De la Pirotechnia - Zweite Ausgabe
De la Pirotechnia wird als das weltweit erste Lehrbuch der Metallurgie, Metallbearbeitung und chemischen Technologie bezeichnet. Es wurde von dem italienischen Metallurgen Vannoccio Biringuccio (ca. 1480- ca. 1539) verfasst, der engen Kontakt mit der in Siena despotische herrschenden Adelsfamilie Petrucci unterhielt. Biringuccios Abhandlung, dessen Titel in deutscher Ăbersetzung âVon der Feuerkunstâ lautet, wurde 1540 posthum in Venedig veröffentlicht. Aufgrund des groĂen Erfolgs wurde 1550 eine zweite und 1559 sogar eine dritte Ausgabe mit dem Kurztitel Pirotechnia nachgedruckt. Die zweite Ausgabe, die hier vorliegt, ist hinsichtlich ihres Formats, ihrer Struktur, Holzschnitte und Holzschnittinitialen mit der ersten identisch. Verschiedene Verfahren und technologische Grundlagen werden darin anhand von 84 detaillierten und genau gearbeiteten Holzschnitten illustrativ erlĂ€utert.
De la Pirotechnia â Zweite Ausgabe
Das erste gedruckte Buch, das sich der Metallurgie widmete, stammt von Vannoccio Biringuccio (ca. 1480-ca.1539), einem italienischen Metallurgen aus der toskanischen Stadt Siena. Es ist in italienischer Sprache verfasst und wurde 1540 nach dem Tod des Autors bei Folio zu Venedig veröffentlicht, allerdings ohne den Namen des Verfassers. Das Werk war so erfolgreich, dass der Verleger 1550 eine zweite und 1559 eine dritte Ausgabe nachdrucken lieĂ, die den Kurztitel Pirotechnia trug. Ăbersetzungen in andere Sprachen erschienen im 20. Jahrhundert: Cyril Stanley Smith** (1903â1992), ein britischer Metallurge, Wissenschaftshistoriker und leitender Chemiker des Manhattan Projekts, publizierte 1979 die englische Ăbertragung unter dem Titel âThe art of fireâ, die erste deutsche Ăbersetzung von Otto Johannsen erschien 1925 in Braunschweig unter dem Titel âVanoccio Biringuccios zehn BĂŒcher von der Feuerkunstâ. âDe la Pirotechniaâ ist weltweit die erste Abhandlung ĂŒber Bergbau und Metallurgie und gilt als eines der ersten technischen LehrbĂŒcher. Biringuccio fasste darin das Wissen, das sich ĂŒber Jahrhunderte im Bereich der Bergbau- und HĂŒttenkunde akkumuliert hatte, zusammen und reicherte es mit seinen persönlichen Erfahrungen an, die er als experimentell arbeitender Metallurge gesammelt hatte. Anhand von **84 detaillierten und genau gearbeiteten Holzschnitten werden verschiedene Verfahren und technologische Grundlagen erlĂ€utert. Die zweite Ausgabe, die hier vorliegt, ist hinsichtlich ihres Formats, ihrer Struktur, Holzschnitte und Holzschnittinitialen mit der ersten identisch. Was die Rezeption des Werkes angeht, so wurde es unter anderem auf den ausdrĂŒcklichen Wunsch König Philipps II. von Spanien (1527â98) bei einer Versteigerung der Bibliothek des Honorato Juan, dem Bischoff von Osma (gest. 1566), im Jahr 1567 erworben. Das Werk ist in geprĂ€gtes graugrĂŒnes Kalbsleder gebunden und seit 500 Jahren ein hochgeschĂ€tzter Besitz der Königlichen Escorial-Bibliothek, die von König Philipp II. im selben Jahr 1567 angelegt wurde.
Metallurge der Renaissance
Biringuccio wurde in Siena geboren und am 20. Oktober 1480 als Sohn von Paolo Biringuccio und Lucrecia di Bartolomeo getauft. Sein Vater, ein Architekt, war im stĂ€dtischen Baugewerbe von Siena tĂ€tig und eng mit der Familie Petrucci, einer diktatorisch in Siena herrschenden Adelsfamilie, verbunden. Mit der UnterstĂŒtzung von Pandolfo Petrucci (1452â1512) begann Biringuccio zunĂ€chst eine Ausbildung in den Eisenerzminen von Bocchenggiano und ĂŒbernahm spĂ€ter die Leitung der Silberminen am Avanzoberg in den Karnischen Alpen. In den Jahren 1507â1508 bereiste er Italien und Deutschland, besuchte die groĂen Bergbauzentren und beobachtete alles, was mit der Metallurgie, dem GieĂen und sogar der Alchemie zu tun hatte, um anschlieĂend eigene Experimente durchzufĂŒhren. Nach dem Tod von Pandolfo Petrucci im Jahr 1512 ernannte ihn dessen Sohn Borghese im Jahr 1513 zum Leiter des stĂ€dtischen Arsenals. Im darauffolgenden Jahr ĂŒbernahm er die Leitung der MĂŒnze der Stadt Siena fĂŒr fĂŒnf Jahre. Ein Aufstand gegen den Despoten im Jahr 1515 zwang Biringuccio mit den Mitgliedern der Herrscherfamilie Petrucci aus Siena zu fliehen. Es folgte ein Wanderleben, das ihn nach Rom, Neapel und schlieĂlich 1517 nach Sizilien fĂŒhrte. Nach der Wiedereinsetzung Fabio Petruccis in Siena durch den Papst kehrte auch Biringuccio im Jahr 1523 in die Stadt zurĂŒck und wurde erneut Werkmeister. Um 1524 wurde ihm ein Monopol fĂŒr die Salpeterproduktion in Siena bewilligt. Als es zwei Jahre spĂ€ter am 25. Juli 1526 zu einem erneuten Aufruhr gegen den Gewaltherrscher kam ĂŒbernahm Biringuccio die Leitung der Artillerie und versuchte, die Heimatstadt in einem Angriff auf das Stadttor Porta Camolia zurĂŒckzuerobern. Alle BemĂŒhungen von Seiten der Petrucci blieben letztendlich erfolglos. So folgte Biringuccios zweite Emigration, u. a. nach Deutschland, bevor er sich in der Republik von Florenz niederlieĂ und sich dort fĂŒr die Verbesserung der Artillerie einsetzte. Im Jahr 1530 kehrte er nach Siena zurĂŒck und wurde dort Senator. Im Jahr 1535 ernannte ihn Papst Paul III. (1468â1549) zum Architekt und Dombaumeister des Petersdoms, woraufhin er im Jahr 1536 nach Rom ĂŒbersiedelte und dort bis 1538 die pĂ€pstliche GieĂerei und das Munitionsdepot leitete. Kurz darauf muss er unerwartet verstorben sein, der genaue Sterbeort und Todestag sind unbekannt.
