Atlas Heinrichs VIII.
Der in Genua geborene Battista Agnese gründete in Venedig eine Kartografenwerkstatt, die einige der schönsten kartografischen Werke des 16. Jahrhunderts produzierte, darunter auch Aufträge für europäische Herrscher wie König Heinrich VIII. von England. Sein prachtvoller, um 1542 entstandener Atlas ist in vier zusammenhängende Einheiten gegliedert: den Kosmos, der die Welt im Universum einordnet; die drei Ozeane in flacher Projektion; die den Mittelmeerraum und Europa umgebenden Weltteile; und schließlich die Weltkarte in ovaler Darstellung, die den Globus zu einer allumfassenden Gesamtansicht verdichtet. Der Atlas enthält zudem eine immer noch funktionierende Kompassrose, die in das Holz des hinteren Deckels eingelassen ist, sowie eine elegante und genaue Darstellung der berühmten Barberini-Bibliothek, die etwa ein Jahrhundert später hinzugefügt wurde. Er ist ein prächtiges Beispiel für die Luxusatlanten, die für die reichsten und kultiviertesten Persönlichkeiten der europäischen Renaissance hergestellt wurden.
Atlas Heinrichs VIII.
Dieser Atlas wurde um 1542 in Venedig für König Heinrich VIII. (1491–1547) zusammen mit einem weiteren kleineren Codex, der für seinen Sohn Edward bestimmt war, erstellt und ist das Werk des in Genua geborenen Battista Agnese (ca. 1500–1564), der als einer der versiertesten und produktivsten Kartographen des 16. Jahrhunderts gilt. Alle Teile dieses Atlas sind aufeinander bezogen; sie verbinden die Eroberungen, Neuentdeckungen und Abenteuer der Menschheit zu einer universellen Struktur. Der Atlas hat keinen Platz für längere Texte – wie in den übrigen Werken Agneses sind kosmographische und kartographische Bilder seine primäre Sprache. Beeindruckend ist, dass neben einigen Einzelkarten heute noch 77 dieser Codices existieren, die, ganz unterschiedlich in Umfang und Ausstattung, an den wichtigsten Höfen der damaligen Zeit anzutreffen waren.
Ein Ausdruck der göttlichen Ordnung
Der Atlas beginnt mit dem Wappen des Königs und einem Incipit mit der Aufzählung seiner Titel: Heinricus octavus Die gratia Anglię Francię Hibernię Rex fidei defensor (Heinrich der Achte, von Gottes Gnaden, König von England, Frankreich und Irland, Verteidiger des Glaubens). Es folgen eine Deklinationstabelle u. a. zur Berechnung der Sommer- und Wintersonnenwende und eine Armillarsphäre mit kleinem Globus, dann eine doppelseitige Miniatur mit den Sternzeichen des Tierkreises, die wiederum einen kleinen Globus umringen. Diese ersten Seiten sind nicht nur kunstvoll verziert, sondern sollen unsere Welt auch in die Ordnung des Kosmos sowie Henrys Rolle darin als einer von Gottes irdischen Regenten einordnen. Auf der Innenseite des hinteren Umschlags ist eine Wind- oder Kompassrose mit 32 Himmelsrichtungen eingezeichnet, in deren Mitte das Instrument zur Richtungsbestimmung in eine kreisförmige Vertiefung eingelassen ist. Faszinierend ist, dass der in die Holzplatte eingelassene kleine Kompass - ganz im Gegensatz zu anderen Exemplaren - auch heute noch funktioniert.
Der Stand des geographischen Wissens
Die nächsten drei doppelseitigen Portolankarten zeigen den Atlantischen, den Indischen und den Pazifischen Ozean, die die neuesten Entdeckungen der europäischen Seefahrer widerspiegeln. Es folgen sechs doppelseitige Portolankarten, die verschiedene Regionen Europas, des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres zeigen. Der Atlas schließt mit Agneses berühmter Weltkarte in ovaler Projektion, die an den Rändern mit den zwölf klassischen Windrichtungen in Form von Putten verziert ist, die mit ihren Namen auf Latein und Griechisch dargestellt sind. Die Routen des Entdeckers Ferdinand Magellan (1480–1521) und des Conquistadors Francisco Pizarro (ca. 1471/76–1541) sind in Schwarz bzw. Gold dargestellt. Die goldene Farbe repräsentiert die legendären Goldschätze, die Pizarro nach Spanien zurückbrachte, während die dunkle Farbe der Magellanroute phantasievoll an die kostbaren Muscheln und Muskatnüsse von den Maluku-Inseln erinnert haben mag. Teile der Welt, die den Europäern noch unbekannt und daher auf anderen Karten im Atlas unvollständig sind, wie z. B. die Westküste Südamerikas, sind in der Weltkarte vervollständigt, weil sie eher einen Gesamteindruck vermitteln soll als eine genaue Darstellung.
