuheben, wo im Laufe der 1 200 Jahre manches abgeplatzt ist.
Codex Millenarius
Lukas als geflügelter Stier
Als älteste erhaltene Handschrift mit ganzseitigen Evangelistenportraits samt ihrer Symbole ist dies eine der frühesten Darstellungen des Heiligen Lukas und seines Symbols - eines Stiers oder Ochsen, der typischerweise mit Flügeln dargestellt wird. Die Tatsache, dass dieses Symbol eine ganze eigene Seite erhielt, weist auf die Tradition insularer Buchmalerei hin, in der es erschaffen wurde.
Neben Elementen, die für die anglo-irische Kunst typisch sind, wie die Verwendung von Flechtwerk, tritt der klassische Einfluss in der Miniatur und in der ganzen Handschrift deutlich hervor. Abgesehen davon, dass der Stier in einem abgerundeten römischen Bogen platziert wird, ist der ästhetische Stil und die von den Künstlern gewählte Farbpalette stark von spätrömischer Kunst beeinflusst.
#1 Codex Millenarius
Details zur Faksimile-Edition:
Sprache: Deutsch
Dem Faksimile beigebunden ist ein wissenschaftlicher Kommentar, in dem Willibrord Neumüller, der Bibliothekar des Stiftes Kremsmünster, die textliche Gestalt der Handschrift sowie ihren kodikologischen Befund beschreibt und Kurt Holter den Buchschmuck aus kunsthistorischer Sicht erläutert.
W. Neumüller O.S.B., Kremsmünster, und K. Holter, Wels. 40 Seiten, 17 Abbildungen auf 6 Tafeln und 1 Farbtafel.
(1.000€ - 3.000€)
- Abhandlungen / Weltliche Werke
- Apokalypsen / Beatus-Handschriften
- Astronomie / Astrologie
- Bestiarien
- Bibeln / Evangeliare
- Chroniken / Geschichte / Recht
- Geographie / Karten
- Heiligen-Legenden
- Islam / Orientalisch
- Judentum / Hebräisch
- Kassetten (Einzelblatt-Sammlungen)
- Leonardo da Vinci
- Literatur / Dichtung
- Liturgische Handschriften
- Medizin / Botanik / Alchemie
- Musik
- Mythologie / Prophezeiungen
- Psalterien
- Sonstige religiöse Werke
- Spiele / Jagd
- Stundenbücher / Gebetbücher
- Sonstiges Genres
- Afghanistan
- Ägypten
- Armenien
- Äthiopien
- Belgien
- Dänemark
- Deutschland
- Frankreich
- Griechenland
- Großbritannien
- Indien
- Irak
- Iran
- Israel
- Italien
- Japan
- Kolumbien
- Kroatien
- Libanon
- Luxemburg
- Marokko
- Mexiko
- Niederlande
- Österreich
- Peru
- Polen
- Portugal
- Russische Föderation
- Schweden
- Schweiz
- Serbien
- Spanien
- Sri Lanka
- Staat Palästina
- Syrien
- Tschechien
- Türkei
- Ukraine
- Ungarn
- Usbekistan
- Vereinigte Staaten von Amerika
- Zypern
- Aboca Museum
- Ajuntament de Valencia
- Akademie Verlag
- Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA)
- Aldo Ausilio Editore - Bottega d’Erasmo
- Alecto Historical Editions
- Alkuin Verlag
- Almqvist & Wiksell
- Amilcare Pizzi
- Andreas & Andreas Verlagsbuchhandlung
- Archa 90
- Archiv Verlag
- Archivi Edizioni
- Arnold Verlag
- ARS
- Ars Magna
- ArtCodex
- AyN Ediciones
- Azimuth Editions
- Badenia Verlag
- Bärenreiter-Verlag
- Belser Verlag
- Belser Verlag / WK Wertkontor
- Benziger Verlag
- Bernardinum Wydawnictwo
- BiblioGemma
- Biblioteca Apostolica Vaticana (Vaticanstadt, Vaticanstadt)
- Bibliotheca Palatina Faksimile Verlag
- Bibliotheca Rara
- Boydell & Brewer
- Bramante Edizioni
- Bredius Genootschap
- Brepols Publishers
- British Library
- C. Weckesser
- Caixa Catalunya
- Canesi
- CAPSA, Ars Scriptoria
- Caratzas Brothers, Publishers
- Carus Verlag
- Casamassima Libri
- Chavane Verlag
- Christian Brandstätter Verlag
- Circulo Cientifico
- Club Bibliófilo Versol
- Club du Livre
- CM Editores
- Collegium Graphicum
- Collezione Apocrifa Da Vinci
- Comissão Nacional para as Comemorações dos Descobrimentos Portugueses
- Coron Verlag
- Corvina
- CTHS
- D. S. Brewer
- Damon
- De Agostini/UTET
- De Nederlandsche Boekhandel
- De Schutter
- Deuschle & Stemmle
- Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft
- DIAMM
- Dropmore Press
- Droz
- E. Schreiber Graphische Kunstanstalten
- Ediciones Boreal
- Ediciones Grial
- Ediclube
- Edições Inapa
- Edilan
- Editalia
- Edition Deuschle
- Edition Georg Popp
- Edition Leipzig
- Edition Libri Illustri
- Editiones Reales Sitios S. L.
- Éditions de l'Oiseau Lyre
- Editions Medicina Rara
- Editorial Casariego
- Editorial Mintzoa
- Editrice Antenore
- Editrice Velar
- Edizioni Edison
- Egeria, S.L.
