Jagdbücher
Mittelalterliche Jagd-Handschriften wie das Livre de la chasse von Gaston Phoebus erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Dafür gibt es mehrere Gründe: In diesen Büchern finden sich einige der künstlerisch vollkommensten Miniaturmalereien des Mittelalters, sie stellen eine Fülle von Details zur mittelalterlichen Lebensrealität dar und, was eine Seltenheit ist, die Verfasser stammen mehrheitlich aus dem höheren Adel. So zum Beispiel im Fall der Handschrift De Arte Venandi cum avibus, einem Lehrbuch über die Falknerei und Vogelkunde, das von dem berühmten Stauferkaiser Friedrich II. höchstselbst verfasst wurde.
Mit diesen oft reich bebilderten Handschriften entstanden nicht nur Kunstwerke, sie dienten auch als praktische Handbücher, die pseudo-wissenschaftliche Ausführungen zu Jagdtechniken und Wildtieren sowie zur Auswahl und Pflege von Pferden, Hunden und Falken enthielten. Tatsächlich wurden viele dieser Werke bis weit ins 19. Jahrhundert hinein zu Rate gezogen. Die Handschriften liefern darüber hinaus Beweise, dass die Jagd nicht nur den Männern vorbehalten war, sondern ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis darstellte, an dem auch Frauen aktiv teilnahmen.