Verlorene Handschriften

Leider stellen die mittelalterlichen Handschriften, die bis in die Neuzeit erhalten geblieben sind, nur einen geringen Teil des gesamten kulturellen Erbes ehemals geschriebener und illuminierter Handschriften dar. Viele gingen in den nachfolgenden Jahrhunderten verloren, wurden von Flammen oder im Krieg zerstört oder gestohlen. Andere waren bereits im Laufe des Mittelalters verloren, wenn Tinte und Farben von bereits beschriebenen Manuskriptseiten abgeschabt wurden, um das wertvolle Pergament für ein neues Werk wiederzuverwenden.

Viele Werke gingen dabei endgültig verloren oder blieben lediglich als Fragmente erhalten – wie im Fall des Verlorene Turiner Gebetbuch oder den Blättern aus einem Psalter von William de Brailes - während andere als Kopien oder in späteren Ausgaben tradiert wurden. Einige sind sogar erst im letzten Jahren verschwunden, etwa das Blumengebetbuch der Renée de France oder glücklicherweise wieder aufgetaucht, wie der Codex Calixtinus, der bei Bauarbeiten in der Kathedrale von Compostella gestohlen und wieder zurückgegeben wurde.

Veranschaulichung anhand einer Beispielseite

Turin-Mailänder Stundenbuch

Auferstehung / Jona und der Wa

Die Auferstehung war ein beliebtes Thema für mittelalterliche Christen. Ein Engel mit grüngoldenen Flügeln trennt die Ereignisse, bei denen Christus zuerst das Grab verlässt (rechts) und anschließend das leere Grab von Maria Magdalena entdeckt (links). Nach Matthäus sagt dieser Engel ihr, dass Christus auferstanden ist und sie ihn in Galiläa suchen sollte.
 
Die schlafenden römischen Soldaten, die das Grab Christi bewachen, sind mit den Waffen und Rüstungen des frühen 15. Jahrhunderts detailliert dargestellt. Spätmittelalterliche Werke porträtierten sie typischerweise als zeitgenössische Söldner. Jonah, der hier in der Miniatur zu sehen ist, wurde oft der Auferstehung gegenübergestellt, weil er drei Tage im Bauch des großen Fisches verbracht hatte, bevor er entkommen konnte - ein alttestamentlicher Hinweis auf die Auferstehung.