Saint Petersburg Bede
Dieses kostbare Exemplar der Kirchengeschichte des englischen Volkes des heiligen Beda Venerabilis (673-735) ist eine nahezu zeitgleiche Kopie der Originalhandschrift und entstand wahrscheinlich um 746. Abgesehen von seinem kostbaren Inhalt, der die Geschichte Englands von CĂ€sars Invasion in Britannien 55 v. Chr. bis zu Bedas eigener Lebenszeit abdeckt, ist das Manuskript deshalb berĂŒhmt, da es die Ă€lteste erhaltene historisierte Initiale in der Geschichte der europĂ€ischen Buchmalerei enthĂ€lt. Dieses Exemplar weist eine Kombination kĂŒnstlerischer Techniken sowohl aus dem insularen als auch aus dem mediterranen Stil auf und ist von unschĂ€tzbarem Wert fĂŒr die Entwicklung der Geschichte der mittelalterlichen Kunst. Das Manuskript ist nach seinem modernen Aufbewahrungsort in der Russischen Nationalbibliothek in St. Petersburg benannt.
Saint Petersburg Bede
Diese angelsĂ€chsische Handschrift aus dem 8. Jahrhundert ist sowohl fĂŒr die Geschichte der Buchmalerei als auch fĂŒr das Wachstum des Christentums in England als auch fĂŒr allgemeine geographische und historische Informationen ĂŒber die Britische Insel von Bedeutung. Es enthĂ€lt eine der Ă€ltesten Kopien von Bedas Kirchengeschichte des englischen Volkes sowie die frĂŒheste historisierte Initiale, die in einem europĂ€ischen Manuskript bisher gefunden wurde. Die Arbeit an diesem Manuskript begann wahrscheinlich nicht lange nach der Fertigstellung des Originaltextes um 731 und im selben Kloster, in der Monkwearmouth-Jarrow Abbey. Es wurde wahrscheinlich nicht spĂ€ter als etwa 746 fertiggestellt, was es zu einem nahen Zeitgenossen des Originalmanuskripts macht. Der âSaint Petersburg Bedeâ ist auch eines der beiden Ă€ltesten Beispiele des "m-type", einer Version, die den volkssprachlichen Text der nordumbrischen aelda-Variante des CĂŠdmon-Hymnus enthĂ€lt.
Bedas Kirchengeschichte Englands
Der hl. Beda oder auch Beda Venerabilis (672/3-735) war ein Benediktinermönch und der Autor der Historia ecclesiastica gentis Anglorum. Sein Werk zeichnet die Geschichte der englischen Kirche nach, mit besonderem Augenmerk auf dem Konflikt bezĂŒglich des römischen Ritus und des keltischen Christentums. Der lateinische Text ist eine der wichtigsten Quellen zur angelsĂ€chsischen Geschichte und zur Entwicklung einer englischen NationalidentitĂ€t. Er ist in fĂŒnf BĂŒcher unterteilt und enthĂ€lt neben einigen geographischen Informationen auch einen historischen Ăberblick, der mit Caesars Einmarsch in Britannia im Jahr 55 v. Chr. beginnt. Eine kurze Geschichte des Christentums im römischen Britannien umfasst das Martyrium des heiligen Alban und die Missionsarbeit des hl. Augustinus von Canterbury unter den Angelsachsen, die im Jahr 597 begann. Die BĂŒcher 2-4 decken jeweils einen Zeitraum von etwa 30 Jahren ab, wĂ€hrend Buch 5 einen Zeitraum von 44 Jahren einschlieĂlich Bedas eigener Lebenszeit umfasst.
Eine historisierte Initiale
Auch wenn die IdentitĂ€t derer, die an der Erstellung der Handschrift beteiligt waren, unbekannt bleiben muss, lassen die PergamentblĂ€tter der Handschrift mindestens vier HĂ€nde erkennen, wobei eine fĂŒnfte Hand Notizen, Kolophone usw. hinzugefĂŒgt hat. Zwar ist der gröĂte Teil des Manuskripts schmucklos, doch zeigen die dekorativen Initialen eine Kombination aus insularen und mediterranen Stilrichtungen, insbesondere die berĂŒhmte historisierte Initiale am Anfang von Buch 2. Die Figur mit Nimbus, die ein Kreuz und ein Buch hĂ€lt, ist ein Heiliger - identifizierbar durch seine Tonsur - entweder als Gregor der GroĂe (ca. 540-604) oder Augustinus von Canterbury (gest. 604). Obwohl die Initiale im insularen Stil gehalten ist, ist die Figur darin eindeutig noch von der Kunst der SpĂ€tantike beeinflusst, ebenso wie einige der Blattwerke, die in anderen Initialen zu finden sind. Sie gilt als das frĂŒheste Beispiel einer historisierten Initiale aus der europĂ€ischen Buchmalerei, das heute noch erhalten ist.
Eine geheimnisvolle Vergangenheit
Auch wenn es nicht gewiss ist, blieb das Manuskript wahrscheinlich jahrhundertelang im Kloster, ehe es nach Frankreich kam, vielleicht im Besitz des Diplomaten Christophe de Harlay, Comte de Beaumont. Mit Sicherheit befand sich das Manuskript dann 1762 in der Abtei von Saint-Germain-des-PrĂ©s in Paris, von wo es allerdings spĂ€ter gestohlen wurde. Es wurde schlieĂlich 1791 von dem russischen Diplomaten und berĂŒhmten Bibliophilen Peter P. Dubrovsky** (1754-1816) erworben, der es mit nach St. Peterburg brachte und es 1803 der Institution schenkte, die zur Russischen Nationalbibliothek heranwachsen sollte. Die Handschrift ist daher als "Saint Petersburg Bede" bekannt geworden.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Leningrad Bede
- Umfang / Format
- 324 Seiten / 27,0 Ă 15,0 cm
- Herkunft
- GroĂbritannien
- Datum
- 735â750
- Epoche
- Stil
- Schrift
- Insulare Minuskel Römische Capitalis
- Buchschmuck
- Zahlreiche Zierinitialen, darunter die Àlteste erhaltene historisierte Initiale der westlichen Kunst
- Inhalt
- Bede's Historia ecclesiastica gentis Anglorum (Kirchengeschichte des englischen Volkes) und Caedmons Hymne
- Vorbesitzer
- Christophe de Harlay
Achille de Harlay
Peter Dubrowsky
#1 The Leningrad Bede
Details zur Faksimile-Edition:
Sprache: Englisch
(1.000⏠- 3.000âŹ)
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