Barberini-Psalter
Der Barberini-Psalter ist ohne Frage eine der faszinierendsten und schmuckvollsten erhaltenen byzantinischen Handschriften. Über 300 rahmenlose Randilluminationen, zwei ganzseitige Miniaturen und unzählige, teils zoomorphe Zierinitialen dienen ihrer umfangreichen Illumination und sind durchweg üppig mit goldenen Details versehen. Dabei sind Text und Bild durch ein elaboriertes Zeichensystem miteinander verknüpft, da die Miniaturen als interpretativer Kommentar zu den enthaltenen Psalmen und Oden des Alten Testaments fungieren. Damit ist der Barberini-Psalter einer von nur sieben erhaltenen sogenannten „marginal psalters“ der byzantinischen Buchkultur. Dieser Kunstschatz entstand im Auftrag des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos (1048–1118) im Kontext der Kaiserkrönung seines Sohnes und Thronfolgers Johannes II. (1087–1143). Heute ist die wertvolle Handschrift Teil der beeindruckenden Handschriftensammlung der Biblioteca Apostolica Vaticana.
Barberini-Psalter
Der Barberini-Psalter gehört zu einer faszinierenden Gruppe byzantinischer Psalter-Handschriften, die in der Forschung „marginal psalters“ genannt werden. Wie der Name sagt, zeichnen sie sich durch marginale, d. h. Randilluminationen aus, für die von den Schreibern besonders in den äußeren Seitenrändern und im Bas-de-page viel Platz gelassen wurde. Die Bilder dienen dabei ganz und gar nicht der reinen Illustration und des Schmucks, sondern sind vielmehr als teils exegetische Kommentare zum Text zu verstehen. Um sicherzustellen, dass die Leserschaft jede Miniatur mit dem richtigen Psalm verknüpft, wird beides durch ein ausgeklügeltes System aus Zeichen und manchmal auch Buchstaben miteinander in Verbindung gesetzt. Sieben dieser kunstvollen Manuskripte sind erhalten, wobei der Chludow-Psalter aus dem 9. Jahrhundert der älteste Codex dieses Typs ist. Der Barberini-Psalter ist aufgrund seiner kaiserlichen Auftraggeberschaft und seiner extensiven Illumination besonders bedeutsam.
Im Auftrag des byzantinischen Kaisers
Der Barberini-Psalter kann über verschiedene stilistische Merkmale der Schrift und der Bilder etwa in das letzte Viertel des 11. Jahrhunderts datiert werden und wurde von einem begnadeten Schreiber namens Theodoros von Caesarea und einem nicht weniger talentierten Buchmaler im Studioskloster in Konstantinopel geschaffen, das zu den wichtigsten Klöstern im Byzantinischen Reich zählte. Besonders bemerkenswert ist zudem das Patronat der Handschrift: Die ganzseitige Miniatur auf ihrer ersten Seite lässt darauf schließen, dass der Codex von Kaiser Alexios I. Komnenos (1048–1118) beauftragt wurde, der gemeinsam mit seinem Sohn Johannes II. (1087–1143) und Kaiserin Irene (1066–1123) dargestellt ist. Die Miniatur zeigt die Krönungszeremonie des jungen Thronfolgers als Mitkaiser, die 1092 stattfand. Die kostbare Handschrift ist sehr wahrscheinlich vor diesem Hintergrund entstanden.
Christliche Auslegung der alttestamentlichen Psalmen
Blättert man als Leser*in durch den Codex, erscheinen viele der über 300 Randilluminationen zunächst rätselhaft. Ihre Bedeutung und ihr Bezug zu den Psalmen und Oden des Alten Testaments scheinen oft unklar. So werden die Texte meist mit neutestamentlichen oder gar zeitgenössischen Szenen verknüpft. Dabei ergeben sich vielschichtige Bedeutungsebenen, die die Psalmen immer wieder in die christliche Heilsgeschichte einbetten. Dafür bediente man sich beispielsweise typologischen Darstellungen, die die alttestamentlichen Psalmen und Oden als Vorausdeutungen der Ereignisse im Neuen Testament interpretieren und auslegen. So wurde etwa Psalm 45, in dem eine königliche Hochzeit besungen wird, als Präfiguration der Verkündigung an Maria verstanden, die sich nach christlicher Auffassung im Neuen Testament erfülle.
