Ritter- und Fechtbücher

Der Ritter ist eine der wichtigsten und symbolträchtigsten Figuren des Mittelalters. Er ist geradezu ein Sinnbild, in dem sich die Tugenden und Widersprüche seiner Zeit verdichten. Traten Ritter einerseits als Auftraggeber für Handschriften in Erscheinung, sind sie auch in den Figurendarstellungen illuminierter Manuskripte zu finden.

So orientierten sich mittelalterliche Illuminatoren bei der Darstellung biblischer Krieger in offenbarem Anachronismus an dem typischen Ritterbild ihrer Zeit, mitsamt dazugehörender Rüstung und Bewaffnung. Daneben gibt es auch Handschriften, die sich speziell der Lebensweise der Ritter widmeten, wie etwa Turnierbücher, in denen historische Turnierkämpfe beschrieben und bildlich dargestellt wurden, Chroniken der verschiedenen Ritterorden oder auch praktische Handbücher, die beim Erlernen des Schwertfechtens und anderer Nahkampftechniken behilflich sein sollten.

Die Mehrzahl dieser Handschriften stammt aus dem Spätmittelalter, als die Rolle des Ritters auf dem Schlachtfeld bereits an Bedeutung verlor, seine soziale und politische Stellung aber noch wichtig war in der Herausbildung des Ideals höfischer Ritterlichkeit. Schriftliche Quellen dieser Art erlauben nicht nur wertvolle Rückschlüsse auf die mittelalterliche Kriegsführung, sondern auf das damalige Leben im Allgemeinen, das sich in den eingestreuten alltagsweltlichen Bildern darstellt.

Veranschaulichung anhand einer Beispielseite

Fechtbuch

Kämpfe mit Messer und Ungarischem Schild

Stilvoll in zeitgenössischer Kleidung gewandet, treten zwei Fechter mit dem *Messer* an, das eine bis zu 1,5 Meter lange Klinge und eine einfache Parierstange hatte. Diese Waffe war zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert beliebt und das besonders bei Landsknecht-Söldnern. Der kleine Schild, den sie verwenden, wird als „ungarisches Schild“ bezeichnet. Er ist in einem Stil gefertigt, der im spätmittelalterlichen Deutschland beliebt war, und hatte ein spitzes Ende für den Angriff.

Die Beschriftung unter dem Bild bedeutet übertragen: „Dies ist der Stand mit dem Messer und mit dem ungarischen Schild, der auf alle Stücke im Spiel und im Ernst übertragen werden kann.“ Die Stücke, auf die sich der Autor bezieht, sind die verschiedenen Fechtschritte zum Schlagen oder Parieren. Beide Männer stehen auf den Zehenspitzen und haben einen breiten Stand, wodurch ihr Gewicht gleichmäßig verteilt wird.