Psalter Ludwigs des Heiligen

Psalter Ludwigs des Heiligen – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Ms. lat. 10525 – Bibliothèque nationale de France (Paris, Frankreich)

Paris (Frankreich) — 1260–1270

Miniaturen wie leuchtende Kirchenfenster der Gotik: Die "Glasmalerei von Sainte-Chapelle" in einem der schĂśnsten Meisterwerke der franzĂśsischen Buchmalerei

  1. König Ludwig IX. (1214–1270) ist der einzige als heilig kanonisierte französische Monarch und einer der wichtigsten französischen Könige

  2. Die Bilder in seinem Psalter haben eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit den Glasfenstern der Sainte-Chapelle, die ebenfalls von Saint Louis beauftragt wurden

  3. Ein absolutes Meisterwerk der Buchmalerei mit raffinierter Kalligraphie und opulent schimmernden GoldhintergrĂźnden

Psalter Ludwigs des Heiligen

Ausgabe bei uns verfĂźgbar
Preis Kategorie: €
(unter 1.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Psalter Ludwigs des Heiligen

Wer jemals unter dem Deckengewölbe der Sainte Chapelle auch nur ein wenig Muße fand, sich in die Schönheit ihrer 615 m2 umfassenden Glasfenster einzufühlen, für den ist die Verwandtschaft der Sainte Chapelle und des Psalters Ludwigs des Heiligen (1226–1270) sofort greifbar: In beiden Meisterwerken der Gotik lässt der König die besten Künstler der Zeit die gesamte Heilsgeschichte mit Bildern erzählen. Die 78 ganzseitigen Miniaturen auf Goldgrund illustrieren auf 260 Blättern verschiedene Szenen des Alten Testaments. Die grazilen Figuren beginnen sich durch ihre animierte Eleganz unter den Augen des Betrachters beinahe zu bewegen. Doch auch der Text des Kalenders und der Psalmen steht in seiner kalligraphischen Schönheit und genauso strengen wie freien Ordnung den bildlichen Glanzleistungen in nichts nach. Dieser wunderbare Psalter gehörte einst Ludwig selbst und ist heute eines der wertvollsten Exemplare der Bibliothèque national.

78 Bilder wie Fenster der Sainte Chapelle

Die Bibliothèque nationale beherbergt nur wenige Handschriften, die den Psalter Ludwigs des Heiligen an Wert und Berühmtheit übertreffen. Aber nicht nur die Tatsache, daß er dem wegen seines Gerechtigkeitssinnes und wegen seiner hohen staatsmännischen Fähigkeiten gerühmten Herrscher Frankreichs (1226–1270) gehörte, sondern auch die enge Verwandtschaft seiner Miniaturen mit der Sainte Chapelle in Paris und ihren Glasfenstern macht ihn zu einem der wichtigsten Kunstdokumente der französischen Gotik.

Die wertvolle Handschrift besteht heute aus 260 Blättern, die mit 78 ganzseitigen prächtigen Miniaturen und acht herrlichen figßrlichen Initialen geschmßckt ist. Die Miniaturen illustrieren, und zwar buchstäblich, verschiedene Szenen des Alten Testaments und stellen zweifellos einen HÜhepunkt der gotischen Buchmalerei dar.
Die Textseiten des Kalenders und der Psalmen in lateinischer Sprache sind dem bildlichen Schmuck ebenbürtig. Sie tragen sowohl durch ihre gleichmäßige Kalligraphie als auch durch ihren elegant ausgewogenen Schriftspiegel und die reiche Verzierung dazu bei, daß der Psalter Ludwigs des Heiligen als eines der Meisterwerke der Buchkunst gilt. Doch wie die Glasfenster der Sainte Chapelle, denen er in vielfacher Hinsicht vergleichbar ist, ist auch dieser Psalter nicht nur ein Kunstwerk, sondern er sollte vor allem auch zu einem tieferen Verständnis der Heiligen Schrift führen.

