Tabula Cebetis
Filippo Albericis Tabula Cebetis ist nicht nur ein wunderbares Kleinod der Arundel-Sammlung der British Library, sondern zugleich ein prächtiges Zeugnis der Strahlkraft, mit sich der humanistische Geist der italienischen Renaissance um 1500 in ganz Europa verbreitete. Alberici übersetzte die antike Tafel des Kebes über die Wirren des menschlichen Lebens auf dem Weg zur Glückseligkeit in lateinische Hexameter, die Jean Coene IV. mit sechs goldgeschmückten, ganzseitigen Miniaturen illuminierte. Alberici widmete das eigenhändig geschriebene Werk dem englischen König Heinrich VII., an dessen Hof in Cambridge er sich eine Anstellung erhoffte. Eine Reise nach England blieb jedoch erfolglos, was dem Manuskript allerdings mehrere kunstvolle Erweiterungen bescherte, darunter ein Text zum ‚guten Sterben‘. Ihre spannende Entstehungsgeschichte macht diese kleine Zimelie, deren Inhalt und Bildschmuck allein schon faszinieren, umso reizvoller.
Tabula Cebetis
Etwa im 2. Jahrhundert n. Chr. entstand ein als Kébetos Pínax (dt. Kebestafel) bekanntes und früher dem Sokratesschüler Kebes von Theben zugeschriebenes Werk, das buchstäblich ein Bild mit Worten malt: Ein Greis erklärt einigen Fremden ein allegorisches Wandgemälde, das an einem antiken Kronos-Tempel angebracht ist. Das Bild zeigt den menschlichen Lebensweg, der von zahlreichen Ablenkungen in Form von Lastern, schlechten Verhaltensweisen, aber auch falscher Bildung und dem Streben nach externen Glücksgütern auf krumme Pfade gelenkt wird. Ziel des Lebens sei jedoch die Erlangung von Glückseligkeit durch die wahre Bildung und das Streben nach Tugendhaftigkeit.
Eine humanistische Adaption des antiken „Sinnbildes des Lebens“
Diesen griechischen Text adaptierte 1506 der Mantuaner Humanist Filippo Alberici, der sich zu diesem Zeitpunkt in Paris aufhielt. Er übersetzte Kebes‘ Werk in lateinische Hexamter und ließ den selbstständig auf Papier gebrachten Text von dem Pariser Buchmaler Jean Coene IV. (aktiv um 1500) mit sechs ganzseitigen Miniaturen illuminieren. Die so entstandene kleine Handschrift Tabula Cebetis sollte ein schmuckvoller Ausweis seines Talents sein, hoffte er doch mit ihr als Geschenk eine Anstellung am Hofe des englischen Königs Heinrich VII. (1491–1547) zu erlangen. Zu diesem Zweck stellte er der Tabula eine Widmung an den König voran und reiste im Sommer 1507 nach Cambridge.
Zerschlagene Hoffnungen eines weitgereisten Künstlers
Zu einer königlichen Audienz kam es jedoch wahrscheinlich nie, so dass sich Albericis Hoffnungen schnell zerschlugen. Daraufhin trug er ein weiteres Lobgedicht auf Heinrich VII. sowie sein eigenes Werk De mortis effectibus (dt. Vom guten Sterben) nach. Letzteres ‚komplettiert‘ das antike Werk inhaltlich um Ratschläge für ein gutes Lebensende (nach christlichen Vorstellungen). Diesem Text ließ Alberici zudem von einem Buchmaler aus Cambridge eine weitere Miniatur hinzufügen, die stilistisch an diejenigen Coenes angelehnt ist. Schließlich eignete er diese nach und nach gewachsene und daher umso reizvollere Handschrift Joachim Bretoner, dem Seneschall von King’s Hall, zu.
Eine royale Besitzerin
Als nächste Besitzerin tritt 1608 Elizabeth Stuart (1596–1662), Tochter König Jakobs I., hervor, die auf einer der hinteren Seiten des Manuskripts eine Notiz mit ihrem Namen und Datum eintrug. Über den Earl von Totnes, George Carew (1555–1629), kam der Codex schließlich an Thomas Howard (1585–1646), den Gründer der berühmten Arundel-Bibliothek, die heute größtenteils in der British Library aufbewahrt wird, wo sich das Autograf heute befindet.
