Vercelli Codex

Vercelli Codex – Rosenkilde and Bagger – MS CXVII – Biblioteca Capitolare di Vercelli (Vercelli, Italien)

Wohl SĂŒdost-England (Vereinigtes Königreich) — Ende des 10. Jahrhunderts

Jahrhundertelang verschollen und erst 1822 wiederentdeckt: Einer der Ă€ltesten erhaltenen Codices mit altenglischer Poesie und Prosa und eines der wenigen angelsĂ€chsischen Manuskripte, das außerhalb Großbritanniens gefunden wurde

  1. Der Codex ist nach seiner Heimat in Vercelli in Italien benannt, wo sich ein Hospiz fĂŒr englische Pilger befand.

  2. Das scheinbar unstrukturierte Manuskript enthÀlt 26 Prosapredigten und 6 Gedichte

  3. Das Werk aus dem 10. Jahrhundert ist eines der wenigen angelsĂ€chsischen Manuskripte, die außerhalb des modernen Großbritanniens gefunden wurden.

Vercelli Codex

MS CXVII Biblioteca Capitolare di Vercelli (Vercelli, Italien)
  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Vercelli Codex

Der Vercelli Codex ist eine Sammlung altenglischer Texte, die im spĂ€ten 10. Jahrhundert enstand und nach ihrem Aufbewahrungsort in der Kapitularbibliothek von Vercelli in Italien benannt ist. Nachdem die Handschrift jahrhundertelang verborgen war, wurde sie 1822 von Friedrich Bluhme wiederentdeckt. Sie zĂ€hlt zu den vier Ă€ltesten erhaltenen Codices mit altenglischer Poesie und Prosa. Obwohl das Manuskript selbst aus dem 10. Jahrhundert stammt, sind einige der Texte viel Ă€lter. Daher gilt es als eines der wichtigsten Dokumente aus der Zeit vor der normannischen Eroberung von 1066. Akribisch in angelsĂ€chsischer Quadratminiatur geschrieben, umfasst es ein Sammelsurium religiöser Texte, die fĂŒr den privaten Andachtsgebrauch geschrieben wurden, und hat mit seinen Versen, die wahllos mit Prosa vermischt sind, keine offensichtliche chronologische oder formale Struktur.

Der Vercelli Codex

Nach seiner Habilitation in Göttingen war der deutsche Jurist und Rechtshistoriker Friedreich Bluhme (1797–1874) 1822 auf einer Forschungsreise, um die BestĂ€nde und die Geschichte der italienischen Bibliotheken zu studieren, als er eine angelsĂ€chsische Handschrift entdeckte. Das Manuskript aus dem 10. Jahrhundert, das unter dem Namen Vercelli Codex bekannt wurde, ziert zwar nur ein Paar zoomorphe Initialen, erweist sich jedoch als eine der Ă€ltesten und wertvollsten Quellen des Altenglischen, die bis heute erhalten sind.

Ein ungewöhnliches Florilegium

Florilegium ist ein Wort aus dem mittelalterlichen Latein, das eine Zusammenstellung von AuszĂŒgen aus anderen Werken bezeichnet. Wörtlich ĂŒbersetzt bedeutet es "eine Sammlung von Blumen": als flos (Blume) und legere (sammeln). Obwohl solche Werke normalerweise systematisch zusammengestellt wurden, ist der Vercelli Codex scheinbar ohne Struktur, obwohl es von einer einzigen, geĂŒbten Hand sauber und elegant geschrieben wurde. Es ist möglich, dass die Texte nach dem eigenen Interesse des Schreibers an Themen wie Buße und Eschatologie geordnet wurden; die Verherrlichung eines asketischen Lebensstils scheint ebenfalls ein durchgĂ€ngiges Motiv zu sein. Dennoch bleibt der Schreiber unbekannt, was der angelsĂ€chsischen Tradition des anonymen religiösen Schreibens entspricht. Der Codex enthĂ€lt 23 Predigten in Prosa und eine Vita des Heiligen Guthlac, die von sechs Gedichten durchsetzt sind: Andreas, Das Schicksal der Apostel, Seele und Leib, Traum vom Kreuz, Elene und ein Fragment eines homiletischen Gedichts.

Ein angelsÀchsisches Manuskript in Italien

Es ist nicht bekannt, wie viele Jahrhunderte das Manuskript in den BestĂ€nden der Biblioteca Capitolare di Vercelli verborgen lag. Die einzige logische ErklĂ€rung dafĂŒr, dass sie sich dort befand, ist die Existenz eines Hospizes, das speziell auf englische Pilger ausgerichtet war und von Jacopo Guala Bicchieri (gest. 1227), Bischof von Vercelli und ehemaliger pĂ€pstlicher Legat im Königreich England zwischen 1216 und 1218, gegrĂŒndet wurde. Die Handschrift wurde also wahrscheinlich von Bicchieri erworben, der sie mit nach Italien brachte. Wie oder wann es in die Bibliothek kam, bleibt ein RĂ€tsel, und es ist eines der wenigen angelsĂ€chsischen Manuskripte, die außerhalb des modernen Großbritanniens gefunden wurden.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Vercelli Book
The Vercelli Book of Old English Poetry
Codex Vercellensis
Il Libro di Vercelli
Umfang / Format
272 Seiten / 31,0 × 20,0 cm
Datum
Ende des 10. Jahrhunderts
Stil
Sprache
Schrift
Insulare Minuskel AngelsÀchsische Minuskel Capitalis Rustica
Buchschmuck
2 zoomorphe Initialen; 1 Marginalie
Inhalt
23 Homilien in Prosa; 6 Gedichte, darunter Andreas, The Fates of the Apostles von Cynewulf, Soul and Body I, Dream of the Rood und Elene von Cynewulf
Vorbesitzer
Jacopo Guala Bicchieri

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Vercelli Codex – Rosenkilde and Bagger – MS CXVII – Biblioteca Capitolare di Vercelli (Vercelli, Italien)
Rosenkilde and Bagger – Kopenhagen, 1976
Faksimile-Editionen

#1 The Vercelli Book

Rosenkilde and Bagger – Kopenhagen, 1976

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Rosenkilde and Bagger – Kopenhagen, 1976
Kommentar: 1 Band von Celia Sisam
Sprache: Englisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfĂŒgbar
Preis Kategorie: €
(unter 1.000€)
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