Die kostbaren Miniaturen
Die dargestellten biblischen Szenen heben sich alle von einem prachtvollen, polierten Goldhintergrund ab, der den Bildern kostbaren Glanz verleiht. Die Rßckseite der auf schÜnem, sehr hellem Pergament gemalten Miniaturen ist immer freigelassen, um eine gegenseitige Beeinträchtigung der Bilder durch das Durchschlagen der Farben zu vermeiden. So hat man beim Aufschlagen des Buches jeweils zwei im Zusammenhang stehende Miniaturen vor sich oder zwei Legenden in franzÜsischer Sprache, die von einem zeitgenÜssischen Schreiber auf der Rßckseite eingetragen wurden.
Ganz offensichtlich haben mehrere Buchmaler an diesem Werk gemeinsam gearbeitet, wie es bei den meisten mittelalterlichen Handschriften üblich war. Dennoch weist das Ganze eine große Geschlossenheit auf. Die Miniaturen sind fast alle gleich aufgebaut, indem der obere Teil immer aus architektonischen Zierformen besteht, wie es einer frühen mittelalterlichen Tradition entspricht. Der Raum unterhalb des Architekturteils besteht aus zwei gleich großen, länglichen Flächen, in denen in den meisten Fällen jeweils eine Szene aus dem Alten Testament dargestellt ist.
Die Figuren sind schlank, grazil und von edler, eleganter Haltung. Sie wirken harmonisch und bewegt und stehen in einem eigentßmlichen Kontrast zum Ernst und manchmal sogar Grauen der behandelten Themen. Neben den fßr die franzÜsische Buchmalerei so charakteristischen Farben Tiefblau und Altrosa fßr die Gewänder der dargestellten Personen sieht man bisweilen auch Zartgrßn, Graublau und zartere RosatÜne schßchtern hervortreten.

Die phantasievollen Rahmen
Alle Miniaturen werden von Rahmen eingefaßt. Manche bestehen aus großen verschlungenen Zweigen mit dreizackigen Blättern an ihren Enden, wobei die Ecken mit zwei ineinander verschlungenen Drachen ausgefüllt sind. Andere Umrahmungen sind aus miteinander abwechselnden blauen und rosa Streifen gebildet, von denen sich zartes, goldenes Laubwerk abhebt. Schließlich finden sich auch einige Rahmen, in denen das klassische Laubwerk mit selteneren Motiven verbunden ist, die der arabischen Kalligraphie entlehnt sind.

Ein heiliges Bilderbuch
Die Tradition, Szenen aus dem Alten Testament mit den Psalmen Davids zu verbinden, bildete sich wahrscheinlich schon in der Spätantike heraus. Doch erst später, als infolge der Kreuzzßge enge Verbindungen zwischen Okzident und christlichem Orient geschaffen waren, haben im 12./13. Jh. englische Schreiber diese Tradition nach byzantinischen Meistern wiederentdeckt.
Im 13. Jh. war die Darstellung biblischer Szenen sehr beliebt, sowohl in der Glasfenster- und Bildhauerkunst als auch in der Buchmalerei. Es entstanden große didaktische, fast ausschließlich aus Bildern bestehende Werke wie auch die Bible moralisée oder die großartige Bibel Ludwigs des Heiligen.

