Maximilian I. und Melchior Pfintzing: Theuerdank
Die erstaunlichen ErzĂ€hlungen des Ritters Teuerdank (auch Theuerdank geschrieben) und seines GefĂ€hrten Ehrenhold bilden das letzte groĂe Versepos des SpĂ€tmittelalters. Teuerdank ist das Alter Ego Kaiser Maximilians, als dieser noch ein junger Mann war. Die Reise des mutigen Ritters, um seine zukĂŒnftige Gemahlin, Maria von Burgund, zu werben, und sein Triumph in Schlachten und anderen gefĂ€hrlichen Situationen stehen im Mittelpunkt dieser stark ausgeschmĂŒckten "Real-Life"-Geschichte Kaiser Maximilians I. (1459-1519). Maximilian, der 1508 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewĂ€hlt wurde, war ein groĂer MĂ€zen der KĂŒnste und gab eine Trilogie von kunstvollen, illustrierten BĂŒchern in Auftrag, um sich auch in der Kunst zu verewigen.
Maximilian I. und Melchior Pfintzing: Theuerdank
Theuerdank, der einzige zu Lebzeiten des Kaisers erschienene Band, wurde von Melchior Pfintzing auf der Grundlage von Maximilians recht fantasievollem Entwurf komponiert. Die 118 mit Gold verzierten Holzschnitte - einer fĂŒr jedes Kapitel - stammen von Hans Burgkmair d. Ă., Hans SchĂ€ufelein und Leonhard Beck. Die Schrift wurde spĂ€ter bekannt als "Theuerdank-Schrift" und ist an ihren markanten "ElefantenrĂŒsseln" erkennbar. Die Druckerei von Hans Schönsperger d. Ă. hat sie speziell fĂŒr dieses Buch entworfen. Dieser Triumph der Buchgestaltung, der 1517 in NĂŒrnberg entstand, wird als eines der groĂartigsten BĂŒcher der deutschen Renaissance bezeichnet.
Ein humanistischer Kaiser der Renaissance
Maximilian I. (1459-1519) - Erzherog von Ăsterreich, König von Deutschland und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (1493-1519) - war ein bedeutender KunstmĂ€zen im 16. Jahrhundert. Wir können mit Sicherheit sagen, dass er einer der ersten humanistischen Kaiser der Renaissance war, begeistert von neuen wissenschaftlichen Erfindungen ebenso wie von den KĂŒnsten. Er machte seinen Hof zu einem bedeutenden Zentrum der KĂŒnste. Maximilian förderte die Musik, plante groĂe architektonische DenkmĂ€ler, sammelte eine wichtige Bibliothek und förderte den Druck. Er interessierte sich auch sehr fĂŒr seine Familiengeschichte und gab genealogische Studien in Auftrag, die ihn mit bedeutenden Vorfahren wie CĂ€sar, Karl dem GroĂen und König Artus versorgten. Maximilian war selbst ein produktiver Autor. Teuerdank wird ihm zwar traditionell zugeschrieben, richtiger ist jedoch die Zuschreibung an Melchior Pfintzing, seinen Kaplan, der den Text nach den Anweisungen des Kaisers ausgiebig bearbeitete. Einige Kommentatoren weisen auch Maximilians SekretĂ€r, Marx Treitzsauerwein, eine gewisse Verantwortung fĂŒr die Komposition zu. Sicherlich nahm das gesamte Konzept viel Zeit in Anspruch: UrsprĂŒnglich schon 1505 geplant, war das Versepos erst 1512 fast fertig gestellt und benötigte dann noch einmal weitere fĂŒnf Jahre bis zur Fertigstellung.
Das Ritterepos
Die Geschichte ist ein langes allegorisches Ritterepos, geschrieben in gereimten Versen, eine fiktionalisierte Darstellung der Abenteuer Maximilians. Im Jahr 1477 reist er in die Niederlande, um seine AnsprĂŒche auf seine Braut, Maria von Burgund, und auf ihr Königreich geltend zu machen. Der Kaiser wird als Ritter Teuerdank (wohl zu ĂŒbersetzen als "edler Gedanke") in Begleitung seines treuen GefĂ€hrten Erenhold dargestellt. Die Geschichte beginnt, als Romreich (Karl von Burgund), der Vater von Erenreich (Maria), stirbt. WĂ€hrend seiner Reise erlebt Teuerdank nicht weniger als achtzig verschiedene lebensbedrohliche Abenteuer, die von den mĂ€chtigsten Vasallen Erenreichs - FĂŒrwittig, Neidelhart und Unfallo - inszeniert werden. Da diese wegen Teuerdank um ihre Macht fĂŒrchten, versuchen sie, ihn zu töten und damit die Heirat zu verhindern. So gerĂ€t Teuerdank in gefĂ€hrliche JagdausflĂŒge, bei denen ihm unsichere Waffen gegeben werden; er begegnet organisierten "UnfĂ€lle" wie z.B. zerbrochenen Treppen, FelsstĂŒrzen und Lawinen; er bekommt vergiftetes Essen, sticht bei stĂŒrmischer See in See und sein Schiff wird in Brand gesteckt; Söldner werden bezahlt, um ihn in RitterkĂ€mpfe zu verwickeln. Letztendlich ĂŒberwindet unser Held jedoch alle diese Gefahren natĂŒrlich durch seinen Mut, seine Weitsicht, sein Können und sein Wissen. Der Verrat seiner drei Widersacher wird aufgedeckt und sie werden hingerichtet. Das Buch endet, als Maria verspricht, Teuerdank zu heiraten, unter der Bedingung, dass er zuerst seine Ehre vermehrt, indem er einen Kreuzzug gegen die TĂŒrken unternimmt.
