Moskauer Stundenbuch

Moskauer Stundenbuch – Coron Verlag – F. 183 Nr. 446 – National Library of Russland (St. Petersburg, Russland)

Paris (Frankreich) — Um 1475

MĂ€chtige Burgen in bezaubernden Landschaften und detailreich inszenierte InnenrĂ€ume: Ein liebevoll gestaltetes, heute in St. Petersburg aufbewahrtes Stundenbuch aus der BlĂŒtezeit der französischen Renaissance

  1. Diese besondere Handschrift der französischen Renaissance ist mit Blattgold und Text in Goldtinte reich geschmĂŒckt

  2. Mindestens zwei Illuminatoren, möglicherweise ein HollÀnder und ein Franzose, schufen die wunderbaren Miniaturen

  3. Der ursprĂŒngliche Besitzer kann nicht mehr bestimmt werden, da das Wappen und eine Krone abgeschabt wurden

Moskauer Stundenbuch

F. 183 Nr. 446 National Library of Russland (St. Petersburg, Russland)
Ausgabe bei uns verfĂŒgbar!
Preis Kategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Moskauer Stundenbuch

Das Moskauer Stundenbuch ist eine imposante Handschrift auf Pergament, die in den 1470er Jahren in Paris entstanden ist. Mit insgesamt 17 großformatigen Miniaturen und 24 Bildern zum Kalenderzyklus lĂ€dt sie den Betrachter ein in eine fantasievolle Welt aus liebevoll gestalteten InnenrĂ€umen und zauberhaften Landschaften mit Burgen und Schlössern. Dabei sind sowohl die kunstvollen Bildwerke als auch die opulenten BordĂŒren, prĂ€chtigen Zierinitialen und der feinsĂ€uberlich geschriebene Text ĂŒber und ĂŒber mit Gold geschmĂŒckt, was die Handschrift zu einem Ă€ußerst kostbaren Zeugnis der spĂ€tmittelalterlichen privaten Andacht macht. Beteiligt waren an diesem luxuriösen Meisterwerk wohl zwei talentierte Buchmaler, die enge Beziehungen zu niederlĂ€ndischen und französischen KĂŒnstlern wie Rogier van der Weyden und dem Meister von CoĂ«tivy hatten. Wer ihnen den Auftrag fĂŒr die prĂ€chtige Handschrift gegeben hat ist bis heute ungeklĂ€rt, da jegliche Erkennungszeichen des Patrons, etwa das Wappen, abgeschabt wurden.

Das Moskauer Stundenbuch

WĂ€hrend der 1470er Jahre entstand in Paris das atemberaubende Moskauer Stundenbuch, das auf seinen 470 Seiten ganze 17 großformatige Miniaturen, 24 Bilder zum Kalenderzyklus und ĂŒberreichen BordĂŒrendekor auf 173 Seiten versammelt. Zudem sind 200 Seiten mit schimmerndem Druckgold versehen und zusĂ€tzliche 357 mit 23-karĂ€tigem Echtgold. Ein so prĂ€chtig ausgestattetes Stundenbuch diente als Andachts- und Gebetbuch fĂŒr das Stundengebet. Im 13. Jahrhundert kam dieser Buchtyp auf, der zunĂ€chst fĂŒr Laien bestimmt war, aber spĂ€ter auch von Klerikern genutzt wurde. Vor allem beim reichen und lesekundigen Adel und Stadtadel war er im SpĂ€tmittelalter als privates Andachtsbuch verbreitet.

Die Frage nach dem Auftraggeber

Immer wieder spannend, doch nicht leicht zu beantworten, ist die Frage nach dem Auftraggeber von kostbaren Handschriften des Mittelalters. Beim Moskauer Stundenbuch lassen versteckte Hinweise darauf schließen, dass es sich um jemanden von hohem Rang handeln muss. Darauf deuten ein Wappen und innerhalb der Miniaturen wiederkehrende Symbole von Reichtum und Adel hin. Eine Malerei zeigt beispielsweise einen auf Knien betenden Schutzpatron samt Krone auf einem Hocker. Leider sind sowohl Krone als auch Wappen abgeschabt, sodass sich daraus keine weiteren Erkenntnisse gewinnen lassen. Eine solche Vorgehensweise lĂ€sst sich öfters finden, wenn spĂ€tere Besitzer von Handschriften die Erinnerungen an den VorgĂ€nger löschen wollten. Somit bleibt der Name von der Person, die das mannigfaltige Moskauer Stundenbuch in Auftrag gegeben hat wohl fĂŒr immer unbekannt.

