Gebetbuch der Königin Beatrix

Das Gebetbuch der Königin Beatrix – Helikon – Cod. 2484 – Benediktinerstift Melk (Melk, Deutschland)

Italien — Zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts

Goldene Mariengebete und prächtige Renaissance-Buchkunst auf kleinstem Raum: Das weithin in Goldtinte geschriebene private Gebetbuch der Königin von Ungarn als Zeugnis ihres wirkungsvollen Mäzenatentums

  1. Beatrix von Aragón (1457–1508) war Königin von Ungarn und Böhmen und eine große Mäzenin von Renaissance-Kunst

  2. Sie ließ ein zu großen Teilen in Goldtinte geschriebenes, kleines Gebetbuch für sich in Oberitalien anfertigen

  3. Eine Christus-Miniatur, kunstvolle Zierinitialen und goldgeschmückte Bordüren ergänzen die goldenen Texte

Gebetbuch der Königin Beatrix

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Ehemals 880  
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  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
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Beschreibung
Gebetbuch der Königin Beatrix

Das Benediktinerstift Melk bewahrt ein wahres Kleinod der italienischen Frührenaissance, das in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts für Beatrix von Aragón (1457–1508), Königin von Ungarn und Böhmen und Tochter des Königs von Neapel, in Oberitalien geschaffen wurde. Das Gebetbuch der einflussreichen Mäzenin humanistischer Renaissance-Kunst und -Literatur enthält eine Zusammenstellung christlicher Gebete an die Jungfrau Maria, die von Bonaventura kompiliert wurden. Die Texte sind nicht nur in höchster kalligrafischer Qualität auf die kleinen Pergamentseiten des Codex gebracht worden, sondern erstrahlen darüber hinaus vollkommen in Goldtinte. Die kunstvolle Chrysographie wird durch eine prachtvoll gestaltete Incipit-Seite, eine große Christus-Miniatur, zahllose wunderschöne Zierinitialen und goldgeschmückte Bordüren ergänzt, die diese Handschrift zu einem glänzenden Zeugnis von Beatrix' Bemühungen machen, die neuen Entwicklungen der Kunst aus ihrer Heimat nach Ungarn zu bringen.

Gebetbuch der Königin Beatrix

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde in Italien ein ausgesprochen prachtvolles, kleines Gebetbuch für Königin Beatrix von Ungarn (1457–1508) angefertigt, das nicht nur Ausdruck ihrer persönlichen Frömmigkeit ist, sondern vor allem ihr Wirken als Mäzenin und Liebhaberin der italienischen Renaissance-Kunst und -Kultur veranschaulicht. Die in Capua geborene italienische Königstochter Ferdinands I. von Neapel (1424–1494) brachte nach ihrer Eheschließung mit dem ungarischen König Matthias Corvinus (1443–1490) zahlreiche humanistische Gelehrte und Künstler aus Italien nach Ungarn und ließ in Visegrád den ersten Renaissancepalast außerhalb Italiens errichten. Durch ihren Einfluss als als Patronin und auch ihre politischen Ambitionen entwickelte sich Ungarn rasch zu einem neuen Zentrum der Renaissance. So ist es kaum verwunderlich, dass auch ihr privates Gebetbuch ein im wahrsten Sinne des Wortes leuchtendes Schmuckstück der elaborierten oberitalienischen Kunst ist.

Mariengebete im goldenen Gewand

Die lateinischen Gebete und Psalmen wurden im gesamten Codex immer wieder in feinster Chrysographie, also in Goldschrift, auf die kleinformatigen Pergamentseiten gebracht. Obwohl die Goldtinte der gotischen Rotunda an einigen Stellen über die Jahrhunderte etwas abgenutzt wurde, fesselt der alte Glanz dieses kalligrafischen Meisterwerks den Betrachter noch immer auf jeder Seite. Goldene und farbige Initialen mit ausladendem rotem und blauem Fleuronnée-Ornament, dass sich zu kunstvollen, grafischen Bordüren entwickelt, ergänzen die goldleuchtenden Texte auf fast jeder Seite. Diese wurden im 13. Jahrhundert von dem italienischen Scholastiker und Franziskaner Bonaventura zusammengestellt und richten sich durchweg an die Jungfrau Maria.

