Frédéric Chopin - Konzert in f-Moll
Obwohl es als Klavierkonzert Nr. 2 gezählt wird, ist das hier vorliegende Konzert in f-Moll das erste Klavierkonzert, das Frédéric Chopin (1810–1849) komponiert hat. Es entstand kurz nach Beendigung seines Musikstudiums, als der Komponist nicht einmal ganz 20 Jahre alt war. Inspiration beim Komponieren war für Chopin seine erste große Liebe, die Opernsängerin Konstancja Gladkowska. Die Uraufführung am 17. März 1830 im Nationaltheater Warschau fand vor ausverkauftem Haus statt, war ein großartiger Erfolg und weckte große Hoffnungen auf die sich abzeichnende Karriere des noch jungen Komponisten. Der Autograph konnte beim deutschen Überfall auf Polen im September 1939 außer Landes gebracht und so gerettet werden, wohingegen viele andere Chopin-Manuskripte während des Zweiten Weltkriegs verloren gingen oder zerstört wurden.
Konzert in f-Moll - Erste Reaktionen
Das Werk entstand zwischen Oktober 1829 und Februar 1830, als Chopin gerade etwa 20 Jahre alt war. Der volle Name des Stückes lautet Klavierkonzert Nr. 2 f-Moll, op. 21, sodass es scheint, dass dies Chopins einundzwanzigste Komposition sei. Der erste Komponist, der die Opus-Bezeichnung verwendete, war Biagio Marini im Jahr 1617, während Ludwig van Beethoven die Opuszahl als erster systematisch verwendete. Obwohl Chopins f-Moll-Konzert vor dem e-moll-Konzert komponiert wurde (wenn auch im selben Jahr), wird es wegen der höheren Opuszahl als das zweite Klavierkonzert bezeichnet. Das e-Moll-Konzert wurde 1833 in Paris und Leipzig veröffentlicht, das f-Moll-Konzert erst 1836. Beide Konzerte sind die ersten bedeutenden Werke, die Chopin nach Abschluss seines Musikstudiums komponierte. Sie wurden zunächst bereits vorab in Chopins Wohnzimmer im Czapski-Palast (Orchesterpartien wurden dazu für Kammerensemble umgeschrieben) aufgeführt und dort der Elite des musikalischen Warschaus und den engsten Freunden und Verwandten des Komponisten zugänglich gemacht, bevor sie wenig später einem breiteren Publikum auf der Bühne des Nationaltheaters in Warschau präsentiert wurden. Die Probe im Salon fand am 3. März 1830 statt und die lang erwartete (nach allen Berichten ausverkaufte) Uraufführung des f-Moll-Konzerts am 17. März 1830. Solopartien wurden vom Komponisten selbst gespielt und das Orchester spielte unter der Leitung von Karol Kurpiński.
Ein sofortiger Erfolg
Das Konzert wurde sowohl vom Publikum als auch von den Kritikern mit Begeisterung aufgenommen. Maurycy Mochnacki schrieb im Polnischen Kurier: „Das Adagio im Konzert von Herrn Chopin ist ein einzigartiges Werk eines außergewöhnlichen musikalischen Genies. In der Tat! Wer so jung beginnt, wird seinen Namen weit und breit bekannt machen.“ Das zweite Konzert fand bereits am 22. März im Nationaltheater statt. Während der Aufführung war Chopin mit dem Klang seines Klaviers unzufrieden und ließ es prompt auswechseln. Das neue Klavier, diesmal zur vollen Zufriedenheit des Komponisten, wurde von einem russischen General, Diakow, zur Verfügung gestellt. Während des zweiten Konzerts spielte Chopin neben dem oben erwähnten Stück auch den Krakowiak, das Grand Rondeau de Concert F-Dur op. 14 und improvisierte bei den Zugaben. Der Künstler wurde stark gedrängt, ein drittes Konzert zu geben, war aber mit der Arbeit an neuen Stücken beschäftigt und des vielen Lobes überdrüssig, das er für übertrieben hielt.
