Dante Alighieri - Göttliche Komödie - Codex Riccardiano-Braidense
Der Codex Riccardiano-Braidense enthält nicht nur eine der ältesten erhaltenen Abschriften der berühmten Göttlichen Komödie des Dante Alighieri (1265–1321), sondern ist vor allem eines der bedeutendsten und schönsten Exemplare des exegetischen Kommentars des Werks von Jacopo della Lana (nach 1278 – nach 1358). Es handelt sich um den ersten umfassenden Kommentar zu allen 100 Gesängen, der aufgrund seines großen unmittelbaren Erfolgs später sogar in den Ottimo Commento, den „Ausgezeichneten Kommentar“ aufgenommen wurde – ein wahrer Bestseller der mittelalterlichen Dante-Auslegung also. Ihren Namen hat die im zweiten Viertel des Trecento im Veneto entstandene Handschrift von ihren heutigen Aufbewahrungsorten: Die ersten beiden Teile zum Inferno und Purgatorio werden in der Biblioteca Riccardiana verwahrt, während sich das Paradiso in der Biblioteca Nazionale Braidense befindet. Alle drei Teile sind kalligrafische Meisterwerke und wurden mit insgesamt 199 goldgeschmückten historisierten Initialen und unzähligen ornamentalen Initialen versehen.
Dante Alighieri - Göttliche Komödie - Codex Riccardiano-Braidense
Die Göttliche Komödie ist das berühmte Hauptwerk des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265–1321). Über 10 Jahre arbeitete er an diesem Stück Weltliteratur aus 100 Gesängen (cantos), das eine Allegorie für die Suche der Seele nach Gott darstellt. In drei etwa gleich langen Teilen unternimmt Dante in der Ich-Form eine Reise durch die drei Reiche der jenseitigen Welt: Hölle (Inferno), Fegefeuer (Purgatorio) und Paradies (Paradiso). Dabei trifft er auf zahlreiche historische, biblische und mythologische Figuren. Sein Führer durch die ersten beiden Bücher ist der von ihm verehrte Vergil. Da dieser jedoch aus vorchristlicher Zeit stammt und entsprechend nicht getauft ist, wird er im Paradies durch Beatrice, die Dantes Frauenideal repräsentiert, und später Bernhard von Clairvaux abgelöst.
Ein ungewöhnliches Layout
Die 14.233 Verse dieses dichterischen Meisterwerks nehmen im Falle des Florentiner-Mailänder Manuskripts auf den einzelnen Seiten meist den geringsten Raum ein. Sie wurden einspaltig und zentral auf das Pergament gebracht, wobei viele Seiten oft nur wenige Verse beherbergen. Den Rahmen des Gedichts bildet hier in mehrfacher Hinsicht ein zweispaltiger Glossenspiegel, der die Verse von links und rechts akkurat umschließt, wie es damals eher für Rechtstexte üblich war. Bei diesen ausgeprägten Marginalglossen handelt es sich nicht um spontane Annotationen zu Studienzwecken. Sie wurden von Anfang an in das Layout der Handschrift eingeplant und enthalten den ersten umfassenden Kommentar der Göttlichen Komödie.
Trecento-Dante-Exegese
Jacopo della Lana (nach 1278 – nach 1358) verfasste seinen Kommentar zwischen 1324 und 1328, also nur wenige Jahre nach Vollendung des Gedichts und nicht lange vor Entstehung der vorliegenden Abschrift. Er ließ sich dabei von seinen beiden Vorgängern Jacopo Alighieri und Graziolo Bambaglioli inspirieren, die Dantes Werk jedoch nur partiell glossierten. Jacopo beschränkte sich zudem nicht auf eine wörtliche Auslegung der Verse, sondern unterzog sie einer philosophisch-theologischen Lesart – ganz entsprechend seiner eigenen universitären Ausbildung. Auch durch die Verwendung der italienischen Volkssprache genoss sein Kommentar unmittelbaren und dauerhaften Erfolg. Ganze Passagen des Kommentars wurden später in den sogenannten Ottimo Commento oder "Ausgezeichneten Kommentar" aufgenommen.