Die Barberini-Bibliothek
Ein Jahrhundert nach dem Tod Heinrichs VIII. wurde das Manuskript von der Familie Barberini erworben, die Agenten durch ganz Europa schickte, um solche Buchschätze zu erwerben. Die Barberini waren Mitglieder des römischen Adels, die im 17. Jahrhundert zu Ansehen gelangten und schließlich ein Mitglied ihrer Familie 1623 als Papst Urban VIII (1568–1644) auf den Thron von Sankt Peter setzten. Ihr Reichtum und ihr exzellenter Geschmack als Kunstmäzene wurden im Palazzo Barberini zur Schau gestellt, der auch die Barberini-Bibliothek beherbergte, die heute ein Kernstück der Biblioteca Apostolica des Vatikans ist. Die Hemisphäre, auf der der Globus abgebildet war, und die neuesten geographischen Kenntnisse über die Neue Welt wären Mitte des 17. Jahrhunderts veraltet gewesen. Daher wurde ein Stück Papier mit einem farbigen Aufdruck über die Pergamentseite geklebt. Es zeigt die Barberiniana, genauer gesagt den Bibliotheksraum im Südflügel des Stadtpalastes der Barberini in Quatro Fontane, den Francesco Barberini (1597–1679), Kardinal und Neffe von Papst Urban VIII., eigens für seine ambitionierte Büchersammlung einrichten ließ. Das Bild zeigt den gerade im Barockstil zwischen 1627 und 1638 umgestalteten Saal, der zwei Porträtmedaillons mit seinem päpstlichen Onkel Maffeo auf der linken und Francesco selbst auf der rechten Seite aufweist. Schließlich ließen die Barberini den Einband mit goldenen Bienen, ihrem Wappensymbol, prägen.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Atlas of Henry VIII
- Umfang / Format
- 30 Seiten / 29,0 × 21,0 cm
- Herkunft
- Italien
- Datum
- 1542–1547
- Stil
- Genre
- Sprache
- Buchschmuck
- 10 doppelseitige Karten, 2 Kompassrosen, Titulatur und Wappen Heinrichs VIII.
- Auftraggeber
- König Heinrich VIII. von England (1491–1547)
- Künstler / Schule
- Battista Agnese (ca. 1500–64)
- Vorbesitzer
- König Heinrich VIII. von England (1491–1547)
Atlas von Heinrich VIII.
Britische Inseln, Frankreich und die Niederlande
Vollständig mit Portolan-Linien versehen, stellt diese Karte die Küstenlinien, großen Flüsse, Gebirgszüge und die wichtigsten Städte Westeuropas genau dar, wenn auch mit einigen bemerkenswerten Ausnahmen, insbesondere Schottland. Die Abgeschiedenheit von SCOTIA (wie es beschriftet ist) im Verhältnis zu Venedig, dem Entstehungsort des Atlasses, ist durch die spärliche Beschriftung offensichtlich. Ansonsten bemühte sich Agnese, die Namen möglichst vieler Küstenstädte einzutragen und Inseln in Rot, Grün und Gold zu zeichnen.
Atlas von Heinrich VIII.
Weltkarte
Dies ist wohl eine der berühmtesten Karten, die von Battista Agnese je geschaffen wurde. Erstaunlich genau repräsentiert sie den Wissensstand der europäischen Kartographen in der Mitte des 16. Jahrhunderts und ist in einer ovalen Projektion wiedergegeben, die einer modernen Karte ähnelt. Dennoch handelt es sich um ein Gesamtkunstwerk, das eher als Luxusgegenstand zur Schau gestellt werden sollte, denn als praktisches Hilfsmittel für Seefahrer.
Pinselstriche aus Blattgold sind mit Bedacht auf dem doppelseitigen Bild angebracht und reichen von der Markierung bedeutender Städte bis zur Hervorhebung der Haare der Figuren, die die Winde der Welt wehen. Das Interessanteste an dieser Karte sind jedoch die Linien, die von der Iberischen Halbinsel aus verlaufen und die Reisen von Entdeckern wie Kolumbus und Magellan nachzeichnen, die erst kürzlich unternommen worden waren.
#1 Atlas Heinrichs VIII. Battista Agnese. Barb. Lat. 4357
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