Christine de Pizan: Erlanger Othea Briefe
Christine de Pizan gilt als erste selbstständige Laien-Schriftstellerin Europas. Um 1400 verfasste sie ihr erstes Prosa-Werk: die Othea-Briefe. In 100 gereimten Briefen, die von moralisierenden Kommentaren in Prosa begleitet werden, gibt die fiktive antike Göttin der Weisheit Othea dem trojanischen Helden Hektor eine Anleitung zum wahren Rittertum und der Leserschaft damit didaktische Lebensweisheiten aus der Perspektive einer Frau. Jeder Brief wird von einer großen, reich mit Blattgold versehenen Demi-Grisaille-Miniatur eingeleitet, die die von der antiken Mythologie inspirierten Erzählungen kunstvoll illuminieren und in die Zeit des späten Mittelalters versetzen. Sie wurden von keinem geringeren als Willem Vrelant geschaffen, der im Auftrag Isabella von Portugal oder ihrem Sohn Karl dem Kühnen an dieser kostbaren und künstlerisch einzigartigen Handschrift arbeitete.
Christine de Pizan: Erlanger Othea Briefe
103 große, seitenbreite Miniaturen schmücken diese wertvolle Abschrift von Christine de Pizans (1365–1430) erstem Prosa-Werk. In luxuriösen goldenen Rahmen erstrecken sich malerische Landschaften, verwinkelte Architekturen und dramatische Szenerien in kunstvoller Demi-Grisaille-Malerei. Lediglich die Himmelflächen im Hintergrund erstrahlen in intensivem Blau, das von goldenen Wolkenschwaden gespickt ist. Zahlreiche weitere Blattgold-Details machen jede einzelne Miniatur zu einem opulenten kleinen Kunstwerk für sich und die Handschrift im Ganzen zu einem einzigartigen Exemplar der Othea-Briefe.
Grisaille-Malerei von Willem Vrelant
Geschaffen wurde dieses Meisterwerk um 1460 von dem berühmten niederländischen Buchmaler Willem Vrelant (1410– 481/82) und seiner Werkstatt in Brügge im Auftrag eines hochrangigen Mitglieds des burgundischen Hofs – vermutlich für Herzog Karl den Kühnen (1433–1477) oder seine Mutter, Isabella von Portugal (1397–1471). Zur Entstehungszeit war Karl ein junger Mann, der schon bald die Herrschaft seines Vaters Philipp dem Guten (1396–1467) übernehmen sollte, und damit ein passender Leser zu Christine de Pizans moralisierenden Ausführungen.
Eine Anleitung zur Ritterlichkeit
Die Autorin verfasste die Othea-Briefe um 1400, woraufhin sie sich bereits zu ihren Lebzeiten großer Beliebtheit und Verbreitung erfreuten. In 100 kurzen Briefen erteilt die fiktive antike Göttin der Weisheit Othea dem fünfzehnjährigen trojanischen Helden Hektor moralisierende Ratschläge, deren Befolgung ihn zu einem wahren Ritter machen. Dabei speisen sich die Erzählungen aus verschiedenen antiken Mythologien wie dem trojanischen Sagenkreis und Ovids Metamorphosen, mit denen de Pizan bestens bekannt war.
Ein literarischer Erziehungsratgeber
Jeden von Otheas in Versform verfassten Briefen leitet eine Miniatur ein. Die Bilder dienen also nicht nur der schmuckvollen Visualisierung der Erzählungen, sondern sind zugleich Ordnungselemente des Textes. Die Briefe werden zudem von je zwei nachfolgenden Prosa-Kommentaren – einer Glosse und einer Allegorie – sowie einer passenden Bibelstelle in Latein begleitet. Letztere werden in roter Auszeichnungsschrift besonders hervorgehoben. Damit verkörpert dieses Werk höfischer Literatur de Pizans ‚vorfeministische‘ Ansichten zur gesellschaftlichen Rolle der Fraupar exellence: als Mütter waren sie sowohl für die schulische als auch für die religiöse und moralische Bildung und Erziehung ihrer Kinder zuständig. Damit prägten sie nicht nur das Zusammenleben innerhalb der Familien, sondern hatten einen erheblichen Einfluss auf die gesamte Gesellschaft. Mit ihrem Werk gibt Pizan dementsprechend geradezu mütterliche, aber nicht minder kunstvolle Ratschläge für ein rechtschaffenes Leben.
Das ungewöhnliche Leben einer bedeutenden Schriftstellerin
Christine de Pizan ist eine der interessantesten, bekannten Frauenfiguren des Mittelalters und gilt als die erste selbstständige Laien-Schriftstellerin Europas. Grundlage für ihren Erfolg als Autorin, der sich bereits zu Lebzeiten einstellte, war die umfassende humanistische Bildung, die sie schon von frühester Kindheit an erfuhr. Ihr Vater, ein venezianischer Mediziner, Astronom und Astrologe, brachte das erst vierjährige Mädchen 1368 mit an den französischen Königshof Karls V. Der französische Königshof war ein Zentrum der Künste, Sammelbecken der begabtesten Künstler und größten Namen der damaligen Zeit, die von den kunstsinnigen Herrscher*innen nach Paris geholt wurden. Dieses höfische Umfeld prägte und beeinflusste de Pizan sowohl in ihrer Lebens- und Denkweise als auch in ihrem künstlerischen Schaffen.
Aufgrund des frühen Todes ihres Vaters und ihres Ehemanns wurde sie mit nur 25 Jahren Witwe und war fortan Versorgerin ihrer drei Kindern sowie ihrer Mutter. Anstatt den üblichen Weg einzuschlagen und erneut zu heiraten oder in ein Kloster einzutreten, entschied sie sich dazu, ihre außergewöhnliche Bildung zu nutzen und als Kopistin und Autorin tätig zu werden. Zu ihren Werken gehörten weltliche und geistliche Lyrik, eine Biographie König Karls V., ein Gedicht über Jeanne d'Arc, autobiografische Schriften und vor allem philosophisch-moralische Lehrbücher, hauptsächlich zum Thema der Rolle der Frau in der Gesellschaft.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Erlangen Epistle of Othéa
Epistola di Othea
Épitre d'Othéa - Umfang / Format
- 252 Seiten / 29,3 × 20,0 cm
- Herkunft
- Frankreich
- Datum
- ca. 1460
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Französiche Bâtarde
- Buchschmuck
- 103 große Miniaturen und 307 verzierte Initialen
- Inhalt
- Der Brief der Othéa von Christine de Pizan
- Auftraggeber
- Karl der Kühne, Herzog von Burgund oder Isabella von Portugal
- Künstler / Schule
- Christine de Pizan (1364 – um 1430) (Autorin)
William Vrelant (gest. 1481/82) und seine Werkstatt - Vorbesitzer
- Markgrafen von Bayreuth
#1 Epistola di Othea
Details zur Faksimile-Edition:
Sprache: Italienisch
(3.000€ - 7.000€)
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