Chopins brillante Komposition
Das Konzert in f-Moll ist in Übereinstimmung mit den brillanten Konventionen komponiert, die schon Mozart in die Gattung eingeführt hatte, auch wenn Chopin sie direkt von Johann Nepomuk Hummel kennengelernt hatte. Es war ein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts populärer Klaviermusikstil. Dennoch hat Chopin in seinen beiden Konzerten den Stil zu seinem Höhepunkt geführt und ihm eine neue, romantische Dimension verliehen. Das Konzert ist in drei Sätze gegliedert: I Maestoso in f-Moll, II Larghetto in der hierzu parallelen Dur-Tonart As-Dur, und III Allegro vivace wieder in f-Moll. Der erste dieser Sätze ist in Sonatensatzform mit zwei Themen komponiert: Das Stück wird zuerst vom Orchester und später vom Solisten gespielt, wobei die Solostimme viel breiteren Raum einnimmt ist. Der zweite Satz des Konzerts, der eine Nocturne ist, spielt eine bedeutende Rolle für die Gesamtkomposition. Das Finale des Konzerts, das als Rondo gespielt wird, enthält Motive, die von polnischen Volkstänzen inspiriert sind. Das Konzert zeigt die beiden Elemente des polnischen Tanzes Krakowiak, nämlich Mazur und Oberek. Im dritten Satz spielen die Violinen col legno (d.h. durch Anschlagen der Saiten mit der Bogenstange) und begleiten so das Klavier zu einer Mazurka. Einige werfen dem Komponisten vor, es sei ihm nicht gelungen, ein Gleichgewicht zwischen dem Orchesterpart und dem etwas längeren Solo-Klavierpart zu finden. Man muss jedoch bedenken, dass Frédéric zu dieser Zeit gerade einmal 21 Jahre alt war und keine Erfahrung mit Orchestern hatte. Die sehr gute Qualität der Klavierstimmen entschädigt dieses Ungleichgewicht jedoch bei Weitem: Dies wird durch die Tatsache belegt, dass wohl jeder bedeutende Pianist dieses Konzert heute in seinem Repertoire hat.
Das Klavierstück der Romantik
Chopins Stück wurde zum Ausgangspunkt des romantischen Konzerts. Wie Chopin in seinen Briefen an seinen Freund Tytus Woyciechowski offen zugab, wurde dieses Stück durch seine Gefühle für die Sängerin Konstancja Gładkowska inspiriert. "Weil ich, vielleicht zum Glück, mein Ideal bereits habe, dem ich treu, wenn auch schweigend, seit sechs Monaten diene, von dem ich träume, in dessen Eingedenken ich das Adagio zu meinem Konzert komponiert habe...“ so schrieb der Komponist im Brief vom 3. Oktober 1829 an seinen Freund. Konstancja hatte Chopin am 21. April 1829 während eines Konzerts der Solisten des Warschauer Konservatoriums kennengelernt, wo sie unter der Leitung von Carlo Soliva Gesang studierte. Sie war Chopins erste Liebe, obwohl ihre Beziehung nur 18 Monate dauerte und mit dem Weggang Chopins nach Paris zu Ende ging - sie und Chopin korrespondierten noch ein weiteres Jahr lang, um schließlich jeglichen Kontakt zu verlieren. Das erst 1836 veröffentlichte f-Moll-Konzert widmete Chopin schließlich wie auch die vorliegende Ausgabe des Autographs von 1830 Delfina Potocka. Sie wird als Muse der polnischen Romantik bezeichnet und war eine langjährige enge Freundin von Chopin. Sie lernte ihn 1830 in Dresden, wahrscheinlich im Haus ihrer Mutter, kennen und ließ sich 1832 in Paris nieder, wo sie dann die Schülerin des Komponisten wurde. Ihre engen Beziehungen nährten oft Klatsch und Tratsch über eine angebliche Liebesbeziehung - Mitte des 20. Jahrhunderts wurden sogar nachträglich Liebesbriefe zur Untermauerung dieser Behauptung angefertigt.