Maximilian als Autor
Teuerdank war nur einer von insgesamt drei von Maximilian geplanten autobiographischen Texten und blieb das einzige Werk, das zu seinen Lebzeiten fertiggestellt wurde. Der Weisskunig ("WeiĂer König") hĂ€tte der erste Teil sein sollen, da er seine Kindheit und seine jugendlichen Heldentaten feiert. Obwohl dafĂŒr 237 Illustrationen erstellt wurden, wurde er erst 1775 veröffentlicht, und dann nur in einer fragmentarischen Version. Der letzte Teil, der Freydal, war noch weniger vollstĂ€ndig, als Maximilian 1519 starb. Theuerdank hatte derweil einen beachtlichen Erfolg. WĂ€hrend die Erstausgabe von 1517 fĂŒr den privaten Gebrauch bestimmt war, erschien zwei Jahre spĂ€ter eine Ausgabe fĂŒr den allgemeinen Verkauf, und Folgeausgaben wurden wĂ€hrend des gesamten 16. Jahrhundert regelmĂ€Ăig produziert. Die zeitgenössische Begeisterung fĂŒr diese Ausgabe ist zum Teil auf Maximilians PopularitĂ€t und zum Teil auf seine auffallenden Illustrationen und sein feines Design zurĂŒckzufĂŒhren. Als literarisches Werk wird es allerdings etwa vom Oxford Companion to German Literature verunglimpft, weil es aus hölzernen Reimen und sich wiederholenden Konstruktionen bestehe.
Ein beispielhafter FrĂŒhdruck
Der vollstĂ€ndige Titel der ersten Ausgabe von 1517 lautete Die geuerlicheiten vnd einsteils der geschichten des loblichen streytparen vnd hochberĂŒmbten helds vnd Ritters herz Tewrdannckhs. UrsprĂŒnglich auf Pergament gedruckt, wurde das Buch mit einer speziellen, ornamentalen Type hergestellt, die sich durch enorme Schnörkel auszeichnet. Auf den ersten Blick kann es deshalb mit einem Manuskript verwechselt werden. Diese schwarze Schrift basierte auf einer gotischen Schrift, die in der kaiserlichen Kanzlei verwendet wurde; sie wurde erstmals 1513 im Gebetbuch Maximilians I. verwendet und bildete die Grundlage fĂŒr die Fraktur-Schrift. Wenn man bedenkt, dass das Buch nur etwa sechzig Jahre nach der EinfĂŒhrung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern hergestellt wurde, ist seine feine AusfĂŒhrung umso bemerkenswerter. Gedruckt wurde es von Hans Schönsperger d. Ă., der 1508 zum Drucker Maximilians auf Lebenszeit ernannt worden war. Das Ergebnis seiner Arbeit war eine groĂe Leistung, wenn auch keineswegs perfekt: Fehler im Originalsatz wurden durchweg sorgfĂ€ltig durch eingefĂŒgte Textzeilen korrigiert.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Maximilian I and Melchior Pfintzing: Teuerdank
- Umfang / Format
- 648 Seiten / 34,5 Ă 23,0 cm
- Herkunft
- Deutschland
- Datum
- 1517
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Eine Gebrochene Schrift , die auf einer gotischen Schrift basiert, die in der Reichskanzlei verwendet wurde; erstmals 1513 fĂŒr das Gebetbuch Maximilians I. verwendet; Grundlage der spĂ€teren Frakturschrift
- Buchschmuck
- 118 prĂ€chtige, goldgeschmĂŒckte Holzschnitte â einer fĂŒr jedes Kapitel
- Inhalt
- Ein allegorisches höfisches Gedicht in gereimten Couplets mit einer fiktionalisierten Schilderung der Abenteuer Maximilians
- Auftraggeber
- Kaiser Maximilian I. (1459â1519)
- KĂŒnstler / Schule
- Kaiser Maximilian I. (1459â1519) (Autor)
Melchior Pfintzing (1481â1535) (Autor)
Hans Burgkmair der Ăltere (1473â1531) (Drucker)
Hans SchĂ€ufelein (um 1480 â um 1540) (Drucker)
Leonhard Beck (um 1480â1542) (Drucker)
#1 Maximilian I and Melchior Pfintzing Teuerdank
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