Goldene Bilderbibel - Biblia Pauperum
Die Goldene Bilderbibel - Biblia Pauperum ist alles andere als eine „Armenbibel“. Der um 1400 entstandene Codex im höchst ungewöhnlichen Querformat, ist durchweg reich mit Gold und Silber verziert – seinem Inhalt angemessen. Die Handschrift erzählt die Geschichten des Neuen Testaments in 31 kunstvollen Miniaturen nicht nur nach, sondern setzt diese zugleich visuell in Verbindung zu den Ereignissen des Alten Testaments und deutet das Leben Christi damit heilgeschichtlich aus. Dafür bedarf es in diesem gotischen Meisterwerk kaum Text; die insgesamt 93 Bilder sagen hier im wahrsten Sinne mehr als tausend Worte und machen jede Seite der prächtigen Handschrift zu einem eigenen kleinen Kunstwerk. Geschaffen wurde dieses Kleinod wahrscheinlich für Herzog Albert I. von Bayern (1336–1404) oder seiner Frau Margarete von Kleve (um 1375–1411) von dem an ihrem Den Haager Hof tätigen sogenannten Meister des Studenbuchs der Margarete von Kleve. Über die Wirren der Geschichte gelangte die kostbare Handschrift im 18. Jahrhundert schließlich in den Besitz des englischen Königs Georg III.
Goldene Bilderbibel „Biblia Pauperum“
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstand ein Codex in ungewöhnlicher Form, der die Geschichten der Heiligen Schrift in Bildern kommentierte. Der Bildband zeigt kostbar vergoldete szenische Darstellungen aus dem Neuen Testament, welche von erklärenden Abbildungen aus dem Alten Testament begleitet sind. Das Werk enthält 93 mit Gold und Silber geschmückte Miniaturen, auf jeder Seite befinden sich davon drei Stück. Das mittlere Bild zeigt immer ein neutestamentliches Ereignis, das von Zeichnungen von Prophetenbüsten umrahmt ist. Rechts und links dieser Szenen befinden sich jeweils alttestamentliche Darstellungen, die als Vorboten für das gezeigte neutestamentliche Ereignis gelten. Ein Beispiel hierfür ist die auf der vierten Seite des Bandes dargestellte Flucht Marias und Josefs mit dem kindlichen Jesus. Links dieser Szene befindet sich ein Bild, das die Flucht Jakobs zu seinem Onkel Laban zeigt und rechts davon ein Bild, das den Heiligen Michol zeigt, wie er David auf der Flucht vor Saul Hilfe leistet. So wurde ein erläuternder Zusammenhang zwischen den biblischen Geschichten des Neuen und Alten Testaments hergestellt.
Der Meister blieb unbekannt
Die Goldene Bilderbibel wurde sehr wahrscheinlich von einem Künstler erschaffen, der in den Anfangsjahren des 15. Jahrhunderts am Hof des Grafen Albrecht von Bayern-Holland und dessen zweiter Ehefrau Margaretha von Kleve in Den Haag tätig war. Es handelt sich wohl um den selben Maler, der auch für Margatethas Stundenbuch verantwortlich war, die frappierende Ähnlichkeit der Illustrationen beider Werke kann kein Zufall sein.
Der Buchmaler wollte mit seinem Werk ein ganz bestimmtes Ziel erreichen. Ketzern und Häretikern, wie Beispielsweise die Katharer, die am Ende des Mittelalters immer mehr Anhänger fanden, sollte mit solchen biblischen Prachthandschriften entgegengetreten werden. Ihr gefährliches Gedankengut, das das vorherrschende christliche Weltbild in Frage stellte, sollte auf künstlerisch ansprechende Art widerlegt werden.
Eine bewegte Geschichte
Nachdem die Bilderbibel fertiggestellt worden war, verschwand sie für beinahe drei Jahrhunderte und ihr Aufenthalt in dieser Zeit kann bis heute nicht vollständig geklärt werden. Es befindet sich jedoch ein Namenseintrag aus dem 16. Jahrhundert im Buch, nämlich alexander Ratclyff boke. Bei diesem Herren handelt es sich nachweisbar um einen englischen Adligen aus Lancastershire. Ein Nachkomme dieser Familie verschenkte das Werk im 18. Jahrhundert an den englischen König Georg III. In dieser Zeit wurde die Bibel mit einem roten Einband aus Maroquin und einer Goldprägung versehen. 1823 wurde die gesamte Bibliothek Georges III. von dessen Sohn an den Staat übergeben. Heute befindet der Band sich in der British Library in London.
