Les Petites Heures du Duc de Berry
Das wunderschĂśne Stundenbuch, das als Petites Heures du Duc de Berry bekannt ist, wurde in mehreren Arbeitsphasen zwischen 1372 und 1390 von nicht weniger als fĂźnf der bedeutendsten flämischen und franzĂśsischen BuchkĂźnstler des ausgehenden 14. Jahrhunderts geschaffen, darunter Jean le Noir (aktiv 1331â80), Jacquemart de Hesdin (um 1355 â um 1414) und die BrĂźder Limburg. Das kunstvoll illuminierte Werk stellt einen absoluten HĂśhepunkt in der atemberaubenden Buchsammlung des schillernden FĂźrsten und Kunstmäzens Jean de Valois (1340â1416), Herzog von Berry, dar, der darin mehrfach als Stifterfigur auftaucht und zu dessen privaten Gebrauch es wahrscheinlich bestimmt war. Jede Seite der kostbaren Handschrift ist mit unglaublicher Sorgfalt opulent verziert. Filigrane Dornblattranken rahmen die in hĂśchster Präzision beschriebenen Seiten, deren eindringliche, mit Gold und Silber verzierte Miniaturen dem Duc de Berry die Geschichten der Bibel vor Augen fĂźhrten.
Les Petites Heures du Duc de Berry
Zwischen 1372 und 1390 fertigten insgesamt fĂźnf der bedeutendsten Buchmaler des ausgehenden 14. Jahrhunderts eine Handschrift an, die in der Forschung als eines der groĂartigsten Zeugnisse der handschriftlichen Buchkunst weltweit gilt. Die âPetites Heuresâ wurden als privates Stundenbuch fĂźr den kunstliebenden Herzog Jean de Valois, den FĂźrsten von Berry angefertigt. Das Werk enthält einen opulenten Bilderreigen in prächtigen Farben und ist mit Gold und Silber im Ăberfluss ausgestattet. So gut wie alle Blätter des insgesamt 580 Seiten umfassenden Meisterwerkes sind reich illuminiert. GroĂformatige Miniaturen und ein bezaubernd gestalteter Kalender sind begleitet von ausgefallen ornamentierten Initialen, Randdekorationen und BordĂźren.
Im Auftrag eines leidenschaftlichen Buchliebhabers
Jean de Valois, Herzog von Berry, ist bis heute bekannt als einer der grĂśĂten Sammler und Auftraggeber von auĂergewĂśhnlichen Kunstschätzen und kostbaren Bilderhandschriften des gesamten Mittelalters. Der Herzog besaĂ eine der luxuriĂśsesten Bibliotheken Frankreichs. In seiner Regierungszeit erweiterte er seine kostbare Buchsammlung stetig, vergab Aufträge an die begabtesten BuchkĂźnstler seiner Zeit und erwarb einige der wertvollsten Manuskripte, die je entstanden sind. Jedes Werk seiner zum Ende seines Lebens Ăźber 300 Handschriften umfassenden Bibliothek zeugt von auĂergewĂśhnlich hoher Qualität. Neben seiner wohl berĂźhmtesten Schrift, den âTrès Riches Heuresâ, gelten die âPetites Heuresâ als absolutes Meisterwerk und als HĂśhepunkt der herzoglichen Buchschatzkammer.
Die hĂśchste Riege der BuchkĂźnstler
Der Auftrag fĂźr das kleine Stundenbuch wurde ursprĂźnglich an den KĂźnstler Jean le Noir erteilt, der von 1340 bis 1380 der mit Abstand fĂźhrende BuchkĂźnstler Frankreichs war. In traditioneller Weise verzierte er das Stundenbuch mit einem fĂźr diese Buchgattung typischen Passionszyklus, einem Einleitungsbild zu den BuĂpsalmen und einigen Szenen aus dem Offizium Johannes des Täufers. Nach seinem Tod im Jahre 1380 wurde die Arbeit am Kunstbuch fĂźr fĂźnf Jahre eingestellt, um vom nicht minder berĂźhmten Meister Jacquemart de Hesdin, dem ÂťMeister der DreifaltigkeitÂŤ sowie dem sogenannten Pseudo-Jacquemart, fertiggestellt zu werden. Um 1390 wurde die Arbeit am Meisterwerk abgeschlossen. Rund 20 Jahre später lieĂ der schillernde Auftraggeber Jean de Berry noch eine Miniatur seiner LieblingskĂźnstler, den weltberĂźhmten BrĂźdern Limburg, hinzufĂźgen. Kaum ein Werk der mittelalterlichen Buchkunst wurde von einer vergleichbaren Arbeitsgruppe von KĂźnstlern ausgestattet.