Aus dem Besitz der Barberini-Familie
Es kann erstaunlich gut nachvollzogen werden, in wessen Besitz sich der Codex in der Neuzeit befand. So war sie bis 1628 Teil der Bibliothek des Skarlatos Matzas, Archont von Thessalien und Griechenland, der sie dem Kardinal von Neapel, Francesco Boncompagni (1592–1641) schenkte. Dieser verkaufte den Codex bereits 1641 an Kardinal Francesco Barberini (1597–1679), einem der größten und einflussreichsten Kunstmäzene des 17. Jahrhunderts in Italien. 1902 kam der Barberini-Psalter schließlich in den Besitz der Biblioteca Apostolica Vaticana, wo er heute unter der Signatur MS Barb. gr. 372 bewahrt wird.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Barberinianus Graecus 372
Barberini Psalter - Umfang / Format
- 550 Seiten / 20,5 × 16,5 cm
- Herkunft
- Türkei
- Datum
- Ca. 1092–1095
- Epoche
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Griechische Majuskel, Griechische Minuskel
- Buchschmuck
- 2 ganzseitige Miniaturen, mehr als 300 Randilluminationen, 1 Kopfteil und Dutzende von Zierinitialen
- Inhalt
- Biblische Psalmen und biblische Oden (Kantilenen)
- Auftraggeber
- Alexios I. Komnenos (1057–1118) – byzantinischer Kaiser von 1081 – 1118
- Künstler / Schule
- Theodoros von Caesarea (Schreiber)
- Vorbesitzer
- Scarlatos Matzas
Francesco Boncompagni
Francesco Barberini
Barberini-Psalter
König David
Bevor die Psalmen beginnen, wird König David als ihr in der christlichen Tradition zugeschriebener Autor in typischer Manier dargestellt. Er sitzt Harfe spielend auf seinem Thron und verschmilzt geradezu mit dem prächtigen goldenen Hintergrund, vor dem sein Nimbus kaum zu erkennen ist. Zwei Schreiber flankieren ihn, während unter ihm eine Reihe tanzender und musizierender Figuren erscheint. Sämtliche Gewänder sind auffällig rot und dunkelblau, wobei Davids als einziges auch goldene Details aufweist.

Barberini-Psalter
Krönungsbild
Wie Statuen stehen das Kaiserpaar Alexios I. und Irene neben ihrem Sohn. Frontal ausgerichtet und auf Podesten platziert wirken sie in ihren zeremoniellen Gewändern unnahbar und erhaben – ihre Nähe zu Gott wird durch ihre goldenen Nimben betont. Dargestellt ist die Krönungszeremonie von 1092, bei der Johannes II. mit gerade einmal 4 oder 5 Jahren zum Mitkaiser gekrönt wird. Dass dies der damaligen Auffassung nach durch göttlichen Willen geschieht, wird im Bild sehr deutlich.
Über den drei Figuren thront Christus in einer himmlisch-blauen Mandorla und hält in seiner rechten Hand die kaiserliche Krone. Drei Engel vermitteln durch ihre Gesten zwischen dieser und der irdischen Sphäre. Sie berühren die Kronen aller drei Figuren. Auch Johannes hat seine Krone bereits erhalten, ebenso wie ein Labarum. Diese stabähnliche kaiserliche Insignie wird auch von seinem Vater gehalten. In seiner anderen Hand hält der Thronfolger zudem einen juwelenbesetzten Codex, was eine selbstreferenzielle Darstellung des Psalters selbst sein könnte.

#1 Barberini-Psalter, Barberinianus Graecus 372
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