Goldene Bilderbibel - Biblia Pauperum

Goldene Bilderbibel - Biblia Pauperum – Faksimile Verlag – Kings MS 5 – British Library (London, Vereinigtes Königreich)

Den Haag (Niederlande) — Um 1395–1405

Entstanden in Den Haag am eloquenten Hofe des Grafen Albrecht von Bayern-Holland: Eine prächtig illuminierte "Armenbibel" mit typologischen Bildern des Neuen und Alten Testaments im ungewöhnlichen Querformat

  1. Die meisterliche Buchmalerei und das ungewöhnliche Querformat machen jede Seite dieses Codex zu einem kleinen Kunstwerk

  2. Dargestellt sind jeweils zwei Szenen des Alten Testaments und eine entsprechende des Neuen Testaments

  3. Drei Jahrhunderte lang verschollen, wurde sie von einer britischen Adelsfamilie wiederentdeckt und König George III. geschenkt

Goldene Bilderbibel - Biblia Pauperum

Ausgabe bei uns verfügbar!
Ehemals 3.980  
Sonderangebot (wie neu) bis 31.01.2025 1.699  
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Goldene Bilderbibel - Biblia Pauperum

Die Goldene Bilderbibel - Biblia Pauperum ist alles andere als eine „Armenbibel“. Der um 1400 entstandene Codex im höchst ungewöhnlichen Querformat, ist durchweg reich mit Gold und Silber verziert – seinem Inhalt angemessen. Die Handschrift erzählt die Geschichten des Neuen Testaments in 31 kunstvollen Miniaturen nicht nur nach, sondern setzt diese zugleich visuell in Verbindung zu den Ereignissen des Alten Testaments und deutet das Leben Christi damit heilgeschichtlich aus. Dafür bedarf es in diesem gotischen Meisterwerk kaum Text; die insgesamt 93 Bilder sagen hier im wahrsten Sinne mehr als tausend Worte und machen jede Seite der prächtigen Handschrift zu einem eigenen kleinen Kunstwerk. Geschaffen wurde dieses Kleinod wahrscheinlich für Herzog Albert I. von Bayern (1336–1404) oder seiner Frau Margarete von Kleve (um 1375–1411) von dem an ihrem Den Haager Hof tätigen sogenannten Meister des Studenbuchs der Margarete von Kleve. Über die Wirren der Geschichte gelangte die kostbare Handschrift im 18. Jahrhundert schließlich in den Besitz des englischen Königs Georg III.

Goldene Bilderbibel „Biblia Pauperum“

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstand ein Codex in ungewöhnlicher Form, der die Geschichten der Heiligen Schrift in Bildern kommentierte. Der Bildband zeigt kostbar vergoldete szenische Darstellungen aus dem Neuen Testament, welche von erklärenden Abbildungen aus dem Alten Testament begleitet sind. Das Werk enthält 93 mit Gold und Silber geschmückte Miniaturen, auf jeder Seite befinden sich davon drei Stück. Das mittlere Bild zeigt immer ein neutestamentliches Ereignis, das von Zeichnungen von Prophetenbüsten umrahmt ist. Rechts und links dieser Szenen befinden sich jeweils alttestamentliche Darstellungen, die als Vorboten für das gezeigte neutestamentliche Ereignis gelten. Ein Beispiel hierfür ist die auf der vierten Seite des Bandes dargestellte Flucht Marias und Josefs mit dem kindlichen Jesus. Links dieser Szene befindet sich ein Bild, das die Flucht Jakobs zu seinem Onkel Laban zeigt und rechts davon ein Bild, das den Heiligen Michol zeigt, wie er David auf der Flucht vor Saul Hilfe leistet. So wurde ein erläuternder Zusammenhang zwischen den biblischen Geschichten des Neuen und Alten Testaments hergestellt.

Der Meister blieb unbekannt

Die Goldene Bilderbibel wurde sehr wahrscheinlich von einem Künstler erschaffen, der in den Anfangsjahren des 15. Jahrhunderts am Hof des Grafen Albrecht von Bayern-Holland und dessen zweiter Ehefrau Margaretha von Kleve in Den Haag tätig war. Es handelt sich wohl um den selben Maler, der auch für Margatethas Stundenbuch verantwortlich war, die frappierende Ähnlichkeit der Illustrationen beider Werke kann kein Zufall sein.
Der Buchmaler wollte mit seinem Werk ein ganz bestimmtes Ziel erreichen. Ketzern und Häretikern, wie Beispielsweise die Katharer, die am Ende des Mittelalters immer mehr Anhänger fanden, sollte mit solchen biblischen Prachthandschriften entgegengetreten werden. Ihr gefährliches Gedankengut, das das vorherrschende christliche Weltbild in Frage stellte, sollte auf künstlerisch ansprechende Art widerlegt werden.

Eine bewegte Geschichte

Nachdem die Bilderbibel fertiggestellt worden war, verschwand sie für beinahe drei Jahrhunderte und ihr Aufenthalt in dieser Zeit kann bis heute nicht vollständig geklärt werden. Es befindet sich jedoch ein Namenseintrag aus dem 16. Jahrhundert im Buch, nämlich alexander Ratclyff boke. Bei diesem Herren handelt es sich nachweisbar um einen englischen Adligen aus Lancastershire. Ein Nachkomme dieser Familie verschenkte das Werk im 18. Jahrhundert an den englischen König Georg III. In dieser Zeit wurde die Bibel mit einem roten Einband aus Maroquin und einer Goldprägung versehen. 1823 wurde die gesamte Bibliothek Georges III. von dessen Sohn an den Staat übergeben. Heute befindet der Band sich in der British Library in London.

