Die Kilians- und Margaretenvita
Die hohe Bedeutung von Reliquien von Heiligen fĂŒr die Menschen des Mittelalters ist bekannt. Doch auch von einem Buch, das das Leben eines Heiligen erzĂ€hlte, hat man sich eine Ă€hnliche Wirkung erhofft, wie die Schlussgebete der Heiligenviten zeigen. Die beiden PassionserzĂ€hlungen dieses BĂŒchleins berichten vom Lebensende der beiden MĂ€rtyrer Kilian und Margarethe. Kilian, ermordet 687 in WĂŒrzburg, nachdem er den Ehebruch im Herrscherhaus angeprangert hatte, und Margarethe, die bereits unter Diokletian im Antiochia des 4. Jahrhunderts ein Opfer der gröĂten antiken Christenverfolgung geworden war. Der bedeutsame Inhalt ist so prĂ€chtig gewandet, dass davon auszugehen ist, dass der Codex im Auftrag des ottonischen Königshofes erstellt worden ist. Sein Entstehtungsort Fulda ist jedenfalls eines der fĂŒhrenden Skriptorien der Zeit. Die goldenen Miniaturen bebildern kreativ und sinnenfĂ€llig den Text und zeichnen sich durch ihre ausdrucksstarken GebĂ€rden aus.
Ein kaiserlich-ottonischer Reliquienschatz
Obwohl das Manuskript I 189 in der NiedersĂ€chsischen Landesbibliothek in Hannover hinsichtlich des Umfanges (80 Seiten) und des Formates (150 x 206âŻmm) zu den kleinen Codices gehört, stellt es doch ein einzigartiges Zeugnis der frĂŒhmittelalterlichen Buchkunst dar. In ihm begegnen wir zum ersten Mal dem Typus des âlibellusâ, eines âkleinen Buchesâ, das dem Leben eines, in diesem Ausnahmefall zweier Heiliger gewidmet ist. Die Anfertigung solcher Handschriften einer Heiligenvita steht in engem Zusammenhang mit dem Reliquienkult, der im 10.âŻJh. einen Höhepunkt erlebte und nicht nur auf Kirche und Kunst, sondern auch auf Politik und Wirtschaft EinfluĂ nahm. Jede Kirche muĂte eine Reliquie besitzen. ZusĂ€tzlich wollte man aber auch NĂ€heres ĂŒber das Leben der Heiligen erfahren, von denen man die Asche, Gebeine oder persönliche GegenstĂ€nde bewahrte. So entstanden Handschriften mit den legendenhaft ausgestalteten Biographien der Verehrten. Die SchluĂgebete zeugen davon, daĂ den Codices die gleiche Kraft wie den Reliquien selbst zugemessen wurde.
Es sind zwei Heilige, deren Leben und Sterben in der Handschrift in Hannover in einer exakt ausgefĂŒhrten karolingischen Minuskelschrift erzĂ€hlt und durch zahlreiche Miniaturen illustriert wird.
Der hl. Kilian, ein irischer Bischof, hatte mit seinen GefĂ€hrten das Frankenreich missioniert. Um 680 wirkte er in WĂŒrzburg, wo er die Herrschenden mit der Sittenlehre und dem Kirchenrecht konfrontierte und damit sein Martyrium besiegelte.
Auch die hl. Margarete starb den MĂ€rtyrertod. Sie gehört zu den im Morgen- wie im Abendland am meisten verehrten Heiligen. Der Legende nach stammte sie aus Antiochia und lebte zur Zeit der gröĂten Christenverfolgung, unter dem römischen Kaiser Diokletian (Anfang 4.âŻJh.). Nach ihrer Weigerung, ihrem Glauben abzuschwören, wurde sie gefoltert und schlieĂlich enthauptet.
Sowohl die Kilians-Vita als auch die der Margarete werden an den wichtigsten Stationen von anschaulich erzÀhlenden Miniaturen begleitet. Die flÀchige Auffassung, die starke Konturierung und die ausdrucksvolle GebÀrdensprache weisen die Figuren in die Tradition der spÀtantiken Bildformulare. Zwei prÀchtig ausgestaltete Initialseiten stehen am Beginn der Viten. Ein breites, goldenes, eng geschlungenes Flechtband bildet die Rahmen der Anfangsworte der Passionen. In gleicher Weise gerahmt erscheint das Titelblatt zur Vita Sanctae Margaretae. Im zweigeteilten Bildfeld wird im oberen Bereich die Krönung der hl. Margarete, im unteren Teil ein Schreiber bei seiner Arbeit dargestellt.