- Eikon Editores
- Electa
- Emery Walker Limited
- Enciclopèdia Catalana
- Eos-Verlag
- Ephesus Publishing
- Ernst Battenberg
- Eugrammia Press
- Extraordinary Editions
- Fackelverlag
- Facsimila Art & Edition
- Facsimile Editions Ltd.
- Facsimilia Art & Edition Ebert KG
- Faksimile Verlag
- Feuermann Verlag
- Folger Shakespeare Library
- Franco Cosimo Panini Editore
- Friedrich Wittig Verlag
- Fundación Hullera Vasco-Leonesa
- G. Braziller
- Gabriele Mazzotta Editore
- Gebr. Mann Verlag
- Gesellschaft für graphische Industrie
- Getty Research Institute
- Giovanni Domenico de Rossi
- Giunti Editore
- Graffiti
- Grafica European Center of Fine Arts
- Guido Pressler
- Guillermo Blazquez
- Gustav Kiepenheuer
- H. N. Abrams
- Harrassowitz
- Helikon
- Hendrickson Publishers
- Henning Oppermann
- Herder Verlag
- Hes & De Graaf Publishers
- Hoepli
- Holbein-Verlag
- Hortus Deliciarum
- Houghton Library
- Hugo Schmidt Verlag
- Idion Verlag
- Il Bulino, edizioni d'arte
- Ilte
- Imago
- Insel Verlag
- Instituto Nacional de Antropología e Historia
- Istituto dell'Enciclopedia Italiana - Treccani
- Istituto Ellenico di Studi Bizantini e Postbizantini
- Istituto Geografico De Agostini
- Istituto Poligrafico e Zecca dello Stato
- Italarte Art Establishments
- J. Thorbecke
- Jan Thorbecke Verlag
- Johnson Reprint
- Josef Stocker
- Josef Stocker-Schmid
- Jugoslavija
- Karl W. Hiersemann
- Kasper Straube
- Kaydeda Ediciones
- Kindler Verlag / Coron Verlag
- Kodansha International Ltd.
- Konrad Kölbl Verlag
- Kurt Wolff Verlag
- La Liberia dello Stato
- La Linea Editrice
- La Meta Editore
- Lambert Schneider
- Landeskreditbank Baden-Württemberg
- Leo S. Olschki
- Les Incunables
- Library of Congress
- Libreria Musicale Italiana
- Lichtdruck
- Lito Immagine Editore
- Lumen Artis
- Lund Humphries
- M. Moleiro Editor
- Maison des Sciences de l'homme et de la société de Poitiers
- Manuscriptum
- Martinus Nijhoff
- MASA
- McGraw-Hill
- Militos
- Millennium Liber
- Müller & Schindler
- Nahar and Steimatzky
- National Library of Wales
- Neri Pozza
- Nova Charta
- Oceanum Verlag
- Odeon
- Orbis Mediaevalis
- Orbis Pictus
- Österreichische Staatsdruckerei
- Oxford University Press
- Pageant Books
- Parzellers Buchverlag
- Patrimonio Ediciones
- Pattloch Verlag
- PIAF
- Pieper Verlag
- Plon-Nourrit et cie
- Prestel Verlag
- Princeton University Press
- Prisma Verlag
- Priuli & Verlucca, editori
- Pro Sport Verlag
- Propyläen Verlag
- Pytheas Books
- Quaternio Verlag Luzern
- Reales Sitios
- Recht-Verlag
- Reichert Verlag
- Reichsdruckerei
- Riehn & Reusch
- Roberto Vattori Editore
- Rosenkilde and Bagger
- Roxburghe Club
- Salerno Editrice
- Sarajevo Svjetlost
- Schöck ArtPrint Kft.
- Scolar Press
- Scrinium
- Scripta Maneant
- Scriptorium
- Siloé, arte y bibliofilia
- SISMEL - Edizioni del Galluzzo
- Sociedad Mexicana de Antropología
- Société des Bibliophiles & Iconophiles de Belgique
- Soncin Publishing
- Sorli Ediciones
- Stainer and Bell
- Studer
- Styria Verlag
- Sumptibus Pragopress
- Szegedi Tudomànyegyetem
- Taberna Libraria
- Tarshish Books
- Taschen
- Tempus Libri
- Testimonio Compañía Editorial
- Thames and Hudson
- The Clear Vue Publishing Partnership Limited
- The Facsimile Codex
- The Folio Society
- The Marquess of Normanby
- The Richard III and Yorkist History Trust
- Tip.Le.Co
- TouchArt
- TREC Publishing House
- TRI Publishing Co.
- Trident Editore
- Typis Regiae Officinae Polygraphicae
- Union Verlag Berlin
- Universidad de Granada
- University of California Press
- University of Chicago Press
- Urs Graf
- Vallecchi
- Van Wijnen
- VCH, Acta Humaniora
- VDI Verlag
- VEB Deutscher Verlag für Musik
- Verlag Anton Pustet / Andreas Verlag
- Verlag der Münchner Drucke
- Verlag für Regionalgeschichte
- Verlag Styria
- Vicent Garcia Editores
- W. Turnowsky
- Waanders Printers
- Wiener Mechitharisten-Congregation (Wien, Österreich)
- Wissenschaftliche Buchgesellschaft
- Wydawnictwo Dolnoslaskie
- Xuntanza Editorial
- Yushodo
- Zakład Narodowy
- Zollikofer AG