Durchaus keine Armenbibel

Den Namenszusatz „Biblia Pauperum“ hat der Codex wohl nur durch einen unpassenden Zufall erhalten. Da die ärmere Bevölkerung auch am Ende des Mittelalters noch überwiegend analphabetisch war, wurden zur Verbreitung von Bibeltexten stets Bildbände benutzt. Die Goldene Bilderbibel kann aber aufgrund ihres üppigen Goldschmucks kaum ein Werk für untere Bevölkerungsschichten gewesen sein. Die prachtvollen, farbintensiven und reich mit Gold und Silber verzierten Miniaturen beweisen das Talent ihres Meisters und deuten auf einen fürstlichen Auftraggeber hin. Das große Format der Bibelszenen ist besonders reizvoll, so wählte der Maler eine Breite von 18 cm und eine Höhe von fast 40 cm für seine Bilderbibel. Dieses Format ist wahrhaft außergewöhnlich. Die langen, querformatigen Seiten bieten auch für ihre heutigen Betrachter einen besonderen Spaß am Lesen und Entdecken.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Golden Bible - Biblia Pauperum
Umfang / Format
70 Seiten / 17,9 × 38,4 cm
Herkunft
Niederlande
Datum
Um 1395–1405
Stil
Sprache
Schrift
Gotische Textualis Quadrata
Buchschmuck
93 Miniatur erhalten (von mindestens 99 ursprünglich); 31 Neues Testament und 62 Altes Testament
Inhalt
Bilderbibel
Auftraggeber
Albert I., Herzog von Bayern (1336–1404) oder seinen zweite Frau Margarete von Kleve (um 1375–1411)
Künstler / Schule
Vorbesitzer
Familie Ratclyff
König Georg III. von England (1738-1820)
Georg IV. von England (1762-1830)

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Goldene Bilderbibel - Biblia Pauperum – Faksimile Verlag – Kings MS 5 – British Library (London, Vereinigtes Königreich)
Faksimile Verlag – Luzern, 1993
Limitierung: 980 Exemplare
Detailbild

Goldene Bilderbibel - Biblia Pauperum

Die Erschütterung der Hölle

Mit dem Stab in der Hand erreicht Christus die Bewohner der Hölle, die auf typische Weise als riesiges Maul eines großen Monsters dargestellt wird - der Höllenschlund. Diese bekannte Szene zwischen Kreuzigung und Auferstehung zeigt, wie Christus den Toten die Frohe Botschaft verkündet und so allen Gerechten, die seit Anbeginn der Welt und noch vor seiner Menschwerdung gestorben waren, das Heil bringt. Die Miniatur ist fast vollständig symmetrisch aufgeteilt: Links bilden Fliesen mit zarten Goldmustern den Hintergrund und rechts klafft der weit aufgerissene Höllenschlund.

Goldene Bilderbibel - Biblia Pauperum – Faksimile Verlag – Kings MS 5 – British Library (London, Vereinigtes Königreich)
Einzelseite

Goldene Bilderbibel - Biblia Pauperum

Die Auferstehung

Das ungewöhnliche Querformat ermöglicht interessante Kompositionen wie diese. Wie in gotischen Manuskripten üblich, werden einer Primärszene aus dem Neuen Testament Szenen aus dem Alten Testament gegenübergestellt, mit denen sie eine gemeinsame Botschaft teilt. Hier wird die Auferstehung von einer Miniatur mit Samson flankiert, der die Tore Gazas wegträgt, und von Jona, der gerade vom Wal ausgespuckt wurde.

Alle drei Bilder haben ähnliche Rahmen aus Rot, Blau und Gold. Die beiden alttestamentlichen Szenen haben einen polierten Goldhintergrund, während die Auferstehung vor einem feinen Muster aus Dunkelblau und Gold dargestellt wird. Befreiung ist das gemeinsame Thema: Jesus wird vom Tod befreit, Samson entkommt seinen Feinden und Jona gelangt wieder aus dem Bauch des Wals zurück ins Leben.

Goldene Bilderbibel - Biblia Pauperum – Faksimile Verlag – Kings MS 5 – British Library (London, Vereinigtes Königreich)
Faksimile-Editionen

#1 Goldene Bilderbibel - Biblia Pauperum

Faksimile Verlag – Luzern, 1993

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Faksimile Verlag – Luzern, 1993
Limitierung: 980 Exemplare
Einband: Der prachtvolle Einband aus rotem Maroquinleder mit seinem reichen Goldschmuck wurde in aufwendiger Handarbeit hergestellt. Goldschnitt glänzt an allen drei Schnittseiten des Bandes.
Kommentar: 1 Band von Janet Bachhouse, James Marrow und Gerhard Schmidt
Sprachen: Englisch, Französisch, Deutsch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfügbar!
Ehemals 3.980  
Sonderangebot (wie neu) bis 31.01.2025 1.699  
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