Göttliche Komödie - Codex Altonensis

Göttliche Komödie - Codex Altonensis – Gebr. Mann Verlag – Bibliothek des Gymnasiums Christianeum (Hamburg, Deutschland)

Toskana (Italien) — 1350–1410

Reich bebildert mit fast 300 Miniaturen, unvollendet geblieben, aber gerade deshalb heute besonders wertvoll: Dantes Göttliche Komödie mit der berühmten und furchterregenden ganzseitigen Miniatur von Luzifer

  1. Die Arbeit an der Handschrift begann in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, wurde aber um 1410 abgebrochen

  2. Diese prächtige aber unvollendete Handschrift ermöglicht Kunsthistorikern einen Einblick in den Produktionsprozess

  3. Obwohl der dritte Teil unvollendet geblieben ist, sind Inferno und Purgatorio meisterhaft illuminiert

Göttliche Komödie - Codex Altonensis

MS N.2 Aa 5/7 Bibliothek des Gymnasiums Christianeum (Hamburg, Deutschland)
Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Göttliche Komödie - Codex Altonensis

Der Codex Altonensis ist eine außerordentlich kunstvolle Handschrift der Divinia Commedia von Dante Alighieri, dem Meilenstein der italienischen Literatur und einem der wichtigsten und einflussreichsten Texte des Mittelalters. Die Arbeit an dem Manuskript begann irgendwann in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, wurde aber um 1410 abgebrochen, so dass es sich in einem unvollendeten Zustand befindet, der Kunsthistorikern einen Einblick in den Produktionsprozess erlaubt. Obwohl der dritte Teil, Paradiso, unvollendet blieb, sind Inferno und Purgatorio meisterhaft illuminiert, einschließlich einer furchterregenden ganzseitigen Miniatur von Luzifer. Das Vorhandensein verschiedener Schriften deutet darauf hin, dass ein Team von Schreibern für den Text verantwortlich war, der fein säuberlich in zwei Spalten mit maximal 36 Zeilen geschrieben wurde.

Göttliche Komödie - Codex Altonensis

Das renommierte Gymnasium Christianeum im Hamburger Stadtteil Altona wurde 1738 von König Christian VI. von Dänemark und Norwegen (1699–1746) gegründet. Dank verschiedener Schenkungen und Ankäufe war die Bibliothek zu Beginn des 19. Jahrhunderts bereits auf 10.000 Bände angewachsen und zählt heute über 27.000 Bände, darunter einige bedeutende frühe Drucke und mittelalterliche Manuskripte. Eines der Glanzstücke dieser beeindruckenden Sammlung ist der sogenannte Codex Altonensis, der zu den am reichsten illuminierten Abschriften der Göttlichen Komödie von Dante Alighieri (ca. 1265–1321) zählt und 1768 in die Sammlungen der Bibliothek aufgenommen wurde. Obwohl die Gouache-Illuminationen unvollständig sind, besitzen die Miniaturen eine unglaublich hohe und ansprechende Qualität und die Farben, die vor mehr als 600 Jahren aufgetragen wurden, besitzen immer noch die Frische und Leuchtkraft, die diese Handschrift so bedeutsam machen.

Dantes Vision

In seinem Epos nimmt Dante den Leser mit auf eine abenteuerliche Reise der ganz besonderen Art. Gemeinsam mit dem römischen Dichter Vergil (70–21 v. Chr.) durchquert er die Hölle, erklimmt den Berg des Fegefeuers und gelangt schließlich ins Paradies. Dabei ist jede Etappe wiederum in neun konzentrische Ringe unterteilt. Während dieser Reise trifft er auf etwa 600 Seelen aus Mythologie, Dichtung und Geschichte, die je nach ihren Taten verschiedene Strafen in der Hölle erdulden müssen oder im Himmel verweilen. Die Geschichte der Göttlichen Komödie ist eine persönliche Vision Dantes voller Symbole und Allegorien, eine philosophische Fiktion, die trotz der abstrakten Handlung anschaulich erzählt wird. Dante spielt mit den Urängsten des Menschen, erweckt vergangene Ereignisse zum Leben und lässt zeitgenössische theologische Erkenntnisse einfließen. Das beeindruckende Epos verblüfft durch seine bildhafte Sprache, seine Ironie und seine treffenden Vergleiche; es ist bis heute eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur.

Ein Steuersparmodell?