Die Feuerkunst in zehn BĂŒchern
Die Pirotechnia besteht aus zehn BĂŒchern, die wiederum in Unterkapitel eingeteilt sind.
Buch I. Allgemeine Regeln fĂŒr die Entdeckung metallischer Minerale, Techniken des Minenbaus, und die erforderlichen Instrumente. Widerlegung von Behauptungen der Alchemie bezĂŒglich der Umwandlung von Metallen.
Buch II. Die Halbmineralien: Quecksilber, Magnetstein, Bergkristall, Edelsteine und Glas. Die Herstellung von Glas.
Buch III. Das Probieren und Vorbereiten der Erze zum Schmelzen.
Buch IV. Die Trennung des Goldes vom Silber und dessen Umwandlung in Feingold.
Buch V. Die Legierungen der Metalle: Gold, Silber, Kupfer, Blei und Zinn.
Buch VI. Ăber die GieĂkunst im Allgemeinen und im Besonderen: Bronzegussformen fĂŒr GeschĂŒtze und Glocken.
Buch VII. Die Metallschmelzverfahren
Buch VIII. Die KleingieĂerei, die Kunst des âpiccola del gittoâ.
Buch IX. Die Technik verschiedener Feuerarbeiten: alchimistische Kunst, Destillierkunst, Gold-, Kupfer-, Eisenschmiedekunst, Töpferkunst, MĂŒnzprĂ€gung und Herstellung von Metallspiegeln
Buch X. Die kĂŒnstlichen Brandstoffe und die Herstellung der sogenannten Feuerwerkskörper zum Schutz und Trutz im Kriege und zur Belustigung bei Festlichkeiten
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- De la Pirotechnia - Second Edition
- Umfang / Format
- 334 Seiten / 19,7 Ă 14,5 cm
- Herkunft
- Italien
- Datum
- 1550
- Stil
- Sprache
- Buchschmuck
- 84 groĂe, illustrative Xylographien und diverse Zierinitialen
- KĂŒnstler / Schule
- Vannoccio Biringucci (Autor, KĂŒnstler des illustrierten Teils der ersten Ausgabe)
Giovanni Padoano (Verleger)
De la Pirotechnia - Zweite Ausgabe
Wasserrad und Blasebalg
Als die mittelalterliche Metallurgie fortschritt, benötigten die Schmiede immer höhere Temperaturen. WasserrĂ€der wurden zum Antrieb der BlasebĂ€lge in Hochöfen verwendet, die erstmals um 1100 in Skandinavien auftauchten. Sie dienten in erster Linie der Herstellung von Gusseisen, das vielfĂ€ltig eingesetzt wurde â von einfachen Werkzeugen bis hin zu TĂŒren, Kanonen und sogar ganzen BrĂŒcken. Dem glĂŒhenden, geschmolzenen Eisen konnten Legierungselemente wie Kohlenstoff und Silizium zugesetzt werden, um seine Eigenschaften zu verĂ€ndern. AuĂerdem machte das Wasserrad ungelernte Arbeiter fĂŒr die Bedienung des Blasebalgs ĂŒberflĂŒssig.
De la Pirotechnia - Zweite Ausgabe
Titelseite
Der lange und ausfĂŒhrliche vollstĂ€ndige Titel des Werks wird auf dieser wunderschön verzierten Seite mit unzĂ€hligen metallurgischen Instrumenten und Kreationen sowie heraldischen Elementen prĂ€sentiert, darunter ein Löwe mit einer Banderole im unteren Teil der Seite und eine gekrönte weibliche Figur am oberen Rand der Seite mit dem Namen VENETIA. Sie hĂ€lt eine Waage und scheint auf einem Löwenpaar zwischen einem Segelschiff und einer klassischen RĂŒstung zu sitzen.
Der Rest der Holzschnittleiste zeigt die verschiedenen Anwendungen der "Pyrotechnik" fĂŒr den Bergbau, die VerhĂŒttung und verschiedene andere Gewerbe. Zu den Objekten gehören Handwerkzeuge, eine Schubkarre, Glocken, Destillierapparate aus Kupfer, Kanonen und ein Amboss. Diese wunderbar detaillierte und vielseitige Zusammenschau von GegenstĂ€nden aus dem Bereich der Metallurgie ist ein grandioses Zeugnis all dessen, was mittelalterliche Schmiede zu leisten imstande waren.
#1 De la Pirotechnia
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