Codex Aureus in Stockholm
Der Codex Aureus in Stockholm ist die spektakulĂ€rste Handschrift, die wĂ€hrend der angelsĂ€chsischen Periode in SĂŒdengland entstanden ist. Das in der Mitte des 8. Jahrhunderts, wahrscheinlich in Canterbury entstandene Meisterwerk kombiniert den einheimischen insularen Stil mit Vorbildern aus der spĂ€tantiken Kunst, wie sie in italienischen und byzantinischen Handschriften geschaffen wurde. Der Text der Evangelien steht auf abwechselnd violett eingefĂ€rbten und ungefĂ€rbten Folios, sieben Zierinitialen schmĂŒcken den Text, der auf den purpurfarbenen Seiten mit goldener, silberner und weiĂer Tinte geschrieben ist. Das Manuskript war ursprĂŒnglich in einem luxuriösen goldenen Einband untergebracht, der wahrscheinlich mit kostbaren Edelsteinen verziert war. Aber es wurde vom Rest des Einbands getrennt, als sich die Wikinger im 9. Jahrhundert seiner bemĂ€chtigten. Nachdem es gegen einen Lösepreis zurĂŒckgekauft worden war, kehrte die Handschrift nach Canterbury zurĂŒck, bevor sie ihren Weg nach Spanien und schlieĂlich nach Schweden fand.
Codex Aureus in Stockholm
Die Region Southumbria brachte in der angelsĂ€chsischen Periode zahlreiche prĂ€chtige Handschriften hervor, aber der Codex Aureus in Stockholm ist zweifelsohne der schönste. Unter Anspielung auf seinen wahrscheinlichen Entstehungsort auch Codex Aureus von Canterbury genannt, wurde er in der Mitte des 8. Jahrhunderts geschaffen und von KĂŒnstlern in einer Kombination aus insularem, italienischem und byzantinischem Stil reich illuminiert, indem sie Gold, Silber, Purpurfarbstoff und die feinsten Pigmente verwendeten, die zu dieser Zeit verfĂŒgbar waren. Purpur, eine Farbe, die frĂŒher den AuftrĂ€gen der römischen Kaiser oder ihrer Familien vorbehalten war, ist ein Hinweis auf die illustre Herkunft der Handschrift als Auftrag eines hochrangigen Mitglieds der angelsĂ€chsischen Gesellschaft, vielleicht sogar eines Königs. Die Schönheit der Handschrift hat im Laufe der Jahre die Aufmerksamkeit von RĂ€ubern wie Sammlern gleichermaĂen auf sich gezogen und sie wird weiterhin als eines der schönsten Exemplare der angelsĂ€chsischen Buchmalerei wertgeschĂ€tzt.
Ein prachtvolles kĂŒnstlerisches Programm
Dieser groĂe Band besteht aus dem Text der Evangelien, bei dem die HĂ€lfte der BlĂ€tter purpurfarben eingefĂ€rbt ist. Die purpurnen Seiten sind mit goldener, silberner und weiĂer Tinte versehen, wĂ€hrend die ungefĂ€rbten Seiten in Schwarz und Rot beschrieben sind. Der Reichtum der Materialien deutet darauf hin, dass das Manuskript als königlicher Auftrag, vielleicht als Geschenk, entstanden sein könnte. Zwei der vier ganzseitigen EvangelistenportrĂ€ts sind erhalten, zusammen mit sechs eleganten Kanontafeln und sieben groĂen dekorativen Initialen. Die Figuren in den Miniaturen und die Tempel, in denen wir sie finden, haben eindeutig spĂ€tantiken Charakter und sind Vorlagen aus italienischen und byzantinischen Kunstwerken nachempfunden. Gleichzeitig entstammen die Schrift und insbesondere die Initiale Chi Ro dem insularen Stil, was sich besonders in den verschlungenen Flechtmustern und Tieren zeigt, die auch in die Kanontafeln und die Architektur, die das EvangelistenportrĂ€t des Heiligen Johannes umrahmt, eingearbeitet wurden. Textseiten werden mit Figurengedichten gestaltet, die z. B. in Kreuze und Schachbrettmuster formatiert sind. Eine Eintragung weist darauf hin, dass die Handschrift von vier Mönchen angefertigt wurde: Ceolhard, Niclas, Ealhhun und einem Goldschmied namens Wulfhelm. Die Angelsachsen sind berĂŒhmt fĂŒr ihren Schmuck, und der heute verschollene Luxuseinband muss eine spektakulĂ€re Kombination aus Gold und kostbaren Edelsteinen gewesen sein.
Ein weitgereistes Meisterwerk
Diese begehrte englische Handschrift hat in den letzten 1200 Jahren eine bewegte Geschichte hinter sich, die sie von den KĂŒsten GroĂbritanniens ĂŒber die Iberische Halbinsel bis nach Skandinavien fĂŒhrte. Laut einer HinzufĂŒgung in Altenglisch, die ĂŒber und unter dem Text des MatthĂ€us-Evangeliums gefunden wurde, wurde das Manuskript von Wikingern wĂ€hrend eines Ăberfalls im 9. Jahrhundert in Kent gestohlen, seines luxuriösen Einbands beraubt und gegen Geld zurĂŒckverkauft. Die Eintragung besagt, dass der Lösepreis von Ealdorman Aelfred und seiner Frau WĂŠrburh in Gold bezahlt wurde, um die Handschrift vor den Heiden zu retten, und dass sie anschlieĂend der Christ Church in Canterbury zugestiftet wurde. Die Handschrift blieb wahrscheinlich bis zum 16. Jahrhundert in Canterbury, bis sie unter mysteriösen UmstĂ€nden nach Spanien kam â vielleicht wurde sie von Mönchen herausgeschmuggelt, die vor der Auflösung der Klöster wĂ€hrend der englischen Reformation flohen. Das Manuskript wurde 1690 aus der berĂŒhmten Bibliothek von **Gaspar de Haro, dem siebten MarquĂ©s del Carpio (1629-87), von dem schwedischen Gesandten und bedeutenden Sprachwissenschaftler und Philologen Johan Gabriel Sparwenfeld (1655-1727) erworben. Im Jahr 1705 schenkte Sparwenfeld die Handschrift der Königlichen Bibliothek und heute befindet sie sich in der schwedischen Nationalbibliothek.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Stockholm Codex Aureus
Codex Aureus of Canterbury
Codex Aureus Holmiensis
Canterbury Codex Aureus - Umfang / Format
- 386 Seiten / 40,0 Ă 32,0 cm
- Herkunft
- GroĂbritannien
- Datum
- Um 750
- Epoche
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Insulare Unzialis
- Buchschmuck
- 2 ganzseitige Evangelistenportraits; 1 Seite mit Christusmonogramm (Chi-Rho); 8 verzierte Kanontafeln; durchgehend Figurengedichte (carmina figurata) aus goldenen, silbernen und weiĂen Buchstaben auf Purpurgrund
- Inhalt
- Die vier Evangelien nach der Vulgata sowie Vorwort und Kanontafeln
- Vorbesitzer
- Ălfred and WĂŠrburh
Catalina de Haro
Johan Gabriel Sparwenfeldt
#1 The Codex Aureus
Details zur Faksimile-Edition:
Sprache: Englisch
(1.000⏠- 3.000âŹ)
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