Das Reisenotizbuch von Vicenzo Scamozzi

Das Reisenotizbuch von Vicenzo Scamozzi

Der Architekt Vicentino Vincenzo Scamozzi (1548–1616) beschrieb und zeichnete auf der Rückkehr von einem langen Paris-Aufenthalt im Jahr 1600 die wunderbaren architektonischen Besonderheiten, die er auf seiner Reise nach Italien sah. Seine Skizzen, die zumeist Kirchen und Kathedralen zeigen, bestehen aus Grundrissen und Entwürfen sowie aus wunderbaren Darstellungen der Fassaden und Innenräume der Gebäude. Sie offenbaren auch Scamozzis Talent als Künstler mit einem Auge für die Darstellung von Perspektiven und Innenräumen. Dieses Notizbuch, das heute im Stadtmuseum von Vicenza aufbewahrt wird, geriet lange Zeit in Vergessenheit und wurde erst 1959 wiederentdeckt. Es zählt zu den wichtigen Fundstücken historischer Manuskripte des 20. Jahrhunderts und gibt einen wertvollen Einblick in die Gedanken und Ideen eines der bedeutendsten Architekten der Renaissance.

Eine Säule der Renaissance-Architektur

Scamozzi stammte aus Vicenza und war dort und in der Republik Venedig während des größten Teils seiner Karriere tätig. Seine Ausbildung zum Architekten begann bereits in seiner Kindheit, und er lernte sein Handwerk von seinem Vater, der Vermesser und Baumeister war. Die zahlreichen Architekturdenkmäler, für die er verantwortlich ist, machen ihn neben dem bedeutenden Andrea Palladio (1508–80) zur wichtigsten Figur der venezianischen Architektur. Die beiden Architekten sind durch das Teatro Olimpico, ein Theater in Vicenza, miteinander verbunden. Sein Bau wurde unter Palladio begonnen, der jedoch nur sechs Monate nach Baubeginn starb, so dass es zwischen 1580 und 1585 unter dem jungen Scamozzi fertiggestellt werden musste. In der Tat war dies nur eines von mehreren unvollendeten Projekten, die Scamozzi von Palladio "erbte". Scamozzi verfasste auch mehrere Abhandlungen über Architektur und Bautechnik, mit denen er zu Lebzeiten bei potenziellen Kunden für sich warb, bevor er neben Palladio den aufkommenden neoklassizistischen Stil beeinflusste.