Nibelungenlied und die Klage
Die berĂŒhmte Geschichte um den tapferen Siegfried und seine geliebte Kriemhild, die wilde BrĂŒnhild und viele weitere bekannte Protagonisten gehört zu den Ă€ltesten literarischen Zeugnissen der deutschen Sprache. Nachdem die Sage jahrhundertelang mĂŒndlich ĂŒberliefert worden war, wurde der Text um 1200 erstmals schriftlich festgehalten. In der Folge wurde das mittelhochdeutsche Heldenepos in Handschriften, von denen einige noch heute erhalten sind, weit verbreitet. Die Ă€lteste und umfangreichste unter ihnen ist die sogenannte Handschrift C oder die Hohenems-Donaueschinger Handschrift, die vermutlich aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts stammt und aufgrund ihrer historischen Bedeutung zum UNESCO-Weltdokumentenerbe erhoben wurde. Die 114 mit frĂŒhgotischer Minuskel beschriebenen BlĂ€tter sind mit zahlreichen groĂen, zweifarbigen Initialen geschmĂŒckt, von denen die erste besonders kunstvoll ist.
Nibelungenlied
Seit 2001 wird dieser Schatz der Literatur- und Sprachgeschichte in der FĂŒrstlich FĂŒrstenbergischen Hofbibliothek aufbewahrt. Die Handschrift entstand wohl im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts, vermutlich um 1230. Diese Ă€lteste Niederschrift des Nibelungenliedes stammt aus dem alemannisch-bairischen Raum und wurde der verwendeten Sprache nach in Tirol oder Vorarlberg niedergeschrieben.
Eine spektakulÀre Entdeckung
Lange Zeit war die kostbare Handschrift vergessen und wurde erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts wiederentdeckt. Diese sensationelle Wiederentdeckung löste eine groĂe wissenschaftliche und nationale Begeisterung aus. Aus der Bibliothek der Grafen von Hohenems, dem Ort des spektakulĂ€ren Fundes, gelangte die Handschrift 1816 schlieĂlich in den Besitz des Freiherrn von LaĂberg. Nach dessen Tod gelangten die BestĂ€nde in die Bibliothek der FĂŒrsten von FĂŒrstenberg, die Hofbibliothek Donaueschingen.
Ein einmaliges Textzeugnis
Die berĂŒhmte Handschrift C enthĂ€lt den Text des Nibelungenlieds und die Klage. In 2439 Strophen werden die 39 Aventiuren des Nibelungenliedes besungen. Die Klage umfasst 4427 Verse. Unter den drei vollstĂ€ndigen Handschriften des 13. Jahrhunderts nimmt die Handschrift C als Ă€lteste und umfangreichste eine herausragende Stellung ein und gilt bis heute als Leithandschrift, auf die sich auch die Forschung hauptsĂ€chlich stĂŒtzt. Als Zeugnis seiner Bedeutung wurde die Hohenems-Donaueschinger Handschrift des Nibelungenliedes zum UNESCO-Weltdokumentenerbe erhoben.
âUns ist in alten mĂŠren. wunders vil geseitâŠâ
Hinter der schmucklosen Handschrift aus 114 BlĂ€ttern, gebunden in einfaches Leder, verbirgt sich ein wahres Nationalepos, eine tragische und spannende Geschichte um Macht und Rache, Liebe und Hass. Zu Beginn ziert den Text eine schöne bunte Initiale und das Wappen des Freiherrn von LaĂberg. Der folgende Text ist dann immer wieder durchsetzt mit gröĂeren roten Buchstaben und bunten Initialen. So kommt der historische Gehalt des Textes voll und ganz zur Geltung.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Das Nibelungenlied und Die Klage: Handschrift C der F. F. Hofbibliothek Donaueschingen
The Song of the Nibelungs
Nibelungenlied - Umfang / Format
- 228 Seiten / 24.5 Ă 17.0 cm
- Herkunft
- Deutschland
- Datum
- Zweites Viertel des 13. Jahrhunderts
- Epoche
- Sprache
- Schrift
- FrĂŒhgotische Minuskel
- Buchschmuck
- Einige Fleuronnée-Initialen
- Inhalt
- Eine Version der epischen Dichtung "Nibelungenlied"
- Vorbesitzer
- Heinrich Durricher
Joseph Freiherr von LaĂberg
Nibelungenlied und die Klage
Eröffnungsseite mit Initiale und Wappen
Dieser Codex, der unter den erhaltenen Handschriften des Nibelungenliedes als Manuskript C bezeichnet wird, gilt als maĂgebend und ist textnah, wobei sich die ursprĂŒngliche kĂŒnstlerische AusschmĂŒckung der Handschrift auf FleuronnĂ©e-Initialen in Hellblau und Rot sowie unzĂ€hlige kleinere rote Initialen beschrĂ€nkt. Die gröĂte und aufwĂ€ndigste Initiale mit filigranem Rankengeflecht findet sich natĂŒrlich auf der ersten Seite des Werkes.
Die heraldische Medaillonminiatur am rechten Rand lautet "Joseph von Laszberg, Ritter" und verweist auf den deutschen Antiquar Baron Joseph Maria Christoph von LaĂberg, der die Handschrift 1816 erworben hatte. Es handelt sich um eine ErgĂ€nzung aus dem 19. Jahrhundert, die absichtlich im Stil der Gotik ausgefĂŒhrt wurde, um sie wie das Original aussehen zu lassen. Sie zeigt sein Wappen mit einem dekorativen Helm vor einem grĂŒnen Hintergrund mit Rautenmuster und winzigen goldenen Sternen.
#1 Das Nibelungenlied und Die Klage: Handschrift C der F. F. Hofbibliothek Donaueschingen
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