Italienische Renaissancekunst auf kleinstem Raum

Das nur 10,5 × 7,6 cm messende Gebetbuch wird von einer prachtvollen Incipit-Seite eingeleitet, die vollständig von einer üppigen, breiten Bordüre aus filigranem goldenen Rankenwerk und farbenfrohen Blättern und Blüten gerahmt wird. Die Bas-de-page zeigt in einem in die Bordüre eingearbeiteten Medaillon das Wappen der Patronin auf blauem Grund, der sich in der großen historisierten Initiale im Text wiederholt. Nachdem auf fol. 98r und 109v zwei weitere Zierinitialen mit wunderbaren goldgeschmückten Bordüren folgen, bildet eine große Miniatur des auferstandenen Christus in einem kostbaren Rahmen den Abschluss des vorletzten Abschnitts. Mit dramatisch ausgestreckter, blutender Hand lädt der naturalistisch dargestellte "Gottessohn" die Nutzerin der Handschrift dazu ein, über sein Schicksal und die Wiederauferstehung zu meditieren.

Ein ungarisches Kleinod

Unter dem letzten Gebet weist eine Notiz von einer späteren Hand des 17. Jahrhunderts darauf hin, dass sich das königliche Gebetbuch später im Besitz von Nikolaus Pálffy von Erdőd (1512–1568) und Peter Koháry (1564–1619), zwei ungarische Militärs und Adelige, befand. Heute wird das Renaissance-Kleinod in der Bibliothek des Benediktinerstifts Melk unter der Signatur 1845 aufbewahrt.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Das Gebetbuch der Königin Beatrix von Ungarn
Psalterium Beatae Mariae Virginis
Prayer Book of Queen Beatrice
Horae Beatae Mariae Virginis
Stundenbuch Beatrix von Ungarns
Umfang / Format
352 Seiten / 10,5 × 7,6 cm
Herkunft
Italien
Datum
Zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts
Sprache
Schrift
Gotische Rotunda
Buchschmuck
1 große Miniatur, 1 historisierte Initiale, 2 große Ornament-Initialen und zahllose Fleuronnée-Initialen, kunstvolle Bordüren auf 4 Seiten, Chrysographie
Auftraggeber
Beatrix von Aragón, Königin von Ungarn und Böhmen
Vorbesitzer
Nikolaus Pálffy von Erdőd
Péter Koháry

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Das Gebetbuch der Königin Beatrix – Helikon – Cod. 2484 – Benediktinerstift Melk (Melk, Deutschland)
Helikon – Budapest, 1991
Limitierung: nicht limitiert
Detailbild

Gebetbuch der Königin Beatrix

Incipit-Seite

In der unteren Zone, der Bas-de-page, der ersten Seite des Gebetbuchs der Königin Beatrix von Ungarn und Böhmen lässt das Wappen der royalen Patronin keinen Zweifel an der Auftraggeberschaft. In einem blauen Medaillon mit goldenem Filigran erscheint in der italienischen Form eines Rossstirnschildes Beatrix‘ Wappen. Durch Abrieb und Oxidation sind einige Teile nur noch schwer zu erkennen. Das linke obere und das rechte untere Viertel waren einst in kräftigem Rot und glänzendem Gold gestreift. Die anderen beiden Viertel sind je dreigeteilt: schmale horizontale Streifen in Rot und Silber stehen neben goldenen Fleur-de-Lis auf blauem Feld, auf die goldene Kreuze auf Silber folgen.

Das Gebetbuch der Königin Beatrix – Helikon – Cod. 2484 – Benediktinerstift Melk (Melk, Deutschland)
Einzelseite

Gebetbuch der Königin Beatrix

Christus als Schmerzensmann

Nach dem an die Kommunion anschließenden Dankgebet, findet sich die einzige Miniatur dieses kleinen königlichen Gebetbüchleins. Umgeben vom typischen floralen Ornament der italienischen Frührenaissance und in einem prächtigen gold-blauen Rahmen erscheint Christus hier als Schmerzensmann – eine Ikonografie, die das Leiden Christi in den Vordergrund stellt und die Betrachterin zum Nachempfinden anregen sollte.

Der Auferstandene steht in seinem Grab, hinter sich das Kreuz, an dem er starb. Während er mit seiner Linken an seine blutende Seitenwunde fasst, präsentiert er das Wundmal auf seiner rechten Hand. Die verursachenden Nägel stecken dabei noch im Holz und rufen die vorhergegangene Passion in Erinnerung.

Das Gebetbuch der Königin Beatrix – Helikon – Cod. 2484 – Benediktinerstift Melk (Melk, Deutschland)
Faksimile-Editionen

#1 Psalterium Beatae Mariae Virginis. Das Gebetbuch der Königin Beatrix

Helikon – Budapest, 1991

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Helikon – Budapest, 1991
Limitierung: nicht limitiert
Einband: Dunkelbrauner, goldgeprägter Ledereinband mit Schließe in goldgeprägter, samtüberzogener Kassette
Kommentar: 1 Band von Csaba Csapodi
Sprache: Englisch, Deutsch, Ungarisch, Italienisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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