Johann Peter Kohl (1698–1778) war als Professor in St. Petersburg tätig, bevor er sich 1727 mit einer jährlichen Pension von 200 Rubeln zur Ruhe setzte und nach Hamburg zog. Dort ging er weiterhin seinen Interessen als freier Gelehrter nach, zu denen auch das Sammeln von Büchern gehörte. Die neue Heimat in der Hansestadt brachte jedoch auch hohe Steuern mit sich, die er nur ungern zahlte, und so zog es ihn nach Norden über die Elbe in die Stadt Altona, die damals zum Königreich Dänemark gehörte. Kohl bot dem dänischen König an, seine prächtige Bibliothek dem Gymnasium Christianeum zu schenken und nach Altona umzuziehen, um im Gegenzug für den Rest seines Lebens von den Steuern befreit zu sein. Der Bitte wurde entsprochen und das sogenannte Donum Kohlianum, bestehend aus 18 Handschriften sowie 52 größeren und 466 kleineren Büchern, wurde am 2. Mai 1768 übertragen.

Ein geheimnisvolles Juwel

Obwohl es sich bei dem vorliegenden Dante-Manuskript um das wertvollste und wichtigste Stück der Sammlung handelt, ist über seine Herkunft so gut wie nichts bekannt. Lediglich die Eigenheiten der Sprache und der Bilder weisen auf Bologna hin. Es gibt Hinweise auf die Hände von drei Buchmalern in dem Werk: einer arbeitete am Inferno, während die beiden anderen am Purgatorio zusammenarbeiteten und das Paradiso unbebildert blieb. Zehn Seiten scheinen zu fehlen, so dass heute insgesamt 142 Ziegenlederblätter mit leichten Gebrauchsspuren und einigen Brandlöchern, die geflickt wurden, erhalten sind. Dies deutet darauf hin, dass die Handschrift im Laufe der Jahrhunderte sowohl häufig benutzt als auch korrekt aufbewahrt wurde.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Divine Comedy - Codex Altonensis
Divina Commedia: Codex Altonensis
Codex Altonensis of the Divina Commedia
Umfang / Format
284 Seiten / 33,0 × 24,5 cm
Herkunft
Italien
Datum
1350–1410
Stil
Schrift
Italienische gotische Minuskel
Buchschmuck
Fast 300 Miniaturen
Künstler / Schule

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Göttliche Komödie - Codex Altonensis – Gebr. Mann Verlag – Bibliothek des Gymnasiums Christianeum (Hamburg, Deutschland)
Gebr. Mann Verlag – Berlin, 1965
Limitierung: 600 Exemplare
Detailbild

Göttliche Komödie - Codex Altonensis

Flucht aus der Hölle

Vergils und Dantes Flucht beginnt damit, dass die beiden mit den Füßen voran an Satans zerrissenem Pelz hinunterklettern. Als sie seine Genitalien erreichen, durchqueren sie das Zentrum des Universums und der Schwerkraft von der nördlichen Hemisphäre des Landes zur südlichen Hemisphäre des Wassers. Die Miniatur zeigt die anfängliche Verwirrung Dantes, als Vergil beginnt, an den Antipoden "nach oben" zur Oberfläche zu klettern, und er zunächst glaubt, sie würden in die Hölle zurückkehren. Schließlich tauchen sie aus einer engen Kluft unter einem sternklaren Himmel auf.

Göttliche Komödie - Codex Altonensis – Gebr. Mann Verlag – Bibliothek des Gymnasiums Christianeum (Hamburg, Deutschland)
Einzelseite

Göttliche Komödie - Codex Altonensis

Luzifer

Dante stellt den gefallenen Engel des Lichts, der einst versucht hat, die Macht Gottes an sich zu reißen, sabbernd und wortlos dar. Er erhält in der Hölle die gleichen Strafen wie die übrigen Sünder. Luzifer hat drei Gesichter mit drei Mündern, eine Perversion der Heiligen Dreifaltigkeit, behält aber die sechs Flügel, die er hatte, als er zu den Seraphim gezählt wurde.

Jedes Maul verschlingt einen prominenten Verräter: Brutus und Cassius stecken mit den Füßen im linken und rechten Maul als Strafe für den Verrat an Julius Cäsar, während Judas, der ultimative Verräter, seinen Kopf an das mittlere, furchterregendste Maul verliert, während sein Rücken von Luzifers Klauen geschunden wird. Dante und Vergil befinden sich währenddessen bereits auf der Flucht aus der Hölle und klettern an seinem Fell herab.

Göttliche Komödie - Codex Altonensis – Gebr. Mann Verlag – Bibliothek des Gymnasiums Christianeum (Hamburg, Deutschland)
Faksimile-Editionen

#1 Divina Commedia: Codex Altonensis

Gebr. Mann Verlag – Berlin, 1965

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Gebr. Mann Verlag – Berlin, 1965
Limitierung: 600 Exemplare
Einband: Leineneinband
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
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