Psalter des Robert de Lisle
Im Jahr 1310 gab vermutlich der englische Baron Robert de Lisle (1288–1344) einen der wohl prächtigsten und kunstvollsten Psalter der englischen Gotik in Auftrag, von dem heute nur noch 19 Pergamentblätter erhalten sind, die in der British Library verwahrt werden. Sie schlossen sich einst an einen Textteil aus Psalmen an und sind mit einem 12-seitigen Kalendarium nach dem Gebrauch von Sarum (Salisbury) sowie einem 24-teiligen Zyklus aus 13 prachtvoll gestalteten theologischen Diagrammen und 11 aufwändigen Miniaturseiten zum Leben Christi und mit Darstellungen der thronenden Maria versehen. Alle Seiten erstrahlen in lebendigen Farben und kostbarem Gold. Das theologisch komplexe und ausgefeilte Bildprogramm in komplizierten Rahmungen schufen zwei Meister ihres Fachs: der sogenannte Madonna-Meister war für den ursprünglichen Bildteil verantwortlich, der sogenannte Maiestas-Meister fügte der Handschrift um 1330–1340 fünf weitere kunstvolle Miniaturseiten hinzu. Sie entstanden im Auftrag der frommen Erbin des Codex, Audrey, Tochter Robert de Lisles und Nonne.
De Lisle Psalter
Das Kompendium von 38 fast durchgehend illuminierten Seiten, die heute in der British Library in London erhalten sind, geben eine Ahnung von der überbordenden Pracht des einstigen Psalters. Im typisch englischen Stil des Hochmittelalters von großen Meistern der Zeit gestaltet, enthält der De Lisle Psalter (ohne den verlorenen Psaltertext) ein schmuckvolles Kalendarium, eine beachtliche Folge von theologischen Diagrammen und Allegorien sowie 11 ganzseitige Miniaturen. Die 24 Bildseiten erstrahlen in leuchtenden Farben und wertvollem Gold.
Kunstvoll gestaltete Bilderhandschrift
Der De Lisle Psalter ist ein Meisterwerk der englischen Gotik. Mit der höchst kunstvollen Ausgestaltung der Miniaturseiten mutet die Handschrift fast königlich an. Elemente, die aus der französischen und englischen Architektur der Gotik bekannt sind, werden in der Buchmalerei umgesetzt. Dieser Stil erinnert an die hochmittelalterliche Altar- und Tafelmalerei Englands.
Die 38 erhaltenen Seiten des ursprünglichen Psalters sind durchgehend illuminiert. Am Beginn steht ein 12-teiliges Kalendarium, mit feinsten Ranken und kostbaren Initialen geschmückt. Darauf folgen die 24 großformatigen Miniaturseiten: das sogenannte speculum theologiae, eine Sammlung verschiedenster theologischer Diagramme, beispielsweise ein Lebensbaum, das Lebensrad mit den zehn Lebensaltern des Menschen oder eine Tafel mit den zehn Geboten. Dazwischen sind einige Miniaturseiten mit Szenen aus dem Leben Christi und zu biblischem Geschehen eingefügt.
Große englische Kunst
In diesen Miniaturseiten kommt das ganze Können der Miniaturisten zur Geltung. An dem Psalter waren zwei Künstler beteiligt: um 1310 wurde der Großteil der Handschrift vom sogenannten Madonna-Meister illuminiert. Dieser gestaltete den Psalter im typisch englischen Stil der Gotik. Kurz nachdem Robert de Lisle die Handschrift seiner Tochter Audrey übergab, vollendete der sogenannte Maiestas-Meister den Psalter mit fünf weiteren Miniaturseiten im französichen Stil eines Jean Pucelle.
Die Miniaturen bestechen auf den ersten Blick durch die besondere Rahmung mit komplizierten Formen, die zahlreich variiert werden. Eine Vielzahl an unterschiedlichen Ornamentfeldern bildet auch den Hintergrund der Bildszenen. Rasterartig gegliedert werden die feinsten und entzückendsten Ornamentmuster dargestellt. Diese lassen an islamische Einflüsse denken, die über Spanien in ganz Europa verbreitet waren. England war durch die Königin Eleonore von Kastilien (1274–1290), Gemahlin König Edward I., mit Spanien verbunden. Neben den Ornamenten begeistert vor allem die Zartheit der Figuren, die wunderbar modelliert sind. Leuchtende Farben und reiche Goldziselierung bestimmen die gesamte künstlerische Ausstattung der Handschrift.