Allegorische Illuminationen
Jean Coene IV., der zuvor bereits für das französische Königshaus gearbeitet hatte, stattete Albericis Tabula Cebetis mit sechs wunderbaren Illuminationen aus, die der Leserschaft den Text in einer exquisiten Farbpalette vor Augen führen. Die ganzseitigen Miniaturen führen die jeweiligen Abschnitte ein, beginnend mit der Szene vor dem Kronos-Tempel. Darauf folgen Darstellungen der drei Ringe des menschlichen Lebens mit all ihren personifizierten Wirren und Ablenkungen, ein Bild von der Pforte der wahren Bildung, die zum Garten der Glückseligkeit führt, den die sechste Miniatur zeigt. Die goldgeschmückten Bildwerke werden von prächtigen Bordüren und schmuckvollen Initialen ergänzt und vollenden diese eindrucksvolle Handschrift, die ein kunstvolles Zeugnis der Strahlkraft ist, mit sich der humanistische Geist der italienischen Renaissance um 1500 in ganz Europa verbreitete.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Tabula of Cebes
Kebetos Pinax
Table of Cebes
Bildtafel des Kebes
De mortis effectibus
Le Tavole della Saggezza e della Virtù - Umfang / Format
- 60 Seiten / 20,5 × 14,0 cm
- Herkunft
- Frankreich
- Datum
- 1506–1507
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Humanistische Kursive Capitalis Quadrata
- Buchschmuck
- 7 ganzseitige Miniaturen, 9 Zierinitialen, 2 kunstvolle Bordüren
- Inhalt
- Lobgedicht zu Ehren des englischen Königs Heinrich II.,
Gedicht zu Ehren des englischen Königs Heinrich II. über ein imaginäres Gemälde sowie ein Gedicht über die Unausweichlichkeit des Todes ("De mortis") - Künstler / Schule
- Jean Coene IV. (Buchmaler)
Filippo Alberici (Schreiber und Autor) - Vorbesitzer
- Joachim Bretoner; Elizabeth Stuart, Kurfürstin von der Pfalz und Königin von Böhmen; Thomas Howard, Earl of Arundel; Henry Howard, Duke of Norfolk; Royal Society (Großbritannien); British Museum
Tabula Cebetis
Der Beginn des menschlichen Lebensweges
Bevor die Menschen in den ersten Ring des Lebens eintreten, erscheinen sie sinnbildlich als nackte, unschuldige und unwissende Kinder. Mit einem hölzernen Löffel bekommen sie zunächst Rat von Genius eingeflößt, der als alter Greis mit Buch dargestellt ist. Ihm gegenüber wartet bereits Deceptio, die Täuschung, die den Kindern einen schmackhaften Trank in goldenem Gefäß anbietet, der sie jedoch all die weisen Ratschläge Genius‘ für ihren kommenden Lebensweg vergessen lässt.
Tabula Cebetis
Der Sitz der Tugend
Im Garten der Glückseligkeit befindet sich der Sitz der Tugend, personifiziert durch eine thronende Allegorie mit Buch und Schwert. Sie wird flankiert von Aeternitas und Gloria. Die drei Figuren sind dem Betrachter zugewandt und fordern ihn geradezu dazu auf - entsprechend des Textes - nach ihnen zu suchen und das eigene Leben danach auszurichten, Glückseligkeit zu finden.
Dementsprechend erinnert der Garten an christliche Paradies-Ikonografien wie den Hortus Conclusus und das Paradiesgärtlein, in dem man ansonsten etwa die Jungfrau Maria und/oder ein Einhorn antrifft. Die blumenübersäte Wiese ist durch eine Hecke aus blühenden Rosenbüschen und eine marmorne Balustrade eingehegt. Der Eingang in Form eines Rosenbogens wird von Studius und Mars bewacht.
#1 Le Tavole della Saggezza e della Virtù
Details zur Faksimile-Edition:
Sprache: Deutsch
#2 Le Tavole della Saggezza e della Virtù
Details zur Faksimile-Edition:
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