Lektionar von St. Petersburg
Die wechselvolle Geschichte dieses Codex ist an manchen Stellen mit Händen zu greifen, doch das löst in seinem Betrachter eher noch mehr Respekt und fast schon Ehrfurcht aus: Im 10. Jahrhundert von wohl 5 Miniatoren im Auftrag einer hoch gestellten Persönlichkeit angefertigt, weist dieses byzantinische Evangeliums-Lektionar den Einfluss von Neuhellenismus, armenischem und orientalischem Stil gleichzeitig auf. Es überdauerte die Kreuzzüge und viele Wirrungen in Trabzon, einem Schmelztiegel osmanischer und byzantinischer Kultur im Nordosten der heutigen Türkei. Das Werk war fast bis zur Unkenntlichkeit abgenutzt, wurde jedoch vollständig restauriert. 1858 erhielt es der russische Zar Alexander II. (1818–1881) als Dank für eine Hilfskollekte zum Bau einer Kirche. Seitdem liegt es in der griechischen Handschriftensammlung in St. Petersburg.
Goldenes Juwel byzantinischer Kunst
Das Lektionar von St. Petersburg – auch Lektionar aus Trapezunt genannt – ist eine jener geheimnisvollen Handschriften mit bewegter Geschichte, ein Juwel aus dem Lande der Legenden. Die Schnittstelle zwischen zwei Kulturen am Schwarzen Meer, der byzantinischen und der osmanischen, Trabzon (ehemals Trapezunt), jahrhundertealter Umschlagplatz und Handelszentrum, war die Hüterin dieses Lektionars über die Wirren der Kreuzzüge und der osmanischen Eroberungen hinweg. Der Auftraggeber ist unbekannt; die prachtvolle Ausstattung verweist jedoch auf eine hoch gestellte Persönlichkeit.
Die Geschichte von der „Wundertätigkeit des hl. Eugenius“ aus dem 14. Jh. bringt das Lektionar in Zusammenhang mit dem Sieg des Komnenenkaisers Andronicus über den Sultan Aladdin im Jahre 1223. Bis in die Mitte des 15. Jh.s gehörten Lesungen aus dem „Goldlektionar“ zum zentralen Bestandteil der Liturgie.
1858 wurde es dem russischen Zaren als Dank für eine Hilfskollekte zum Bau einer Kirche geschenkt und gelangte so in die griechische Handschriftensammlung der kaiserlichen Bibliothek. Der kaiserliche Bibliotheksdirektor merkt in seinem Jahresbericht rühmend an, dass das „der Bibliothek geschenkte griechische Evangeliar … den bedeutendsten Platz unter den Neueingängen der Bibliothek“ einnehme. Die eigentlichen Fragmente aus Trabzon wurden vom Evangelium, dem es in späterer Zeit beigebunden worden war, gelöst und separat gebunden. In diesem Ledereinband wird es auch heute noch verwahrt.
Der Evangelienteil konnte auf etwa 1200 datiert werden, der Trabzon-Codex auf die zweite Hälfte des 10. Jh.s.
Obgleich nur fragmentarische Texte erhalten sind, ist der Trabzon-Codex aufgrund der Text- und Miniaturabfolge der Tradition der typographischen Lektionare zuzuweisen, in denen Lesungen aus den Evangelien für jeden Tag des Kirchenjahres von der Karwoche über Ostern bis Pfingsten enthalten sind. Für alle übrigen Wochen sind Samstags- und Sonntagslesungen vorgesehen.
Geschrieben ist der Text in der liturgischen Unziale, einer Art Majuskel des 10. Jh.s. Wahrscheinlich waren fünf Miniatoren an der Illustrierung beteiligt. Neuhellenismus, orientalischer Stil und armenische Buchkunst lassen sich in ihrem Einfluss belegen.
Eine Besonderheit stellen die hufeisenförmige Komposition des „Letzten Abendmahls“ und die zweiteilige Anlage der „Hochzeit zu Kana“ dar. Einige Abbildungen dieser einzigartigen Handschrift wurden in der Buchkunst als allgemeingültige Norm übernommen.
Obschon von hohem künstlerischen Wert, war das Lektionar bis vor kurzem in einem beklagenswerten Zustand. Die Hintergrundfarben und Goldauflagen waren arg beschädigt. Da die Handschrift über lange Zeiträume hinweg in der Liturgie verwendet worden war, wies sie starke Gebrauchsspuren auf.
Nach erfolgreicher Restaurierung in den 70er Jahren erscheinen die Farbflächen nun stabiler, ohne jedoch eine Änderung des Farbtons aufzuweisen. Alle Miniaturen zeigen die für die Temperamalerei charakteristische homogene, matte Textur.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Lektionar von St. Petersburg
Lectionary of St Petersburg
Golden Gospels
Trebizond Lectionary
Lectionary of Saint Petersburg - Umfang / Format
- 30 Seiten / 33,3 × 25,5 cm
- Herkunft
- Türkei
- Datum
- Zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts
- Epoche
- Stil
- Sprache
- Schrift
- Unzialis
- Buchschmuck
- 13 meist ganzseitige Miniaturen, 3 Fragmente von Miniaturen, 3 geschmückte Initialen
- Vorbesitzer
- Zar Alexander II. von Russland (1818–1881)
Lektionar von St. Petersburg
Das letzte Abendmahl
Diese ungewöhnliche Darstellung des Letzten Abendmahls ist nichtsdestoweniger wohl eine der historisch zutreffendsten, da ein solches Mahl zu dieser Zeit in der römischen Welt wahrscheinlich genau so abgelaufen sein dürfte. Vor einem verwitterten, aber immer noch wunderschönen goldenen Hintergrund lehnen Jesus und die Zwölf Apostel auf Liegen, die einen langen, halbovalen Tisch mit schwarzer Oberfläche umgeben. Wie es in der byzantinischen Kunst typisch ist, wird Judas im Vordergrund als derjenige identifiziert, der schon nach dem Essen greift, während alle andere mit ausgestreckten Händen noch warten.
Lektionar von St. Petersburg
Portrait vom Evangelisten Markus
Dieses Portrait des Evangelisten Markus, das vor einem zeit- und raumlosen Hintergrund aus Blattgold präsentiert wird, ist ein außergewöhnliches Exemplar byzantinischer Buchmalerei aus der sogenannten mazedonischen Renaissance. Obwohl diese Miniaturseite die Gebrauchsspuren von zehn Jahrhunderten aufweist, ist sie in einem bemerkenswert guten Zustand mit nur minimalen Schäden erhalten.
In diesem Portrait ist der heilige Markus in eine römische Toga gewandet, sitzt in einem einfachen klassischen Bauwerk und wird von einem Rahmen aus traditionell gestalteten Akanthusblättern umgeben. Es ist ein Beispiel für die Wiederbelebung klassischer Formen und Themen, die in der byzantinischen Kunst seit der Mitte des 9. Jahrhunderts wieder zu beobachten ist. Gleichzeitig fallen einige stilistische Innovationen ins Auge, z. B. der stilvoll eckige Faltenwurf an Markus‘ Toga.
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