Lorscher Arzneibuch

Das Lorscher Arzneibuch entstand wahrscheinlich gegen Ende des 8. Jahrhunderts während der Herrschaft Karls des Großen in der Benediktinerabtei Lorsch und ist damit das älteste medizinische Buch des abendländischen Mittelalters. Dieses herausragende Dokument frühmittelalterlicher Klostermedizin versammelt verschiedene medizinische Traktate in lateinischer Sprache und enthält insgesamt 482 Arzneimittelrezepte. Die Einleitung verteidigt dabei die Heilkunde, die zu dieser Zeit noch als Eingriff in die Pläne Gottes galt, vehement als Akt christlicher Nächstenliebe. Zahlreiche Rezeptnachträge und Randbemerkungen zeugen zudem von einer intensiven Nutzung der Handschrift im 9. und 10. Jahrhundert. Der in sorgfältiger karolingischer Minuskel geschriebene Codex umfasst darüber hinaus das einzige bekannte frühmittelalterliche (Teil-)Verzeichnis einer kaiserlichen Bibliothek. So war er sowohl im Besitz Kaiser Ottos III. als auch Kaiser Heinrichs II., der das Arzneibuch der Dombibliothek des von ihm gegründeten Bistums Bamberg schenkte. Damit ist das Lorscher Arzneibuch nicht nur ein Meilenstein der Medizingeschichte, sondern auch ein einzigartiges historisches Dokument von unschätzbarem Wert.