Skizzenbücher
Künstler waren, wie die meisten Menschen im Mittelalter, in den Möglichkeiten der Erleb- und Erfahrbarkeit der übrigen Welt stark eingeschränkt. Dennoch wurde von ihnen erwartet, dass sie alles darstellten, was von den Auftraggebern gewünscht wurde. Musterbücher boten hier ein nützliches Hilfsmittel: sie übermittelten Abbildungen verschiedener Buchstaben, Muster und vor allem exotischer Tiere und Posen und Gesichter von Menschen, die als korrekt galten.
Ursprünglich als Lernhilfe für Lehrlinge gedacht, änderte sich der Einsatz der Musterbücher nach und nach und bald wurden sie als Skizzenbücher bezeichnet. Als solche wurden sie verwendet, um potentiellen Auftraggebern die Fertigkeit und die Vielfalt der Stile eines Künstlers oder einer Werkstätte zu präsentieren. So trugen sie nicht nur dazu bei, Kunden zu überzeugen, sondern boten diesen auch die Möglichkeit, auf die Gestaltung ihrer personalisierten Manuskripte Einfluss zu nehmen. Letztendlich haben diese Kodizes ein künstlerisches Erbe hinterlassen, das für die nachkommenden Künstlergenerationen der Vormoderne eine wichtige Inspirationsquelle darstellte.