Das Werk eines virtuosen Schreibers
Besonders bemerkenswert ist im Codex Riccardiano-Braidense die Akkuratesse, mit der Gedicht und Kommentar zusammengeführt wurden. Vor allem in den ersten beiden Teilen der Handschrift, Inferno und Purgatorio, wurden die Seiten so minutiös geplant, dass meist keine einzige Zeile frei bleibt. Verantwortlich für dieses Meisterwerk der Schreibkunst in gotischer Textualis Rotunda war ein Meister namens Galvano, der sich auf fol. 100r verewigte: „Maestro Galvano wrote el testo e la ghiosa. Mercede quella Vergene gloriosa.“ In der Forschung ist umstritten, ob es sich dabei um den in Bologna tätigen Galvano di Rinaldo da Vigo oder Galvano di Tommaso da Bologna, der 1347 in Padua starb, handelt.
Bedeutungsvolle Initialen in leuchtenden Farben und Gold
Sowohl die Verse der Göttlichen Komödie als auch die Glossen sind im gesamten Manuskript mit goldgeschmückten Trecento-Initialen geschmückt, 199 davon historisiert. Während diejenigen im Glossenspiegel meist generische Autorbilder zeigen, wird in den Bildern zu den cantos meist eine weitere Bedeutungsebene eröffnet, da sie nicht einfach das Erzählte illustrativ darstellen. So werden in den ersten beiden Teilen oft die Sünden visualisiert, die die Seelen an die grauenerregenden Orte geführt hat, die Dante und Vergil durchqueren. Viele Initialen zeigen aber auch biblische Ikonografien, die wiederum Jacopo della Lanas Exegese des Werks aufgreifen.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Dante Riccardiano-Braidense
Il manoscritto Riccardiano-Braidense della Commedia di Dante Alighieri
Divine Comedy - Florence-Milan Manuscript - Umfang / Format
- 572 Seiten / 33,0 × 21,0 cm
- Herkunft
- Italien
- Datum
- Zweites Viertel des 14. Jahrhunderts
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Gotische Textualis Rotunda
- Buchschmuck
- 199 historisierte Initialen mit Blattrankenfortsätzen; zahllose kleinere Ornamentinitialen
- Inhalt
- Dante Alighieris Göttliche Komödie begleitet von Jacopo della Lanas Kommentar
- Künstler / Schule
- Dante Alighieri (1265–1321) (Autor)
Jacopo della Lana (ca. 1290 – ca. 1365) (Autor)
Galvano (Schreiber) - Vorbesitzer
- Kloster Santa Giustina
Dante Alighieri - Göttliche Komödie - Codex Riccardiano-Braidense
Christus zerstört die Tore der Unterwelt
Im 17. Canto des Purgatorio – Dante und Vergil befinden sich hier auf der vierten Terrasse des Fegefeuers – geht es um die Liebe, die fehlgeleitet zu Sündhaftigkeit führen kann. Doch ist Liebe, und zwar die Liebe zu Gott, im christlichen Glauben zugleich auch der Schlüssel zur Erlösung. Diese Ebene wird dem Canto mittels dieser historisierten P-Initiale hinzugefügt. Christus steht mit angewinkeltem Bein auf dem unteren Rankenfortsatz des Buchstabens, während er die Pforte zur Unterwelt aus den Angeln hebt, aus der die erste befreite Seele schon herauslugt.
Dante Alighieri - Göttliche Komödie - Codex Riccardiano-Braidense
Marienkrönung
Nicht grundlos steht zu Beginn des ersten Paradiso-Cantos eine große historisierte L-Initiale, die die himmlische Krönung der Jungfrau Maria durch Christus zeigt. Wie üblich sitzen beide auf Augenhöhe nebeneinander. Maria ist in ihren typischen blauen Umhang gehüllt, während Christus ihr die Krone aufsetzt – was hier durch Abnutzungsspuren und den üppigen goldenen Nimbus kaum sichtbar ist. Hinter Mutter und Sohn spannen vier Engel ein großes Textil auf, das den Hintergrund bildet und der Szene noch mehr royalen Glanz verleiht.
Im dritten Teil der Göttlichen Komödie wird Maria immer wieder als Himmelskönigin verehrt und tritt als vorbildhafte Identifikationsfigur sowie als wichtigste Vermittlerin zwischen Mensch und Gott, zwischen Erde und Himmel, in Erscheinung. Sie ist außerdem die zentrale Gestalt, die Dante schließlich dabei hilft, seine Vision der Dreifaltigkeit zu erleben. Die Initiale führt diese Inhalte kunstvoll ein.
#1 Il Manoscritto Riccardiano-Braidense della Commedia di Dante Alighieri
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