Little Domesday Book
Zwanzig Jahre nach seinem Sieg über das Königreich England in der Schlacht von Hastings im Jahr 1066 ordnete Wilhelm der Eroberer eine Volkszählung und Landvermessung seines neuen Reiches an, die in Umfang und Detailtreue erst im späten 19. Jahrhundert übertroffen werden sollte. Die erhobenen Daten dienten den Königen Englands dazu, die ihnen geschuldeten Steuern und Abgaben zu ermitteln. Das Little Domesday Book enthält detaillierte Aufzeichnungen über die Grafschaften Essex, Norfolk und Suffolk und ist damit eine wichtige Ergänzung zum Great Domesday Book, das nahezu alle restlichen Ländereien Englands umfasst. Sowohl die Volkszählung als auch die daraus resultierenden Manuskripte wurden 1086 fertiggestellt und halfen den Normannen, das reichste und am besten organisierte Königreich des Hochmittelalters zu errichten.
Little Domesday Book
„Dann war der König mit seinen Beratern in der Mitte des Winters [1085] in Gloucester und hielt dort Hof… Er machte sich viele Gedanken und hatte intensive Diskussionen mit seinen Ratgebern über dieses Land – wie es bewohnt war oder mit welchen Menschen. Dann entsandte er seine Männer in jede einzelne Grafschaft Englands, um herauszufinden, wie viele Hunderte von Hufen es in der Grafschaft gab oder welchen Grundbesitz und welches Vieh der König in diesem Land besaß und welche Abgaben ihm jährlich von dieser Grafschaft zustanden.“
Angelsächsische Chronik
Auf die Initiative König Wilhelms des Eroberers (ca. 1028–1087) hin wurden die Ergebnisse dieser Zählungen aufgezeichnet und sind uns heute in zwei Codices erhalten: im Great und im Little Domesday Book. Während das Great Domesday Book seinem Namen nicht nur in Sachen Größe alle Ehre macht, indem es einen Großteil der englischen Dörfer und Städte in höchst standardisierter Form aufführt, zeugt das Little Domesday Book von einem früheren Bearbeitungsstand der bei der Landvermessung und Volkszählung gesammelten Daten. Die in seinem großen Gegenstück fehlenden Grafschaften Essex, Norfolk und Suffolk werden hier ungekürzt und dadurch deutlich ausführlicher beschrieben. So enthält es etwa viel mehr Angaben zu Nutztierbeständen, landwirtschaftlichem Gerät wie Pflügen sowie Weiden, Wiesen, Teichen und Mühlen.
Ein lokales Gemeinschaftswerk
Die detaillierte Wiedergabe der gesammelten Daten erfolgt im Little Domesday Book zudem weniger einheitlich, so dass zum Beispiel die Anordnung der Ländereien differiert und ihre Größe in unterschiedlichen Maßeinheiten angegeben wird. Dies ist den jeweils lokalen Schreibern geschuldet, die das Werk verfassten: drei Schreiber leisteten die Hauptarbeit – einer je Grafschaft – und vier weitere assistierten ihnen. Die Schreiber verfolgten zudem jeweils verschiedene sprachliche Konventionen, die das kleine vom großen Domesday Book auch paläografisch unterscheidet.
Auch das Erscheinungsbild des Little Domesday Book ist anders. Zwar bedient es sich für Überschriften auch oft roter oder rubrizierter Auszeichnungsschrift, doch ist der Text einspaltig auf deutlich kleineren Folios geschrieben worden. Diese ergeben ein kleines dickes Buch, das äußerlich kaum etwas mit seinem größeren Gegenpart gemein hat.
Eine Innovation in der mittelalterlichen Ökonomie
Ziel und Zweck beider Werke bzw. der ‚großen Bestandsaufnahme‘ war die schriftliche Erfassung aller englischen Ländereien und Besitztümer, die sowohl Wilhelm als auch seinen Nachfolgern dazu dienen sollte, die Höhe der Steuern und anderer Abgaben, die erhoben werden konnten, sowie den Umfang des königlichen Landbesitzes abzuschätzen. Und auch für heutige Historiker und Ökonomen stellt das Domesday Bookeine unschätzbare Quelle für die Erforschung des mittelalterlichen Englands dar.
Kodikologie
- Umfang / Format
- 3 Bände: 902 Seiten / 27,0 × 17,0 cm
- Herkunft
- Großbritannien
- Datum
- 1086
- Epoche
- Stil
- Sprache
- Schrift
- Protogotisch Capitalis Rustica
- Buchschmuck
- Auszeichnungsschrift und Rubrizierungen
- Inhalt
- Volkszählung und Landvermessung von Essex, Norfolk und Suffolk (Ergänzung des Great Domesday Book)
- Auftraggeber
- Wilhelm I., der Eroberer, König von England
Little Domesday Book
Karte von England im Jahr 1086/87
Zu dem Faksimile zusätzlich beigefügte Karten zeigen den Umfang der von Wilhelm dem Eroberer in Auftrag gegebenen ‚großen Bestandsaufnahme‘. Ziel und Zweck war es, die englischen Ländereien und Besitztümer aufzuführen. Während das Great Domesday Book einen Großteil der englischen Dörfer und Städte in standardisierter Form enthält, werden im Little Domesday Book die gesammelten Daten von einer früheren Landvermessung und Volkszählung aufgeführt. Insbesondere die östlich gelegenen Grafschaften Essex, Norfolk und Suffolk werden hier besonders deutlich beschrieben. Die braunen Punkte auf der Karte markieren dabei die identifizierbaren Dörfer und Herrenhäuser. Bei den roten Punkten handelt es sich um Gemeinden, die sich durch die Anwesenheit von Bürgern auszeichnen. Die blauen Kreuze kennzeichnen alle Klöster, während Bischofssitze durch ein blaues Kreuz mit einem roten Punkt in der Mitte markiert werden.
Little Domesday Book
Norfolk
Das Little Domesday Book beschreibt die Grafschaften Essex, Suffolk und Norfolk ungekürzt und in besonders ausführlicher Art und Weise. Auf der ersten Seite sind die jeweiligen Grundstücksbesitzer gelistet, wie König William selbst aber auch Bischöfe und Grafen. Im weiteren Verlauf des Werks werden detaillierte Angaben zu Nutztierbeständen, landwirtschaftlichen Geräten wie Pflügen, aber auch Weiden, Wiesen, Teichen und Mühlen aufgeführt. Durch diese genaue schriftliche Erfassung aller englischen Ländereien und Besitztümer ist das Domesday Book eine wertvolle Quelle für die Erforschung des mittelalterlichen Englands.
Die Grafschaft Norfolk liegt in East Anglia im Osten von England. Die Angeln, nach denen East Anglia benannt wurde, siedelten hier ab dem fünften Jahrhundert n. Chr. und wurden später zu dem sog. north folk, den „nördlichen Leuten“. Hieraus bildete sich später der Name Norfolk. Gegenstück bildet die im Süden angrenzende Grafschaft Suffolk, welche sich aus dem sog. south folk bzw. den „südlichen Leuten“ bildete.
#1 Little Domesday Book
Details zur Faksimile-Edition:
Sprache: Englisch
(1.000€ - 3.000€)
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