Ptolemaei Tabulae Cosmographicae

Ptolemaei Tabulae Cosmographicae – Istituto Geografico De Agostini – Inc.fol.13540 – Württembergische Landesbibliothek (Stuttgart, Deutschland)

Ulm (Deutschland) — 1486

Grundlage für die Entwicklung der modernen deutschen Kartografie: Ein in Ulm gedruckter, schön illustrierter Codex nach einer italienischen Handschrift der Geografie des Ptolemäus aus Schloss Wolfegg

  1. Lienhart Holl (gest. nach 1492) schuf 1482 in Ulm den ersten deutschen Ptolemäusdruck

  2. Holl verkaufte seine Ausstattung 1484 an einen venezianischen Buchhändler, der in Ulm durch Johann Reger (1454 – ca. 1499) vertreten wurde

  3. Reger schuf daraufhin 1486 eine zweite Auflage, die bis auf die Farbe des Wassers mit der ersten identisch ist

Ptolemaei Tabulae Cosmographicae

Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
  1. Beschreibung
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Beschreibung
Ptolemaei Tabulae Cosmographicae

Johann Reger war Drucker und Vertreter der Interessen des venezianischen Buchhändlers und Verlegers Justus de Albano in Ulm. Als der dort ansässige Lienhart Holl 1484 in finanzielle Schwierigkeiten geriet, verkaufte er seine Druckpresse, Schriften und Platten an de Albano, mit denen er 1482 den ersten deutschen Ptolemäusdruck hergestellt hatte. Reger wurde daraufhin von de Albano mit der Herstellung eines zweiten Drucks im Jahr 1486 beauftragt, der sich von der ersten Ausgabe nur durch die Farbe des Wassers unterscheidet: Holls Karte ist dunkelblau, während Regers Karte goldbraun ist, ein Unterschied, der wahrscheinlich so beabsichtigt war. Beide Drucke basieren auf einer italienischen Handschrift der Geographie des Ptolemäus, die von dem Kosmographen Donnus Nicolaus Germanus herausgegeben worden war und sich um 1470 im Besitz der Truchsessen von Schloss Wolfegg befand, bevor sie von Holl erworben wurde. Der schön illustrierte Druck diente als Grundlage für die moderne Entwicklung der deutschen Kartographie.

Das Werk des Claudius Ptolemäus

Der Astronom, Mathematiker und Geograf Claudius Ptolemäus verfasste im zweiten Jahrhundert ein kurz gefasstes Traktat zur mathematischen Geographie, bekannt als „Geographia“, das neben einer Projektionslehre auch die Namen und die Koordinaten von 8.000 Orten der damals bekannten Welt enthielt. Seine Abhandlung, welche zu einem späteren Zeitpunkt mit Landkarten ergänzt wurde, zählt zu den frühesten geografischen Kartenwerken der Welt. Nachdem das Werk über 1000 Jahre als verschollen galt, tauchte Ptolemaeus‘ Abhandlung um 1400 in Italien wieder auf. 1409 veröffentlichte Jacobus Angelus de Scarperia die erste lateinische Übersetzung des griechischen Manuskripts unter dem Titel „Cosmographia“, woraufhin sich das Werk zunächst in zahlreichen Abschriften und später Drucken in ganz Europa verbreitet.

Die Geographia kommt über die Alpen

Im deutschsprachigen Raum war Lienhart Holl der erste Drucker, der das ptolemäische Werk aufgriff. In seiner Ulmer Druckerei scheute er keine Kosten und Mühen - die frühe Buchherstellung erforderte einen hohen Kapitalaufwand - und schuf 1482 den ersten gedruckten Atlas nördlich der Alpen. Seine hochwertigen kolorierten Holzschnitte basierten auf einer Ausgabe des italienischen Benediktinermönchs Donnus Nicolaus Germanus, die sich um 1470 im Besitz der Truchsessen von Schloss Wolfegg befand, und zeichneten sich durch die kräftig blaue Farbe der Wasserflächen, erstaunlich große Lettern und exquisites Papier aus. Diese hohe Qualität war jedoch Holls Verderben, führten die hohen Kosten und die damit einhergehende Verschuldung zum Bankrott des Druckers, der daraufhin die Reichsstadt Ulm 1484 verlassen musste.