Chopins einziger Halbautograph
Dem Werk ging ein Entwurf auf grau-grünem Papier mit 14 Notenlinien pro Seite voraus. Er enthält einige Takte der Solostimme und einige Takte der Klaviertranskription des Orchesterteils. Das Konzert wurde 1830 von Chopin selbst auf einem Halbautographen festgehalten, bevor es offiziell gedruckt wurde. Es wurde teilweise vom Komponisten und teilweise von einem Kopisten niedergeschrieben. Der große polnische Künstler schrieb den Solopart, die Klaviertranskription und das Titelblatt: 2d Konzert. / pour le pianoforté / avec l'accompagnement d'orchestre / dediés à Mme la Csse Delphine Potocka / née de Komar / par / Fred. Chopin / op. 21. / Paris Schlesinger, d.h. "Zweites Klavierkonzert mit Orchesterbegleitung, gewidmet der Gräfin Delfina Potocka, geb. Komar, von Frederic Chopin, opus 21, Paris Schlesinger". Die Schlesingers betrieben einen Verlag in Paris - der Halbautograph war für eben diesen Pariser Verlag bestimmt, ging aber mit der Zeit in den Besitz des Leipziger Verlags Breitkopf & Härtel über, daher die zahlreichen schwarzen und runden Siegel aus seinem deutschen Archiv. Der Halbautograph wurde auf cremefarbenem Büttenpapier mit Wasserzeichen geschrieben, das von der französischen Papierfabrik Blacons hergestellt wurde, mit 16 Notenlinien pro Seite. Er hat 87 Blätter, also 72 Seiten. Dieses Manuskript ist Chopins einziger Halbautograph dieser Größe und musikalischen Bedeutung.
In schwierigen Zeiten
Das Konzert in f-Moll gelangte Anfang 1938 in die Sammlung der Nationalbibliothek, der es zusammen mit einer Sammlung von Chopins anderen Autographen und Kopien vom Vorgänger des heutigen Bildungsministerium gestiftet wurde. Die gesamte Sammlung hatte die polnische Regierung schon 1937 dem Verlag Breitkopf & Härtel abgekauft. Im September 1939 brachten die Polen während der deutschen Offensive, da sie durch die bittere Erfahrung der als Schwedische Sintflut bezeichneten Eroberungen durch Nachbarländer viel gelernt hatten, das wertvolle Manuskript zusammen mit der gesamten Sammlung von Chopins Werken aus Polen heraus. Die Sammlung wurde zunächst nach London, dem Sitz der polnischen Exilregierung, und schließlich nach Kanada verlegt, wo sie in einer Filiale der Bank of Montreal in Ottawa sicher verwahrt wurde. Der Halbautograph des Konzerts in f-Moll kehrte erst 1959, zwanzig Jahre nachdem er das Land verlassen hatte, nach Polen zurück. Er befindet sich derzeit in der Sammlung von Musikmanuskripten der Nationalbibliothek, neben 20 weiteren Autographen und Editionsexemplaren von Frederic Chopin. Leider sind andere Manuskripte des Komponisten im Laufe des Krieges unwiederbringlich verloren gegangen oder zerstört worden.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Frédéric Chopin - Concerto in f-minor
Fryderyk Chopin, Koncert f-moll
Frédéric Chopin - Piano Concerto No.2
Fryderyk Chopin, Piano Concerto No.2, in F minor, Op.21 - Umfang / Format
- 174 Seiten / 34,5 × 24,8 cm
- Herkunft
- Polen
- Datum
- 1829–1830
- Genre
- Sprache
- Künstler / Schule
- Frédéric Chopin (1810–49)
- Vorbesitzer
- Verlag Breitkopf & Härtel (Leipzig, Deutschland)
#1 Fryderyk Chopin - Koncert f-moll
Details zur Faksimile-Edition:
Sprachen: Polnisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Japanese
(unter 1.000€)
#2 Fryderyk Chopin - Koncert f-moll
Details zur Faksimile-Edition:
Sprachen: Polnisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Japanese
(unter 1.000€)
#3 Fryderyk Chopin, Piano Concerto No.2, in F minor, Op.21
Details zur Faksimile-Edition:
Sprache: Japanisch
(unter 1.000€)
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