Alkuin-Briefe und andere Traktate

Alkuin-Briefe und andere Traktate – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. 795 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)

Vor 800

Ein Einblick in das Leben und Schaffen des wohl grĂ¶ĂŸten Gelehrten der karolingischen Renaissance: Die noch zu Lebzeiten kompilierte Sammlung von Schriften und Briefen des engen Vertrauten Kaiser Karls des Großen

  1. Eine Sammlung wichtiger Korrespondenzen und anderer Schriften von Alcuin (ca. 735–804)

  2. Zu Lebzeiten zusammengestellt, vielleicht von keinem geringeren als seinem SchĂŒler Arn, Erzbischof von Salzburg (ca. 750–821)

  3. Keine Runen-Handschrift hat so viel Beachtung gefunden wie dieser Wiener Codex

Alkuin-Briefe und andere Traktate

  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Alkuin-Briefe und andere Traktate

Arno von Salzburg fĂŒhrte ein bewegtes Leben in bewegten Zeiten: GebĂŒrtig aus dem Isengau in Bayern, war er Abt in Flandern, ehe er 785 Bischof von Salzburg wurde. Er wurde zum Freund und Vertrauten Karls des Großen und seines großen Gelehrten Alkuin. Wie enge Bande er mit diesen Protagonisten knĂŒpfen konnte, zeigt Arnos Anwesenheit bei Karls Kaiserkrönung 800 in Rom und schon zuvor seine Reise 797 dorthin in Karls Auftrag: Dort konnte er die Erhebung Salzburgs zum Erzbistum erwirken und erhielt KĂ€rnten und Pannonien als Missionsgebiet. Alkuin riet ihm in der Folge, die neuen Gebiete nicht mit dem ĂŒblichen Zehenten zu belegen, woraufhin Arno den so genannten Slawenzehent einfĂŒhrte, der weniger Abgaben verlangte. Damit gibt die wohl von Arno zusammengestellte Sammlung von Briefen und Schriften Alkuins einen außergewöhnlichen Einblick mitten in das Herz des Frankenreiches.

Alkuin-Briefe und andere Traktate

Alkuin (ca. 735-804), von Einhard (ca. 775-840) als "der gelehrteste Mann, den man ĂŒberhaupt finden kann" beschrieben, war wohl der wichtigste Gelehrte der karolingischen Renaissance. Die einzelnen Teile dieses Codex bestehen aus seiner Korrespondenz mit Erzbischof Arno (ca. 740-821), der von Rom nach Franken reiste, wo er im Laufe des Jahres 798 Alkuin und Karl den Großen (748-814) treffen sollte; der letzte Brief wurde Ende Januar 799 geschrieben. Das Manuskript umfasst außerdem unter anderem zwei gotische Alphabete und angelsĂ€chsische Runen. Die Handschrift ist somit eine Kompilation im wahrsten Sinne des Wortes und von grĂ¶ĂŸtem Wert fĂŒr Historiker, Theologen und Philologen. Die verschiedenen Texte wurden dabei von zahlreichen Schreibern verfasst, die sich oft mitten im Satz abwechselten. Diese einzigartige Zusammenstellung ist die wichtigste Quelle fĂŒr biografische Informationen ĂŒber Alkuin und stellt somit ein wertvolles und unersetzliches historisches Dokument dar.

Eine echte Sammelhandschrift

Der Inhalt des Codex ist nicht sehr kohĂ€rent, was darauf hindeutet, dass er nach den persönlichen Interessen des Erzbischofs Arno ausgewĂ€hlt wurde. Obwohl in der Forschung auch schon eine Entstehungszeit im 9. oder sogar 10. Jahrhundert diskutiert wurde, ist es doch am wahrscheinlichsten, dass die Handschrift um 799 im Skriptorium des Klosters Saint-Amand in Französisch-Flandern entstanden ist. Sie enthĂ€lt nicht nur den umfangreichen Briefwechsel zwischen Alkuin und Arno, sondern auch: Alkuins Kommentar zum Römerbrief, eine orthografische Abhandlung, ein griechisches Alphabet und ein Syllabogramm, eine Tabelle mit den römischen Ziffern, angelsĂ€chsische Runen, auch bekannt als "futhorc", ein gotischsprachiger Auszug aus der Genesis, ein Kryptogramm; zwei gotische Alphabete - eines in der ursprĂŒnglichen Anordnung und eines, das teilweise wie ein lateinisches Alphabet angeordnet ist, mit den Namen der Buchstaben und Übersetzungen ins Lateinische und Althochdeutsche sowie Anmerkungen zur richtigen Aussprache und Schreibweise in der gotischen Sprache.