Zweitauflage

Aus dieser Pleite zog allerdings ein anderer, namentlich Justus de Albano, seinen Vorteil. Der venezianische Buchhändler und Verleger konnte sich die Druckstöcke und -typen Holls sichern und ließ Johann Reger im Jahr 1486 eine zweite Auflage drucken. Diese weist lediglich einen Unterschied auf: Die Koloration der Wasserflächen. Statt dem dunklen Blau, das Holl verwendete, entschieden sich de Albano und Reger für Goldbraun, wodurch die beiden Auflagen einfach zu unterscheiden sind, was wohl die Intention dieser simplen und damit effizienten Änderung war. Die Farbwahl bedingt zugleich eine völlig andere und ungewohnte Ästhetik, die nun nicht mehr von satten Farben und Kontrasten, sondern von harmonischen Erdtönen und einer größeren Homogenität lebt.

Kodikologie

Umfang / Format
412 Seiten / 40,0 × 29,0 cm
Herkunft
Deutschland
Datum
1486
Sprache
Buchschmuck
Zahlreiche Illustrationen, teils doppelseitige Karten
Künstler / Schule

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Ptolemaei Tabulae Cosmographicae – Istituto Geografico De Agostini – Inc.fol.13540 – Württembergische Landesbibliothek (Stuttgart, Deutschland)
Istituto Geografico De Agostini – Novara, 2001
Limitierung: 2999 Exemplare
Detailbild

Ptolemaei Tabulae Cosmographicae

Kreta

Die Insel Kreta ist einer der historisch bedeutendsten Orte der Welt. Erstmals vor über 130 000 Jahren besiedelt, war sie die Heimat der frühesten Hochkultur Europas, der Minoer. Deren Einfluss auf andere frühe Mittelmeerzivilisationen durch ihr ausgedehntes maritimes Handelsnetz zeigt sich noch heute in ihrem unverwechselbaren Stil der Töpferwaren. Die gebirgige Insel mit ihren vielen natürlichen Häfen wird hier detailliert dargestellt, wobei Dutzende von Siedlungen gekennzeichnet werden.

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Ptolemaei Tabulae Cosmographicae

Oikumene

Oekumene ist ein altgriechisches Wort, das in der Antike für die gesamte bekannte und bewohnte Welt verwendet wurde und sich im Römischen Reich auf die Zivilisation selbst bezog. Heute wird es als religiöses Konzept zur Aussöhnung der verschiedenen christlichen Konfessionen verwendet und in der Kartografie zur Beschreibung einer Kategorie mittelalterlicher Weltkarten aus der Spätantike und dem Mittelalter.

Dieser Codex und andere, die diesen bedeutungsreichen Stich des griechisch-römischen Weltbildes enthalten, wurden mehr als 1 300 Jahre nach Ptolemaios' erster Geografie gedruckt und zeugen vom anhaltenden Einfluss des berühmtesten Werkes des griechischen Universalgelehrten. Wie die frühen Entdecker auf ihren Reisen feststellen mussten, unterschätzt diese Darstellung jedoch den Umfang der Erde und überschätzt zugleich die Breite des eurasischen Kontinents.

Ptolemaei Tabulae Cosmographicae – Istituto Geografico De Agostini – Inc.fol.13540 – Württembergische Landesbibliothek (Stuttgart, Deutschland)
Faksimile-Editionen

#1 Ptolemaei Tabulae Cosmographicae

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Istituto Geografico De Agostini – Novara, 2001
Limitierung: 2999 Exemplare
Einband: Fester Einband
Kommentar: 1 Band (307 Seiten) von Sante Bortolami
Sprache: Italienisch
Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
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