Hochkarätiger Buchschatz
Der Psalter war ursprünglich im Besitz des englischen Barons und Parlamentsmitglieds Robert de Lisle (1288–1344). Als er beschloss, in ein Kloster einzutreten, gab er die wertvolle Handschrift an seine Tochter Audrey weiter, die ihn wiederum ihrer Schwester Aubrey vermachte, die ebenfalls Nonne war. Über die Priorei von Chicksands gelangte der Psalter in die Hände der Familie Howard, der Dukes of Norfolk und Earls of Arundel. Henry Howard, ein Kunstliebhaber und -Sammler, war es schließlich, der den Familienschatz im 17. Jahrhundert an die Londoner Royal Society übergab. 1831 kaufte die British Library ein Kompendium von über 500 Handschriften aus dem Arundel-Besitz an, darunter der berühmte erhaltene Teil des De Lisle Psalters, zusammengebunden mit dem sogenannten Howard-Psalter. Dort wird der De Lisle Psalter zusammen mit dem Buch von Lindisfarne, dem Bedford-Stundenbuch und weiteren hochkarätigen Handschriften als Highlight und Besuchermagnet in der Dauerausstellung präsentiert.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- De Lisle Psalter
Il Salterio di Robert de Lisle
The Psalter of Robert de Lisle - Umfang / Format
- 38 Seiten / 35,0 × 23,0 cm
- Herkunft
- Großbritannien
- Datum
- Um 1310 und um 1330–1340
- Stil
- Genre
- Sprache
- Buchschmuck
- 33 zum Teil ganzseitige Miniaturen illustrieren biblische Ereignisse, 12 ganzseitige theologische Diagramme, eine schematische Darstellung ohne Figurenschmuck und ein Kalender
- Auftraggeber
- Robert De Lisle (1288–1344) (?)
- Künstler / Schule
- Madonna-Meister
Maiestas-Meister
Londoner Hofschule
Beeinflusst von Jean Pucelle (um 1300–1355) - Vorbesitzer
- Audrey de Lisle
Aubrey de Lisle
Chicksands Priory
William Howard, Lord of Naworth (1563–1640)
Psalter des Robert de Lisle
Verrat an Judas
Diese beiden Szenen werden jeweils in einem stehenden Vierpass mit Spitzen vor einem elegantem Hintergrund aus Blattgold und komplizierten Mustern präsentiert und zeigen den berüchtigten Verrat des Judas Iskariot. Das letzte Abendmahl wird auf der linken Seite präsentiert. Ganz unten kniet Judas vor Christus vor dem Tisch und erhält einen Bissen Brot von ihm, während er schon seine Tasche mit den dreißig Silberstücken umklammert. Rechts sehen wir den berühmten Judas-Kuss, das vorab verabredete Zeichen, mit dem er Jesus gegenüber seinen Verfolgern im Garten von Gethsemane identifizierte.
Psalter des Robert de Lisle
Kreuzigung und Baum des Lebens
Diese meisterhafte Miniatur ist reich an biblischen Symbolen und Bezügen. In der Genesis ist der Baum des Lebens im Garten Eden die Quelle des ewigen Lebens, der dann im Buch der Offenbarung wieder auftaucht. Die Menschheit verliert den Zugang dazu, als sie aus dem Garten vertrieben wird, aber das Opfer Christi in der Kreuzigung stellt für die Gläubigen den Zugang wieder her.
Christus hängt an einem schmalen grünen Kreuz, aus dem zwölf vergoldete Zweige wachsen, die Texte enthalten, die sich auf die Menschwerdung, das Leiden und die Verherrlichung Christi beziehen. 18 Propheten mit Schriftrollen, die vor abwechselnden Hintergründen aus Rot, Blau und Gold sitzen, säumen die Seitenränder, am oberen Rand verfüttert sich ein Pelikan seine Jungen. Die Prophezeiung des Johannes aus der Apokalypse steht unten in roter Tinte geschrieben.
#1 De-Lisle Psalter
Details zur Faksimile-Edition:
Sprache: Deutsch
(1.000€ - 3.000€)
#2 Salterio de Lisle
Details zur Faksimile-Edition:
(1.000€ - 3.000€)
#3 Il Salterio di Robert de Lisle
Details zur Faksimile-Edition:
Sprachen: Italienisch, Englisch
(1.000€ - 3.000€)
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