Impulse aus Frankreich und den Niederlanden

An den herrlichen Miniaturen waren mindestens zwei Buchmaler beteiligt. Die mĂ€rchenhaften Landschaften mit ihren Burgen und WĂ€ldern sowie die liebevoll gestalteten InnenrĂ€ume zeugen deutlich von einer Beeinflussung des CoĂ«tivy Meisters, der zu den fĂŒhrenden Pariser Buchmalern seiner Zeit gehörte und bekannt fĂŒr seine NĂ€he zur niederlĂ€ndischen Malerei ist. BezĂŒge zu Rogier van der Weyden (1399/1400–1464) lassen sich auch bei der Miniatur des Evangelisten Markus erkennen. Eine solch aufwĂ€ndige architektonische Gestaltung war vor allem bei den niederlĂ€ndischen Meistern sehr beliebt. Solche Gemeinsamkeiten kamen wohl durch den Gebrauch einer Musterblattsammlung zustande, die eine Vielzahl an Zeichnungen und Vorlagen enthielt und der Werkstatt der beiden Maler zugĂ€nglich war.

Seit dem 19. Jahrhundert lĂŒckenhafter Zyklus

Jeder Teil des Stundenbuches enthĂ€lt einen Miniatur-Zyklus von beachtlicher GrĂ¶ĂŸe, doch bedauerlicherweise fehlen insgesamt 12 Darstellungen, darunter die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Flucht nach Ägypten und fast der ganze Passionszyklus. Es kann sein, dass westliche Sammler im 19. Jahrhundert, als im westlichen Europa die mittelalterliche Kunst und Buchmalerei in Mode kamen, die genannten Seiten rĂŒcksichtslos aus ihrem Kontext rissen, um sie einzeln auf den Markt zu bringen.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Moscow Book of Hours
Umfang / Format
470 Seiten / 18,5 × 13,5 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
Um 1475
Sprache
Schrift
Textualis
Buchschmuck
17 großformatige Miniaturen, 24 Bilder zum Kalenderzyklus, alle Seiten goldverziert, ĂŒberreiches BordĂŒrendekor auf 173 Seite, ĂŒber 1200 ein- oder zweizeilige Goldinitialen
KĂŒnstler / Schule

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Moskauer Stundenbuch – Coron Verlag – F. 183 Nr. 446 – National Library of Russland (St. Petersburg, Russland)
Coron Verlag – GĂŒtersloh, 2007
Limitierung: 980 Exemplare
Detailbild

Moskauer Stundenbuch

Portrait des Evangelisten Lukas

Lukas wird vor einem Fenster sitzend gezeigt, wĂ€hrend er ein Portrait der Jungfrau Maria malt. Feine Striche mit Goldtinte heben seinen Umhang und den stilisierten Faltenwurf hervor. Abgesehen davon, dass er traditionell als einer der zwölf Apostel und als der erste Ikonenmaler galt, wurde Lukas zugeschrieben, einige der genauesten und zuverlĂ€ssigsten Werke des Neuen Testaments geschrieben zu haben, was ihn in dieser Perspektive sowohl zu einem Historiker als auch zu einem KĂŒnstler machte. Der meisterhafte KĂŒnstler, der diese Szene schuf, hat jedoch die Evangelistensymbole vertauscht, indem er einen Löwen statt eines Stiers malte.

Moskauer Stundenbuch – Coron Verlag – F. 183 Nr. 446 – National Library of Russland (St. Petersburg, Russland)
Einzelseite

Moskauer Stundenbuch

September: Trauben stampfen

Dies ist eine beispielhafte Kalenderseite in roter, blauer und goldener Tinte mit einer kleinen Miniatur und einem farbenfrohen Rahmen aus ineinander verschlungenen Ranken, FrĂŒchten und Blumen. An den wichtigen Heiligengedenktagen und anderen Feiertagen des Monats ist jeweils eine winzige Blattgoldinitiale angebracht. Eine blau-goldene KL-Initiale in der oberen linken Ecke steht fĂŒr Kalendarium.

Diese Miniatur zeigt einen Winzer mit rotem Hut und blauem Hemd, der mit seinen FĂŒĂŸen die Trauben stampft, eine gelĂ€ufige AktivitĂ€t fĂŒr den September. Der Innenraum ist mit Steinmauern und einem Holzdach in wunderbarer Perspektive prĂ€sentiert, die den Blick auf den ruhigen blauen Himmel draußen lenkt. In der Szene wird meisterhaft Blattgold aufgetragen, das den Rahmen bildet und zugleich die WeinfĂ€sser und das Dach hervorhebt.

Moskauer Stundenbuch – Coron Verlag – F. 183 Nr. 446 – National Library of Russland (St. Petersburg, Russland)
Faksimile-Editionen

#1 Moskauer Stundenbuch

Coron Verlag – GĂŒtersloh, 2007

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Coron Verlag – GĂŒtersloh, 2007
Limitierung: 980 Exemplare
Einband: Brauner Ledereinband mit GoldprĂ€gung (nach dem Original aus dem 16. Jahrhundert). Der BuchrĂŒcken ist mit 7 erhabenen BĂŒnden versehen, Rundum-Goldschnitt Schmuckkassette (aufklappbar) aus feinstem Rindsleder und mit EchtgoldbeschlĂ€gen versehen, verziert mit einem Wappen-Email des Moskauer Stadtwappens (Heiliger Georg, 18. Jahrhundert)
Kommentar: 1 Band (88 Seiten) von Ekaterina Zolotova und Gisela Hack-Molitor
Sprache: Deutsch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfĂŒgbar!
Preis Kategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
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