Kleine Heidelberger Liederhandschrift
Das deutsche Ăquivalent zur Troubadourtradition heiĂt Minnesang und stammt aus dem 12. bis 14. Jahrhundert. Von den drei wichtigsten Exemplaren der Minnesang-Tradition ist diese elsĂ€ssische Handschrift von ca. 1270â80 die Ă€lteste. Sie stellt eines der wichtigsten historischen Dokumente des 13. Jahrhunderts in Deutschland dar und bietet wichtige Einblicke in die hochmittelalterliche Hofkultur.
Kleine Heidelberger Liederhandschrift
Dies ist die Ă€lteste Handschrift unter den drei bedeutendsten Liederhandschriften des deutschen Minnesangs, der ** Tradition mittelhochdeutscher gesungener Liebesdichtung, die von Mitte des 12. Jahrhunderts bis ins 14. Jahrhundert im Adel als höfische Gesellschaftskunst gepflegt wurde**. Sie wird als Kleine Heidelberger Liederhandschrift bezeichnet und bildet neben dem prachtvollen Codex Manesse und der Weingartner Liederhandschrift einen der drei groĂen ĂberlieferungstrĂ€ger dieser Gattung. Das zentrale Thema dieser Lyrik war die Minne â im Mittelhochdeutschen das Wort fĂŒr Liebe â zwischen einer höfischen Dame und einem Ritter. Die einzelnen Lieder wurden Minnelieder genannt und von einem MinnesĂ€nger vorgetragen, dem deutschen Pendant zum französischen Troubadour. Die Handschrift stammt aus dem Elsass, eventuell aus StraĂburg, wo sie zwischen 1270 und 1280 entstand. Wie der Name bereits verrĂ€t, handelt es sich bei einem Format von 18,5 mal 13,5 cm, dem sogenannten Oktavformat, um ein relativ kleines Exemplar fĂŒr eine Musikhandschrift. FĂŒr den Grundstock des Texteintrags ist ein einzelner Schreiber verantwortlich, dessen Schreibdialekt dem Niederalemannischen zuzuordnen ist. Im Laufe des 14. Jahrhunderts wurden von vier weiteren unterschiedlichen SchreiberhĂ€nden NachtrĂ€ge hinzugefĂŒgt**, deren Schreibdialekte von einer mitteldeutschen sprachlichen EinfĂ€rbung geprĂ€gt sind. Der Hauptteil ist in 34 Abteilungen untergliedert, die jeweils den namentlich genannten Autoren zugeordnet sind und die sogenannten Autorenkorpora bilden. Dabei treten einige allerdings mit leicht abgewandelten Namen mehrfach auf, so dass insgesamt etwa 30 einzelne Autoren mit Sicherheit unterschieden werden können. Der Umfang der ĂŒberlieferten Autorenkorpora variiert von 2 Strophen im kĂŒrzesten Fall bis zu 151 Strophen im lĂ€ngsten, nĂ€mlich dem Werk von Walther von der Vogelweide (ca. 1170 - ca.1230). Der Nachtrag aus dem 14. Jahrhundert enthĂ€lt weitere 56 Strophen ohne Autorangaben, die allerdings aufgrund anderer Quellen teilweise bestimmten Dichtern zugeordnet werden können. Heute befindet sich die Kleine Heidelberger Liederhandschrift ihrem Namen entsprechend im Besitz der Heidelberger UniversitĂ€tsbibliothek, wo sie unter der Signatur Cod. Pal. germ. 357 aufbewahrt wird.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Codex palatinus germanicus 357
- Umfang / Format
- 90 Seiten / 18,7 Ă 13,4 cm
- Herkunft
- Deutschland
- Datum
- 1270â1280
- Stil
- Genre
- Sprache
Kleine Heidelberger Liederhandschrift
Hartmann von Aue
Hartmann von Aue war ein deutscher Ritter, dessen Familie aus dem Schwabenland stammte und der hier im Titel dieses Abschnitts "von Ovve" buchstabiert wird. Abgesehen von der Tatsache, dass er am Kreuzzug des Jahres 1197 teilnahm, ist ĂŒber sein Leben wenig bekannt, und weder seine Geburts- noch seine Todesjahre stehen mit Sicherheit fest. Dennoch werden ihm vier fĂŒr die Geschichte des mittelhochdeutschen höfischen Romans wichtige VerserzĂ€hlungen zugeschrieben. DarĂŒber war er auch ein MinnesĂ€nger, von dem heute noch 18 Kompositionen erhalten sind.
Kleine Heidelberger Liederhandschrift
Reinmar der Ăltere
Der erste MinnesĂ€nger in dieser historischen Musikhandschrift ist Reinmar von Hagenau, bekannt als Reinmar der Ăltere. Er lebte im spĂ€ten 12. Jahrhundert und wurde von Zeitgenossen und modernen Historikern gleichermaĂen als der gröĂte Komponist des Minnesangs angesehen. Erst in der folgenden Generation wurde er vom berĂŒhmten Walther von der Vogelweide ĂŒbertroffen. Ăber sein Leben ist wenig bekannt â auĂer dass er zum Ritterstand gehörte.
Der niederalemanisch-deutsche Text wurde von einem einzigen Schreiber in gotischer Minuskel geschrieben. In nur einer Spalte angeordnet, sind die Lieder durch Absatzmarkierungen gekennzeichnet und einzelne Strophen sind durch blaue und rote lombardische Majuskeln hervorgehoben, von denen einige aufwĂ€ndige Verzierungen aufweisen. Die groĂe, aufwĂ€ndige âSâ-Initiale erblĂŒht als Ranke und rahmt den Text teilweise ein.
#1 Die kleine Heidelberger Liederhandschrift
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