Das Gebetbuch eines KĂśnigs
Daß dieser Psalter Ludwig dem Heiligen gehörte, steht außer Frage, möglicherweise hatte er ihn selbst in Auftrag gegeben und sogar entworfen. Es kann jedenfalls als sicher gelten, daß der Herrscher, der nach Aussage seiner Biographen täglich in der Bibel oder einem anderen heiligen Buche las, bestens in der Lage war, die Darstellungen des Alten Testaments zu erkennen und zu schätzen.
Der Psalter Ludwigs ging nach dessen Tod durch viele erlauchte Hände, bis er seinen Platz in der Pariser Nationalbibliothek fand. Und jedesmal war er ein hoch geehrtes Geschenk.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Psalter of Louis the Saint
Psautier de Saint Louis
Salterio di San Luigi
Psautier dit de saint Louis
Psalter of Louis IX
Umfang / Format
520 Seiten / 21,0 × 14,5 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
1260–1270
Stil
Schrift
Gotische Textualis Quadrata
Buchschmuck
78 ganzseitige Miniaturen, 8 große historisierte Initialen und zahlreiche kleinere Zierinitialen
Inhalt
Psalter - Verwendung von Paris, liturgischer Kalender, Gesänge
Auftraggeber
König Ludwig IX., "der Heilige" (1214–70)
Vorbesitzer
Jeanne d'Evreux (1310–71)
Karl V. (1338–80)
Karl VI. (1368–1422)
Marie von Valois, Priorin von Poissy (1393–1438)
Graf Alexis Golovkin (1765-1811)
Prinz Mikhail Petrovich Golitzin (1764–1835)
Ludwig XVIII. (1755–1824)

VerfĂźgbare Faksimile-Editionen:
Psalter Ludwigs des Heiligen – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Ms. lat. 10525 – Bibliothèque nationale de France (Paris, Frankreich)
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 1972
Detailbild

Psalter Ludwigs des Heiligen

Beatus Vir

Diese prächtige historisierte Initiale mit zwei in Akanthusblätter gehüllten Gesichtern leitet die ersten Worte des Buches der Psalmen ein: "Gesegnet ist der Mann". Im oberen Register blickt David aus dem Fenster eines gotischen Palastes auf die nackte Bathseba. Ihre Schwängerung und der anschließende Plan, ihren Mann zu töten, indem er ihn in die erste Reihe der Schlacht stellt, werden vornehm ausgelassen. Stattdessen wird im unteren Register "vorgespult", wie David auf den Knien vor einem mit Lilien gemusterten Hintergrund vor Gott Vater selbst Buße tut, der in einer Mandorla thront und in der einen Hand eine Weltkugel mit "T-O"-Karte hält und mit der anderen eine Segensgeste macht.

Psalter Ludwigs des Heiligen – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Ms. lat. 10525 – Bibliothèque nationale de France (Paris, Frankreich)
Einzelseite

Psalter Ludwigs des Heiligen

Der Sieg Abrahams Ăźber die vier KĂśnige

In einer selten dargestellten Szene aus Genesis 14 führt Abraham genau 318 ausgebildete Diener aus seinem Haushalt zu einem Überfall auf ihre Feinde, eine Allianz der vier mesopotamischen Könige Kedorlaomer, Tidal, Amraphel und Arioch. Sie befreien Lot und andere Gefangene, erbeuten ihre geplünderten Güter und überrennen den Feind, dessen Lager durch zwei weiße Zelte dargestellt wird, vollständig. Die Szene spielt sich, wie die übrigen 78 ganzseitigen Miniaturen, unter gotischer Architektur ab.

Drei der vier Könige liegen tot auf einem Haufen, als Abraham, der in Rot gekleidet ist und einen weißen Bart trägt, sein Schwert erhebt, um den vierten König zu erschlagen. Sein Schild trägt ein Drachenwappen, das einen Gegensatz zu den Lilienblüten auf Abrahams Schild bildet – eine von zahlreichen Anspielungen auf eine Verbindung zwischen dem französischen Königshaus und verschiedenen prominenten biblischen Figuren. In den Ecken des Zierrahmens sind vier weitere Drachenpaare mit ineinander verschlungenen Hälsen abgebildet.

Psalter Ludwigs des Heiligen – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Ms. lat. 10525 – Bibliothèque nationale de France (Paris, Frankreich)
Faksimile-Editionen

#1 Psautier de Saint Louis

Details zur Faksimile-Edition:

Einband: Leder
Kommentar: 1 Band vonMarcel Thomas
Sprache: Englisch
Faksimile: 1 Band (Teil des Originaldokuments) Der Umfang, das Format, die Farbigkeit oder der Einband entsprechen mÜglicherweise nicht (vollumfänglich) dem Original.
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