Ausstattung in hĂśchster Vollendung
Das kleine Stundenbuch enthält eine Galerie von 119 umwerfend schÜnen Miniaturen, die die Gebetstexte der Handschrift kunstvoll in Szene setzen. Es werden wichtige biblische Szenen abgebildet, in welchen die Kßnstler besonders auf die Darstellung von Heiligen achteten, die vom Herzog von Berry besonders verehrt wurden. Jede Seite des Stundenbuches wurde mit Liebe bis ins kleinste Detail stimmig ausgestattet. Häufige Darstellungen des Auftraggebers und seiner persÜnlichen Besitzgegenstände in prächtigen Farben, veredelt mit Gold und Silber, bezeugen den persÜnlichen Charakter der meisterlichen Handschrift. Es ist denkbar, dass der Fßrst sie auf seinen zahlreichen Reisen stets bei sich trug und sie zum stillen Gebet nutzte.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Petites Heures - Das Stundenbuch des Herzogs von Berry
Petites Heures of the Duke of Berry - Umfang / Format
- 580 Seiten / 21,2 Ă 14,5 cm
- Herkunft
- Frankreich
- Datum
- 1372â1390
- Stil
- Sprache
- Schrift
- Textualis Formata
- Buchschmuck
- 119 Miniaturen mit Blattgold und -silber sowie Ăźber 300 reich verzierte Seiten, darunter Kalenderseiten, zahlreichen Initialen, Randdekorationen und BordĂźren
- Inhalt
- Stundengebet
- Auftraggeber
- Jean, Herzog von Berry (1340â1416)
- KĂźnstler / Schule
- Jean Le Noir (aktiv 1331â80)
Jacquemart de Hesdin (um 1355 â um 1414)
PseudoâJacquemart
BrĂźder Limburg - Vorbesitzer
- Robinet d'Estampes (1360â1420) und seine Frau Jacquette
Karl III. von Lothringen (1543â1608)
Madame de Chasnay
François Roger de Gaignières (1642â1715)
LouisâJean Gaignat (gest. 1784)
Louis CĂŠsar de La Baume Le Blanc, Herzog von La Vallière (1708â80)
Les Petites Heures du Duc de Berry
Die Grablegung Christi
Seit dem 10. Jahrhundert ein beliebtes Thema der westlichen Kunst, ist diese Szene der Grablegung Jesu aufgrund der Gesten und des Ausdrucks der Figuren, die sich um den toten ErlÜser herum versammelt haben, ungeheuer dramatisch. Dies wird durch den starken Kontrast von dunklen und hellen Farben zusammen mit subtilen, aber meisterhaften Schattierungen noch verstärkt. Frauen machen die meisten Trauernden aus, die Jungfrau Maria gibt ihrem Sohn einen letzten Kuss, während eine andere seinen Arm liebkost. Ein einziger Mann hat einen Heiligenschein, wahrscheinlich Joseph von Arimathäa.
Les Petites Heures du Duc de Berry
Festnahme Jesu im Garten Gethsemane
Der bedeutungsschwere rote Hintergrund dieser so häufig dargestellten Szene steht in starkem Kontrast zu den zarten Ranken aus Rot, Blau und Gold, die den schĂśn gemusterten Rahmen umspielen. Wir sehen Jesus im Moment des Verrats, als der hinterhältig blickende Judas ihn auf die Wange kĂźsst, um ihn auszuliefern. Die Szene ist Ăźberladen, als wĂźrde gleich eine Schlägerei zwischen den beiden aufeinanderstoĂenden Gruppen ausbrechen kĂśnnen.
Während Jesus und seine Anhänger klassisch antike Gewänder tragen, tragen die Soldaten die Waffen und Rßstungen von SÜldnern des späten 14. Jahrhunderts, die detailliert dargestellt sind. Einer der Soldaten kniet mit einem gequälten Blick auf dem Boden und hält sein Ohr, das ihm von einem der Jßnger Jesu abgeschnitten worden war. Dieser steckt nun schnell noch sein Schwert weg, nachdem er von Jesus fßr seinen Kampfesdrang getadelt worden war.
#1 Les Petites Heures - Das Stundenbuch des Herzogs von Berry
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