Durchaus keine Armenbibel
Den Namenszusatz „Biblia Pauperum“ hat der Codex wohl nur durch einen unpassenden Zufall erhalten. Da die ärmere Bevölkerung auch am Ende des Mittelalters noch überwiegend analphabetisch war, wurden zur Verbreitung von Bibeltexten stets Bildbände benutzt. Die Goldene Bilderbibel kann aber aufgrund ihres üppigen Goldschmucks kaum ein Werk für untere Bevölkerungsschichten gewesen sein. Die prachtvollen, farbintensiven und reich mit Gold und Silber verzierten Miniaturen beweisen das Talent ihres Meisters und deuten auf einen fürstlichen Auftraggeber hin. Das große Format der Bibelszenen ist besonders reizvoll, so wählte der Maler eine Breite von 18 cm und eine Höhe von fast 40 cm für seine Bilderbibel. Dieses Format ist wahrhaft außergewöhnlich. Die langen, querformatigen Seiten bieten auch für ihre heutigen Betrachter einen besonderen Spaß am Lesen und Entdecken.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Golden Bible - Biblia Pauperum
- Umfang / Format
- 70 Seiten / 17,9 × 38,4 cm
- Herkunft
- Niederlande
- Datum
- Um 1395–1405
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Gotische Textualis Quadrata
- Buchschmuck
- 93 Miniatur erhalten (von mindestens 99 ursprünglich); 31 Neues Testament und 62 Altes Testament
- Inhalt
- Bilderbibel
- Auftraggeber
- Albert I., Herzog von Bayern (1336–1404) oder seinen zweite Frau Margarete von Kleve (um 1375–1411)
- Künstler / Schule
- Meister des Studenbuchs der Margarete von Kleve
- Vorbesitzer
- Familie Ratclyff
König Georg III. von England (1738-1820)
Georg IV. von England (1762-1830)
Goldene Bilderbibel - Biblia Pauperum
Die Erschütterung der Hölle
Mit dem Stab in der Hand erreicht Christus die Bewohner der Hölle, die auf typische Weise als riesiges Maul eines großen Monsters dargestellt wird - der Höllenschlund. Diese bekannte Szene zwischen Kreuzigung und Auferstehung zeigt, wie Christus den Toten die Frohe Botschaft verkündet und so allen Gerechten, die seit Anbeginn der Welt und noch vor seiner Menschwerdung gestorben waren, das Heil bringt. Die Miniatur ist fast vollständig symmetrisch aufgeteilt: Links bilden Fliesen mit zarten Goldmustern den Hintergrund und rechts klafft der weit aufgerissene Höllenschlund.
Goldene Bilderbibel - Biblia Pauperum
Die Auferstehung
Das ungewöhnliche Querformat ermöglicht interessante Kompositionen wie diese. Wie in gotischen Manuskripten üblich, werden einer Primärszene aus dem Neuen Testament Szenen aus dem Alten Testament gegenübergestellt, mit denen sie eine gemeinsame Botschaft teilt. Hier wird die Auferstehung von einer Miniatur mit Samson flankiert, der die Tore Gazas wegträgt, und von Jona, der gerade vom Wal ausgespuckt wurde.
Alle drei Bilder haben ähnliche Rahmen aus Rot, Blau und Gold. Die beiden alttestamentlichen Szenen haben einen polierten Goldhintergrund, während die Auferstehung vor einem feinen Muster aus Dunkelblau und Gold dargestellt wird. Befreiung ist das gemeinsame Thema: Jesus wird vom Tod befreit, Samson entkommt seinen Feinden und Jona gelangt wieder aus dem Bauch des Wals zurück ins Leben.
#1 Goldene Bilderbibel - Biblia Pauperum
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