PlĂ€ne fĂŒr den Wiederaufbau Roms

Zwei nicht von Alkuin verfasste Texte ĂŒber die Topografie der Stadt Rom sind ebenfalls in diesem Codex enthalten: Notitia ecclesiarium urbis Romae oder "Notiz der Kirche der Stadt Rom" und De locis sanctis martyrum quae sunt foris civitatis Romae oder "Die StĂ€tten der heiligen MĂ€rtyrer außerhalb der Stadt Rom". Sie scheinen sich besonders auf die HeiligtĂŒmer der Stadt zu konzentrieren und werden von einem Briefwechsel zwischen Arno und Alkuin ĂŒber die Möglichkeit des Wiederaufbaus eines Klosters begleitet. Diese Handschrift steht somit auch fĂŒr das Bestreben des frĂŒhen Mittelalters, Rom zu seinem frĂŒheren Glanz und seiner politischen AutoritĂ€t zurĂŒckzufĂŒhren**. TatsĂ€chlich verlegte Kaiser Otto III. Ende des 10. Jahrhunderts seine Hauptstadt nach Rom, ließ die aufwendigen BrĂ€uche und Zeremonien der alten Römer sowie die Verwaltung der Stadt wieder aufleben und begann sogar, purpurfarbene Togen zu tragen.

Alkuin und die karolingische Renaissance

Der im angelsĂ€chsischen Königreich Northumbria geborene Alkuin von York war bereits fĂŒr seine Brillanz bekannt, als er 782 von Karl dem Großen als Gelehrter und Magister an den frĂ€nkischen Hof in Aachen eingeladen wurde. Die nĂ€chsten acht Jahre verbrachte er damit, Karl den Großen und seine Söhne persönlich zu unterrichten, wĂ€hrend er sich gleichzeitig einen Ruf als fĂŒhrender Kopf und Hauptverantwortlicher fĂŒr die karolingische Renaissance erwarb. Viele der bedeutendsten Intellektuellen dieser Zeit waren seine SchĂŒler. Eine seiner grĂ¶ĂŸten Errungenschaften war die Perfektionierung der karolingischen Minuskel, die er als standardisierte, leicht lesbare Schrift in ganz West- und Mitteleuropa einfĂŒhrte. Alkuin war auch der Autor zahlreicher theologischer, dogmatischer, philosophischer, mathematischer, logischer und grammatikalischer Abhandlungen sowie zahlreicher Gedichte.

Halbpensionierung in Tours

Alkuin wurde mit Anfang 60 seiner Pflichten am Hof ĂŒberdrĂŒssig und wurde 796 von Karl dem Großen zum Abt der Abtei Marmoutier in der NĂ€he von Tours in Frankreich ernannt - aber nur unter der Bedingung, dass er dem König bei Bedarf zur VerfĂŒgung stehen sollte. Dort verbrachte er den Rest seines Lebens damit, die EinfĂŒhrung der karolingischen Minuskel im Skriptorium der Abtei zu beaufsichtigen, bevor er am 19. Mai 804 starb und in der Basilika St. Martin in Tours beigesetzt wurde. Seine Grabinschrift lautet:
Staub, WĂŒrmer und Asche nun ...
Alkuin mein Name, Weisheit habe ich immer geliebt,
Bete, Leser, fĂŒr meine Seele.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Letters of Alcuin and Other Documents
Datum
Vor 800
Sprache
Vorbesitzer
Erzbischof Arn von Salzburg (after 740–821)

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Alkuin-Briefe und andere Traktate – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. 795 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 1969
Faksimile-Editionen

#1 Die Alkuin-Briefe und andere Traktate

Details zur Faksimile-Edition:

Einband: Weißer Pappdeckel mit braunem LederrĂŒcken
Kommentar: 1 Band (44 Seiten) von Franz Unterkircher
Sprache: Deutsch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfĂŒgbar
Preis Kategorie: €
(unter 1.000€)
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