Kostümbücher
Mittelalterliche Bilderhandschriften sind eine wahre Fundgrube an kulturhistorisch wichtigen und interessanten Informationen, die von Historikern und Laien gleichermaßen hochgeschätzt werden. Besonders eindrückliche Einblicke bieten sie im Hinblick auf die Art und Weise, wie sich die Menschen im Mittelalter kleideten. Manche Handschriften liefern uns gewissermaßen beiläufig, allein aufgrund ihres Bildprogramms, aufschlussreiche Details zur mittelalterlichen Mode, wie etwa die Kalenderbilder der Stundenbücher, die monatstypische landwirtschaftliche Arbeitsvorgänge und andere typische Szenen mittelalterlichen Lebens zeigen.
Gerade im Spätmittelalter hingegen tauchen Werke auf, deren Absicht ausdrücklich ist, die Kleidermoden verschiedener Regionen der Welt zu dokumentieren und zu beschreiben. Diese sogenannten Kostümbücher, wie etwa jenes von Lambert de Vos zu den Trachten des Osmanischen Reiches oder der Codex der Trachten und Kostüme, der für Kaiser Karl V. angefertigt wurde, um ihm einen Eindruck von den vielen Völkern seines Weltreichs zu geben, in dem die "Sonne niemals untergehe". Bilderhandschriften dieser Art gehören heute zu den wertvollsten Quellen für Mittelalterhistoriker und Mode-Connoisseurs.