Die Gesamtausstattung ist so qualitĂ€tvoll und aufwendig, daĂ der Codex im Auftrag des ottonischen Königshofes â möglicherweise sogar fĂŒr den berĂŒhmten Essener MĂŒnsterschatz â angefertigt worden sein dĂŒrfte. Als Entstehungsort wird mit Fulda eines der fĂŒhrenden Skriptorien jener Zeit genannt. Dort hatte man in Stil und Ornamentik die spĂ€tkarolingischen Formen weitergefĂŒhrt und ab 972 (EheschlieĂung Ottos II. mit Theophanu) in der Verbindung mit Elementen der mittelbyzantinischen Renaissance den Höhepunkt der Leistungen erreicht. In dieser Periode entstand um 975 die âPassio Kiliani et Margaretaeâ, eines der eindruckvollsten Zeugnisse der ottonischen Buchkunst.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Passio Kiliani
Vita Kiliani - Umfang / Format
- 38 Folios / 20,6 Ă 15,0 cm
- Herkunft
- Deutschland
- Datum
- Um 975
- Epoche
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Karolingische Minuskel
- Buchschmuck
- 21 prachtvolle Miniaturen in goldenen Rahmen, 2 wunderschöne Incipit-Seiten mit goldenen Zierinitialen aus Flechtwerk zu Beginn der Vitae und 4 weitere goldene Initialen sowie zahllose goldene Initialmajuskeln
- Inhalt
- Die Heiligenlegenden des heiligen Kilian und der heiligen Margareta; zwei Gebete von Papst Gregor und Isidor von Sevilla; ein Gebet an die heilige Margareta und eines an die Apostel
- Vorbesitzer
- J. F. Mollerus
H. Schaedtler
Die Kilians- und Margaretenvita
St. Kilian erhÀlt einen pÀpstlichen Auftrag
Nachdem er Irland im Sommer 686 verlassen hatte, reiste Kilian mit elf GefĂ€hrten ĂŒber Gallien nach Rom. Dort weihte Papst Konon ihn zum Bischof und beauftragte ihn, eine Mission in Franken zu leiten. Blattgold und reiche GrĂŒn- und Purpurtöne kolorieren elegant die Szenerie. Im Vordergrund haben sich acht Figuren fĂŒr die feierliche Zeremonie um einen Altar versammelt. Der dadurch angedeutete Innenraum wird von einer AuĂenmauer umfangen, die das Geschehen innerhalb des Vatikans verortet.
Die Kilians- und Margaretenvita
Krönung der MÀrtyrerinnen Margareta und Regina
Margareta von Antiochia ist eine weithin verehrte Heilige, die ihre JungfrĂ€ulichkeit Gott weihte. Sie weigerte sich, den römischen Statthalter zu heiraten und dem christlichen Glauben abzuschwören. FĂŒr dieses Vergehen wurde sie gefoltert und hingerichtet. Trotzdem konnte sie zuvor viele Wunder vollbringen, weshalb ihre AblĂ€sse und FĂŒrbitten als Ă€uĂerst machtvoll angesehen wurden.
Die Inschriften im oberen Register geben Maragreta auf der linken und Regina auf der rechten Seite zu erkennen. Mit gesenkten HÀuptern empfangen sie ihre Kronen von der thronenden Jungfrau Maria, die als Himmelskönigin von einer goldenen Mandorla umgeben ist. Das untere Register zeigt den Autor des Textes mit Schreibpult und Tintenfass.
#1 Die Kilians- und Margaretenvita
Details zur Faksimile-Edition:
Sprachen: Englisch, Deutsch
Kodikologische, ikonographische und kunsthistorische EinfĂŒhrung (auf Englisch) von Cynthia Hahn, Florida, Transkription und deutsche Ăbersetzung sowie theologische EinfĂŒhrung von H. Himmel, Hannover, Vorwort von William Totok.
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